NEW YORK (dpa-AFX) - Extreme Unwetter nach Hurrikan "Ida" haben in der Millionenmetropole New York nie da gewesene Überschwemmungen ausgelöst und auch anderswo im Nordosten der USA Verwüstungen angerichtet. Bürgermeister Bill de Blasio rief am späten Mittwochabend (Ortszeit) den Notstand aus. Der Nationale Wetterdienst (NWS) erklärte angesichts der lebensbedrohlichen Lage erstmals für die Stadt und die Umgebung einen Sturzflut-Notfall.
Medien berichteten von mindestens sieben Toten nach den Unwettern in New York, es stand aber zunächst nicht fest, ob diese direkt auf die Überschwemmungen zurückzuführen waren. Der Sender CNN meldete unter Berufung auf die Polizei, die Todesfälle stünden im Zusammenhang mit dem Unwetter. Die "New York Times" schrieb, die Todesursachen müssten noch geklärt werden. Die Opfer seien in Queens und Brooklyn gefunden worden und seien zwischen 2 und 66 Jahren alt. Ein weiterer Toter war zuvor aus dem benachbarten New Jersey gemeldet worden.
Während der Rekordregen New York lahmlegte und auch den Spielplan der US-Open im Tennis störte, sorgten in New Jersey Überflutungen und ein Tornado für Chaos. Auch in New Jersey sowie im Bundesstaat New York galt der Notstand.
"Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Straßen", schrieb de Blasio. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Straße gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen.
Straßen und Wohnungen standen teilweise etwa einen Meter unter Wasser, der U-Bahnverkehr kam komplett zum Erliegen. Auf Videos war zu sehen, wie die Wassermassen U-Bahnstationen überfluteten. Streifenwagen mit Blaulicht sperrten in New York Autobahnen. Angesichts der Lage verhängte die Metropole eine Reisesperre: "Alle Nicht-Notfallfahrzeuge müssen sich außerhalb der Straßen und Autobahnen von NYC befinden", teilte die Stadt auf Twitter mit.
Innerhalb von nur einer Stunde fielen im Central Park in Manhattan rund 80 Millimeter Regen, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Damit pulverisierte das Unwetter den bisherigen Rekord, den Tropensturm "Henri" erst vor gut einer Woche mit 49 Millimetern für 60 Minuten aufgestellt hatte. Insgesamt ist der Sommer 2021 in New York nicht nur sehr heiß und sonnig, sondern auch der regenreichste seit Beginn der Messungen.
In lahmgelegten U-Bahnzügen saßen Fahrgäste fest. In eine U-Bahn-Station drang Wasser mit der Kraft einer Springflut ein, wie Bilder zeigten. Der Flughafen Newark stellte seinen Flugverkehr zwischenzeitlich ein, der John-F.-Kennedy-Flughafen meldete Verspätungen.
Das Extremwetter traf auch die gerade stattfindenden US Open und die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber, deren Spiel verschoben wurde. In das Louis-Armstrong-Stadion, in dem Kerber am Mittwochabend ihr Zweitrundenspiel gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine bestreiten sollte, regnete es trotz eines Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste.
In der Stadt Passaic im Bundesstaat New Jersey wurde ein älterer Mann in seinem Auto von den Wassermassen überrascht und ertrank, sagte Bürgermeister Hector Lora im Sender CNN. Zwei weitere Insassen aus dem Wagen habe die Feuerwehr aber retten können.
Medienberichten zufolge beschädigte ein Tornado im Bundesstaat New Jersey zudem mehrere Häuser. Auf Videos waren abgedeckte Dächer, zerstörte Fassaden und herumfliegende Trümmerteile zu sehen. Der Tornado habe am Mittwochabend vor allem den Bezirk Gloucester hart getroffen, berichtete der örtliche Sender 6abc. Zwei Menschen seien dort leicht verletzt worden. In der Ortschaft Kearny sei zudem das Dach eines Postgebäudes eingestürzt, hieß es in anderen Berichten.
Gouverneur Phil Murphy sagte den Betroffenen auf Twitter Hilfe beim Wiederaufbau zu. Die Unwetter infolge des Hurrikans "Ida" hätten auch zu massiven Stromausfällen geführt, schrieb der Gouverneur. Rund 80 000 Haushalte seien bislang betroffen. Weitere Tornados wurden aus dem Bundesstaat Maryland gemeldet.
"Ida" war am Sonntag als gefährlicher Hurrikan der Stärke vier von fünf südwestlich von New Orleans auf die Küste des südlichen Bundesstaates Louisiana getroffen. Danach schwächte sich der Sturm ab und zog weiter nach Nordosten./scb/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX