HANNOVER (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Hannover Rück
An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen: Die Hannover-Rück-Aktie legte am Vormittag zeitweise um fast zwei Prozent zu und wurde mit 231,20 Euro so teuer gehandelt wie nie zuvor. Zuletzt gehörte sie mit einem Plus von 1,7 Prozent immer noch zu den stärksten Titeln im Dax
Im vergangenen Jahr erzielte der weltweit drittgrößte Rückversicherer nach vorläufigen Zahlen einen Rekordgewinn von 1,8 Milliarden Euro, rund 100 Millionen mehr als vom Vorstand mindestens angepeilt. Dabei kamen dem Konzern hohe steuerliche Verlustvorträge in Bermuda zugute, wo er wie viele andere Rückversicherer einen Teil seines Geschäfts betreibt.
Weil sich das Steuerrecht in dem britischen Überseegebiet ändert, habe der Konzern die Verlustvorträge statt über mehrere Jahre hinweg jetzt auf einmal in Anspruch genommen, erklärte Henchoz. Dies habe etwa 200 Millionen Euro ausgemacht. In diesem Zuge sank die konzernweite Steuerquote der Hannover Rück von 22,7 Prozent auf 1,4 Prozent.
Der Vorstand nutzte diese Gelegenheit laut Henchoz, um die Rückstellungen für künftige Schäden zu erhöhen und trotzdem sein Gewinnziel zu übertreffen. Die erhöhten Reserven gäben dem Konzern mehr Sicherheit, um seine Ziele für 2024 und 2025 zu erreichen, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Die jüngsten Geschäftszahlen sind nicht ohne Weiteres mit den Vorjahreszahlen zu vergleichen, denn seit 2023 berechnen große Versicherer ihre Geschäftszahlen nach neuen Regeln. Für 2022 hatte die Hannover Rück ursprünglich einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro gemeldet. Nach den neuen Regeln hätte er nur etwa 780 Millionen Euro betragen. Henchoz erklärte die Differenz mit einer Reihe von Bilanzierungseffekten sowie der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem weltgrößten Rückversicherer Munich Re
Der Versicherungsumsatz stieg 2023 nach den angepassten Zahlen um rund ein Prozent auf 24,4 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern stand ein Gewinn von knapp zwei Milliarden Euro, rund 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch über 400 Millionen Euro mehr erwartet - und nicht mit einer so hohen Zufuhr zu den Schadenreserven gerechnet. Zu den endgültigen Jahreszahlen und zur Dividende will sich der Konzern bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 18. März äußern.
Unterdessen setzte die Hannover Rück bei ihren Kunden zum Jahreswechsel erneut höhere Prämien durch. Bei der Vertragserneuerung mit Erstversicherern zum 1. Januar erzielte sie nach Abzug von Inflation und veränderten Risiken einen Preisanstieg von 2,3 Prozent. Der Nachfrage tat dies keinen Abbruch: Die Hannover Rück steigerte ihr erneuertes Prämienvolumen um 6,9 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro.
Beim Geschäftsausbau setzte das Management vor allem auf sogenannte nichtproportionale Verträge. Dabei übernimmt ein Rückversicherer Risiken von Erstversicherern erst ab einer bestimmten Schadensumme - oder nur bis zu einem Höchstbetrag./stw/men/mis
Quelle: dpa-AFX