HANNOVER/BERLIN (dpa-AFX) - Die Hannover Rück
Die Hannover-Rück-Aktie legte am Morgen zeitweise bis auf 224,60 Euro zu und wurde damit so teuer gehandelt wie nie zuvor in ihrer bald 30-jährigen Börsengeschichte. Zuletzt war sie gegen Mittag mit einem Plus von 1,3 Prozent auf 223,20 Euro immer noch Spitzenreiter im Dax
Zwar liegt das Gewinnziel des Vorstands für 2024 nur leicht über den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten, die im Schnitt knapp 2,1 Milliarden vorhergesagt hatten. Allerdings setzt sich die Hannover-Rück-Spitze üblicherweise eher bescheidene Ziele, die meist unter den Erwartungen von Analysten liegen. Die Branchenexperten vom Analysehaus Jefferies und der US-Bank JPMorgan werteten die Neuigkeiten vom Dienstag entsprechend positiv.
Rückversicherer wie Munich Re
Schon für 2023 hat sich die Hannover Rück eine Gewinnsteigerung um mehr als ein Fünftel vorgenommen. Wenn sie im nächsten Jahr tatsächlich 2,1 Milliarden Euro verdient, sind das 50 Prozent mehr als die 1,4 Milliarden von 2022. Dabei berechnet der Konzern seine Geschäftszahlen wie andere große Erst- und Rückversicherer seit 2023 nach den neuen Regeln IFRS 17 und IFRS 9, sodass die Zahlen nicht genau mit den Gewinnen der Vorjahre zu vergleichen sind.
Unterdessen zeigte sich Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel beim Investorentag in Berlin zuversichtlich, dass die Hannover Rück bei den Erstversicherern 2024 erneut lukrative Konditionen durchsetzen kann. So hatte der Vorstand schon bei den Branchentreffen in Monte Carlo und Baden-Baden im September und Oktober deutlich gemacht, bei seinen Kunden weiter an der Preisschraube drehen zu wollen.
Nun soll der Rückversicherungsumsatz des Konzerns im kommenden Jahr um mehr als fünf Prozent steigen - und noch stärker im Schaden- und Unfallgeschäft. Dabei plant der Vorstand 1,825 Milliarden Euro für Großschäden ein - 100 Millionen mehr als im laufenden Jahr.
Dennoch soll nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ein größerer Teil des Umsatzes im Schaden- und Unfallgeschäft übrig bleiben: Der Vorstand rechnet mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von unter 89 Prozent. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres lag sie bei 91,9 Prozent. Zudem erwartet der Vorstand mindestens 800 Millionen Euro höhere Zinseinnahmen.
Bei seinen mittelfristigen Plänen zeigte sich der Vorstand wie gewohnt vorsichtiger. So soll der operative Gewinn (Ebit) in der Zeit von 2024 bis 2026 im jährlichen Schnitt um mehr als fünf Prozent steigen. Die Eigenkapitalrendite soll im durchschnittlich mehr als 14 Prozent erreichen.
In den vergangenen Jahren hatte die Hannover Rück ihr Renditeziel deutlich übertroffen: Hatte sich das Management für die Zeit von 2021 bis 2023 eine Eigenkapitalrendite von mindestens 9,7 Prozent zum Ziel gesetzt, waren es bis Ende September 2023 im Schnitt 15 Prozent.
Unterdessen können die Aktionäre des Konzerns weiterhin mit hohen Dividenden rechnen: So soll die Basisdividende von 2024 bis 2026 jährlich steigen. Zudem fasst der Vorstand weiterhin Sonderdividenden ins Auge, sofern das Kapital des Konzerns den Bedarf für künftiges Geschäftswachstum übersteigt.
In den vergangenen zehn Jahren hatte die Hannover Rück nur zweimal keine Sonderdividende ausgeschüttet. Den Löwenanteil der Dividenden erhält der Versicherungskonzern Talanx
Quelle: dpa-AFX