LONDON (dpa-AFX) - Die Londoner Börse ist im Corona-Jahr 2020 gewachsen. Dabei profitierte der Börsenbetreiber unter anderem von einem florierenden Abrechnungsgeschäft. Während die Gesamterlöse um sechs Prozent auf 2,44 Milliarden britische Pfund (rund 2,83 Mrd Euro) zulegten, stieg der bereinigte operative Gewinn nach vorläufigen Berechnungen um fünf Prozent auf rund 1,12 Milliarden Pfund, wie der Konkurrent der Deutschen Börse am Freitag in London mitteilte. Damit lag die London Stock Exchange
Die Clearing-Geschäfte, aber auch das Geschäft mit Daten und der Wertpapierhandel hätten sich widerstandsfähig gezeigt und sich gut entwickelt, hieß es in der Mitteilung weiter. Konzernchef David Schwimmer zeigte sich zufrieden. Er sprach mit Blick auf die Anfang des Jahres erfolgreich abgeschlossene milliardenschwere Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv von einem "wichtigen Meilenstein" in der Unternehmensgeschichte.
Die London Stock Exchange sei gut positioniert für langfristiges Wachstum, das durch den Zukauf beschleunigt werde, betonte der Manager. Auch die Deutsche Börse
Im Januar hatte die EU-Kommission die Refinitiv-Übernahme durch die LSE unter Auflagen genehmigt. Im Zuge des geplanten Zukaufs hatte die Londoner Börse bereits im vergangenen Herbst mitgeteilt, dass die Borsa Italiana an die Mehrländerbörse Euronext verkauft werden soll. Der Kaufpreis für die italienische Börse liege bei etwas mehr als 4,3 Milliarden Euro in bar, hieß es damals. Der Schritt war nicht überraschend gekommen, da die LSE als bisheriger Eigentümer der Borsa Italiana bereits seit einiger Zeit exklusiv mit der Euronext verhandelt hatte. Auch die Deutsche Börse und die Schweizer Börse Six hatte ihren Hut im Bieterrennen in den Ring geworfen, kamen aber nicht zum Zug.
Mit der Refinitiv-Übernahme will LSE-Chef Schwimmer den Börsenbetreiber breiter aufstellen und unabhängiger vom schwankungsanfälligen Geschäft mit Aktien und der Entwicklung im Heimatmarkt machen. Dagegen war eine Fusion der LSE mit der Deutsche Börse in der Vergangenheit mehrmals gescheitert.
Im laufenden Jahr will die Londoner Börse ihre Investitionen auf rund 850 Millionen Pfund erhöhen, die Ausgaben sollen unter anderem wegen der Refinitiv-Integration steigen. Auch die Abschreibungen dürften sich aus Sicht von Experten erhöhen. Am Kapitalmarkt kam das offenbar nicht gut an, die LSE-Aktie verlor am frühen Nachmittag in London zuletzt rund elf Prozent an Wert.
Ben Bathurst vom Analysehaus RBC sprach dagegen von "starken Resultaten" mit Blick auf 2020, die Wachstum über alle Geschäftsbereiche hinweg zeigten. Dies zeige die Widerstandsfähigkeit der LSE während eines Jahres unter schwierigen Marktbedingungen. Durch den abgeschlossenen Refinitiv-Deal bieten sich aus Sicht von Bathurst für die nun größere LSE-Gruppe neue Wachstumsmöglichkeiten. Unterdessen unterstrich Gurjit Kambo von der US-Bank JPMorgan, dass die Zahlen im Rahmen seiner Erwartungen ausgefallen und die Ziele bestätigt worden seien.
Die Londoner Börse will ihren Aktionären für das Gesamtjahr 2020 eine Dividende von insgesamt 75 Pence je Aktie zahlen. Damit soll die Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent steigen./eas/tav/jha/
Quelle: dpa-AFX