FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa
Ein wichtiges Argument Gerbers ist neben den europäischen Pharma-Kapazitäten die etablierte Infrastruktur am Drehkreuz Frankfurt, an dem natürlich auch importierte Pharmazeutika umgeschlagen werden könnten. Aktuell stehen am größten deutschen Flughafen laut Betreiber Fraport
"Wir haben sehr lange Erfahrungen mit dem Fliegen von Produkten, die gekühlt werden müssen", sagt Gerber. Zu den Corona-Impfstoffen laufen nach seinen Angaben bereits seit Monaten Gespräche auf Experten-Ebene mit den Logistik-Dienstleistern und den Pharma-Herstellern. Weil mit ersten Zulassungen bereits im Dezember gerechnet wird, wird bereits kräftig verhandelt. Gerber rechnet mit einem Höhepunkt der Transportaufträge zwischen Mai und Oktober 2021. "Die Ausschreibungen laufen bereits. Auf diese haben wir uns natürlich gemeldet und ich gehe davon aus, dass es da in Kürze zu den ersten Abschlüssen kommen wird."
Heikel ist vor allem der Umgang mit Impfstoffen im Ultratiefkühlbereich zwischen -70 und -80 Grad, zu denen der Kandidat der Mainzer Firma Biontech
Voraussichtlich werden diese empfindlichen Impfdosen in Behältern mit einer Ummantelung transportiert, in die Trockeneis gegeben wird. Immerhin hat die Lufthansa auch hiermit Erfahrungen, denn aktuell wird beispielsweise Bullen-Sperma auf diese Weise um die Welt transportiert. Aber das sind natürlich wesentlich kleinere Mengen, sagt Gerber. "Für Impfstoffe ist es das allererste Mal. Es ist der erste Impfstoff, der so tiefgekühlt geflogen werden muss."
Es gibt auch weniger temperatur-empfindliche Impfstoffkandidaten, die aber auch alle eine geschlossene Kühlkette benötigen. Die Vaccine von Moderna
Bei der Verteilung plädiert Gerber darauf, zunächst das etablierte und bewährte Transportnetz zu nutzen. "Wir sind in der Lage, Insulin innerhalb von 18 Stunden zwischen Frankfurt und Brasilien nicht nur hin- und herzufliegen, sondern im Zweifel ein Stück weit zu verteilen." In der Logik der Warenströme ist Lufthansa vor allem in Europa, Asien einschließlich Japan sowie in Nord- und Südamerika aktiv. Die Linienflieger verbinden globale Frachtzentren wie Chicago, Frankfurt und Shanghai.
Afrika und der Nahe Osten gelten hingegen als vorrangiges Gebiet der arabischen Airline Emirates, wenngleich Gerber auch hier mitmischen will. Ab März kommenden Jahres ist er Chef der belgischen Lufthansa-Tochter Brussels Airlines, die traditionell ein starkes Netz auf dem afrikanischen Kontinent hat./ceb/DP/mis
Quelle: dpa-AFX