MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Triebwerksbauer MTU
An der Börse wurden die Neuigkeiten vom Nachmittag mit einem kräftigen Auf und Ab quittiert. Nach einem kurzen Kurssprung um mehr als drei Prozent büßte die MTU-Aktie ihre Gewinne bald wieder ein und gehörte zuletzt mit einem Minus von mehr als drei Prozent auf 184,65 Euro sogar zu den Schlusslichtern im Dax
Dabei zeichnete MTU-Chef Reiner Winkler für die kommenden Jahre ein positiveres Bild als noch im Herbst 2020: "Die Parameter für eine anhaltende Erholung der Luftfahrt sind intakt." MTU sei gut positioniert, um schon 2022 wieder auf Wachstumskurs zu schwenken, überproportional an der Erholung der Branche teilzuhaben und beim Ergebnis bis 2024 das Niveau des Jahres 2019 zu übertreffen.
Beim Kapitalmarkttag 2020 hatte der Manager die Anleger mit der Aussicht auf eine mehrjährige Neustartphase verschreckt. Demnach sollte MTU erst ab 2024 wieder überproportional am Wachstum der Branche teilhaben.
Mit der Umsatzprognose für 2022 übertraf MTU die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten nun deutlich. Von dem Konzern selbst bis Oktober befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf 4,8 Milliarden gerechnet. Für das laufende Jahr hatte die MTU-Spitze zuletzt 4,3 bis 4,4 Milliarden Euro ins Auge gefasst.
Dass das Geschäft schon im kommenden Jahr so stark wachsen soll, begründet die MTU-Führung vor allem mit einer verstärkten Nachfrage nach Wartung und Instandhaltung von Triebwerken. Dort soll der Umsatz um einen mittleren bis hohen Zwanziger-Prozentsatz steigen.
Vorstandsmitglied Michael Schreyögg verwies auf einen milliardenschweren Auftragsbestand der Sparte. Zudem wartet MTU viele Kurz- und Mittelstreckenjets von Gesellschaften mit starkem Inlandsflugverkehr. Deren Geschäft erholt sich schneller von der Krise als der Verkehr mit Großraumflugzeugen auf der Langstrecke. Auch bei den Betreibern großer Boeing
Im lukrativen Ersatzteilgeschäft und im Geschäft mit neuen Triebwerken erwartet die MTU-Spitze im nächsten Jahr zwar ebenfalls ein starkes Umsatzwachstum - allerdings nur im Zehner-Prozentbereich. Im Militärgeschäft, das von der Corona-Krise wenig betroffen war, soll der Erlös um einen hohen einstelligen Prozentsatz zulegen. Mittelfristig geht der Vorstand von einer Umsatzsteigerung in allen Geschäftsbereichen aus.
Die Corona-Pandemie hat die weltweite Luftfahrtbranche besonders schwer getroffen. Den Fluggesellschaften brach der Großteil ihres Geschäfts weg, viele überstanden die Krise nur dank staatlicher Hilfszahlungen. Die weltgrößten Flugzeughersteller Airbus
Dennoch erholen sich die lukrativeren Bereiche des Konzerns langsamer von der Krise als das Wartungsgeschäft. Daher dürfte der Gewinn nicht ganz so schnell auf das frühere Niveau zurückkehren. Die MTU-Führung erwartet bei dem um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) im kommenden Jahr einen Anstieg um einen mittleren Zwanziger-Prozentsatz. Bis 2024 soll das Ergebnis dann das Niveau von 2019 übertreffen. Da hatte der Konzern mit 757 Millionen Euro den höchsten operativen Gewinn seiner Geschichte erzielt.
Analysten gingen für 2022 zuletzt von gut 600 Millionen Euro aus - und waren damit offenbar optimistischer als der MTU-Vorstand. Dieser rechnet für das laufende Jahr mit einer bereinigten operativen Marge von 10,5 Prozent und damit einem bereinigten operativen Gewinn von maximal 462 Millionen Euro. Bei einem Anstieg um etwa 25 Prozent, wie vom Vorstand in Aussicht gestellt, bliebe der bereinigte operative Gewinn im nächsten Jahr unter den bisherigen Erwartungen der Analysten./stw/ngu/he
Quelle: dpa-AFX