DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA
Der Aktienkurs rutschte dennoch deutlich ab. Das Papier verlor zuletzt am Dax-Ende mehr als 3 Prozent auf 144 Euro - allerdings notierten die Aktien zuletzt auf Rekordniveau.
Die neuartige Krebsimmuntherapie Bintrafusp alfa gilt bislang als wichtiger Hoffnungsträger in der Medikamentenpipeline von Merck. Anfang 2019 war der Konzern mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline
Merck hatte in der nun beendeten Studie das eigene Medikament gegen den Kassenschlager Keytruda des US-Konzerns Merck & Co
Ein Branchenexperte sprach von einer negativen Überraschung, weil erste Daten zur Wirksamkeit aus der Vergleichsstudie aus dem vergangenen Jahr zunächst ermutigend ausgefallen seien. Allerdings hatte der Konzern seine Testpopulation später nicht aufgestockt, was einige Analysten bereits als Hinweis auf einen möglicherweise weniger erfolgreichen Verlauf der Studie interpretiert hatten.
Bintrafusp alfa ist ein neuartiger Therapie-Ansatz, der gleichzeitig auf zwei immununterdrückende Signalwege abzielt. Diese Wege werden häufig von Krebszellen genutzt, um den Abwehrreaktionen des Körpers zu entgehen. Merck nimmt mit der Krebsimmuntherapie besonders schwer zu behandelnde Tumore ins Visier. Bislang ist Bintrafusp alfa noch in keiner Indikation zugelassen. Sie wird aber in einer Reihe von weiteren Indikationen getestet, darunter Gallenwegs- und Gebärmutterhalskrebs. Bei Letzterem habe es zuletzt sehr vielversprechende Ergebnisse gegeben, hieß es auf der Analystenkonferenz. Aber auch für Indikationen wie Anal-, Kopf- und Nacken- sowie Brustkrebs zeigten sich Mercks Pharmaexperten generell positiv gestimmt.
Der Konzern will sich nun einige Wochen Zeit nehmen, um die Bedeutung des Rückschlags für die übrigen laufenden Lungenkrebsstudien unter anderem auch mit dem Prüfmedikament genauer zu ermitteln. An der Kooperation mit GlaxoSmithKline dürfte dies aber nicht ändern, hieß es. Diese laufe "sehr, sehr gut", es gebe keinerlei Signale für einen Rückzug der Briten.
GSK hatte Merck für das Medikament, sollte dies es bis zur Marktreife schaffen, bis zu 3,7 Milliarden Euro an Meilensteinen zugesichert. Hiervon ist bislang nur ein Teil geflossen. Ob der Rückschlag nun Auswirkungen auf den weiteren Zufluss der Meilensteine haben, gelte es abzuwarten, räumte Finanzchef Markus Kuhnert ein. Vorerst hält der Manager an früheren Aussagen fest, wonach Merck in diesem Jahr mit einer Zahlung von rund 70 Millionen Euro rechnen könne.
Der Rückschlag ändert den Aussagen zufolge auch nichts an Mercks Ziel, bis zum Jahr 2022 mit neuen Medikamenten zwei Milliarden Euro Umsatz zu erzielen. Diese gründe sich vor allem auf die bereits am Markt befindlichen neuen Kassenschlager wie die Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad oder die Krebsimmuntherapie Bavencio./tav/ngu/he
Quelle: dpa-AFX