LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Immobilienkonzern Adler Group
Die Sonderprüfung geht auf Vorwürfe der Investmentfirma Viceroy des Leerkäufers Fraser Perring zurück, der auch den insolventen Finanzdienstleister Wirecard früh mit Veröffentlichungen unter Druck gesetzt hatte. Gegen Adler hatte Viceroy erstmals Anfang Oktober vergangenen Jahres schwere Vorwürfe erhoben - unter anderem mit Blick auf die Bewertung von Immobilienprojekten. Der Aktienkurs war daraufhin stark unter Druck geraten.
Am Freitag sprang die Aktie zunächst deutlich an und legte zwischenzeitlich um gut 20 Prozent zu. Der ganz große Befreiungsschlag blieb jedoch aus, das Papier gab die Gewinne zum Teil wieder ab. Am Mittag legte der Kurs noch um rund sechs Prozent auf 12,37 Euro zu. Zu Niveaus über der Marke von 20 Euro aus der Zeit vor den Anschuldigungen kann sich die Aktie bislang nicht aufschwingen. Nach den Vorwürfen von Viceroy stürzte der Kurs innerhalb weniger Tage deutlich ab und kam in den Monaten danach immer weiter unter Druck. Im Januar kostete das Papier zeitweise weniger als neun Euro, konnte sich aber zuletzt etwas erholen.
Der Adler-Verwaltungsratsvorsitzende Stefan Kirsten sieht die Vorwürfe von Viceroy nunmehr als "nicht haltbar" an. "Es gab unbotmäßigen versuchten Einfluss in Anzahl und Tiefe durch Dritte, aber von einer systematischen und umfassenden Bereicherung zulasten anderer Stakeholder kann meines Erachtens überhaupt keine Rede sein", kommentierte er. Finanzielle Korrekturen, die die Prüfer gefunden und aufgeführt hätten, würden korrigiert, seien jedoch "immateriell". Schwachstellen bei Struktur und Prozessen sollen beseitigt werden, Informationen dazu soll es voraussichtlich Mitte Mai geben. Ende April will die Adler Gruppe ihren Konzernabschluss für 2021 veröffentlichen. Dabei räumte er Dissens mit KMPG in einigen Punkten ein.
Die Finanzaufsicht BaFin kündigte am Freitag an, den KPMG-Bericht in ihre eigene Bilanz-Untersuchung zu Adler einfließen zu lassen. Diese sei jedoch noch nicht abgeschlossen.
Aufgeführt wurde von KPMG mit Blick auf Mängel etwa eine Transaktion mit einer "angeblich nahestehenden Person" rund um ein Prestigeprojekt im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim. Hier habe der Vorwurf, wonach der Verkaufspreis für die Projektgesellschaft überhöht gewesen sei, von den Sonderprüfern nicht widerlegt werden können, hieß es. Aus Sicht der KPMG sei es zweifelhaft, ob die Bewertung von 375 Millionen Euro dem fairen Wert gemäß der geltenden Bilanzierungsregeln entsprächen. Der Immobilienkonzern sei jedoch "nach wie vor der Ansicht, dass der in der Transaktion vereinbarte Fair Value für die Projektgesellschaft, der so auch in mehreren geprüften Jahresabschlüssen abgebildet und testiert ist, korrekt ist".
Den Vorwurf, dass die von Adler verwendete Berechnungsmethodik zum Beleihungswert, sprich dem Verhältnis zwischen Kreditvolumen und Marktwert der Immobilie, zur Vermeidung von Verletzungen entsprechender Anleihebedingungen geändert worden sei, habe KPMG indes widerlegt. Allerdings entsprechen laut der KPMG die aus den Anleihebedingungen abgeleiteten Verschuldungsgrade den textlichen Vorgaben jedoch nicht vollständig. Bei einer von KPMG als notwendig erachteten Korrektur des fairen Wertes der Gerresheim-Transaktion würde dies auf Ebene der Tochter Adler Real Estate zu einer einmaligen Überschreitung des Beleihungswerts (Loan-to-value, LtV) mehr als 60 Prozent zum Stichtag 30. September 2019 führen.
Die Adler Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin. Das Unternehmen war aus dem Zusammenschluss von Ado Properties, Adler Real Estate und dem Berliner Projektentwickler Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei Adler Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt./nas/mis/jha
Quelle: dpa-AFX