HANNOVER (dpa-AFX) - Die Hochwasserkatastrophe in Deutschland und die Vielzahl der Corona-Toten in Südafrika schlagen bei der Hannover Rück
An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Die Hannover-Rück-Aktie legte am Morgen zuletzt um 3 Prozent auf 146 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDax
Die Hochwasserkatastrophe hatte im Juli neben Deutschland auch Belgien, die Niederlande, die Schweiz und Österreich getroffen. Die Hannover Rück schätzt, dass sie netto auf Schäden zwischen 200 und 250 Millionen Euro sitzen bleibt. "Einige unserer Kunden sind stark getroffen", sagte Finanzchef Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Kunden von Rückversicherern sind Erstversicherer wie die Allianz
Nicht nur die Höhe der Schäden sei oft nicht klar, erklärte der Manager. Versicherer berichteten auch von untypischen Schadenbildern. So seien oft nicht nur Gebäude stark beschädigt oder zerstört, sondern auch die Böden kontaminiert. Manche Erstversicherer sagten: "So etwas haben wir noch nicht gesehen", berichtete Jungsthöfel. Der deutsche Versichererverband GDV schätzt die versicherten Schäden allein in Deutschland auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro.
Nicht ganz so tief muss die Branche wegen des Sturmtiefs "Volker" aus dem Juni in die Tasche greifen. Während der GDV die versicherten Schäden durch Starkregen und Hagel auf 1,7 Milliarden Euro beziffert, hat die Hannover Rück bisher eine Belastung von 10 Millionen Euro verbucht. Dieser Wert werde sich aber noch mindestens verdoppeln, sagte Jungsthöfel.
Unterdessen kommen die vielen Opfer der Corona-Pandemie die Hannover Rück deutlich teurer zu stehen als gedacht. Während der Konzern im Schaden- und Unfallgeschäft im ersten Halbjahr keine coronabedingten Schäden mehr verzeichnete, verbuchte er in der Personen-Rückversicherung im zweiten Quartal eine unerwartete Belastung von rund 112 Millionen Euro. Damit summiert sich dieser Posten in der ersten Jahreshälfte bereits auf 263 Millionen Euro - und ist damit bereits etwas höher als im gesamten Jahr 2020.
"Wir haben mit einem Rückgang der Sterbefälle in den USA gerechnet, und das trat auch ein", sagte Jungsthöfel. Allerdings sei die Übersterblichkeit in einigen Ländern Lateinamerikas und in Südafrika immens. Er sprach von "erschreckenden Impf- und Sterbezahlen" infolge der Pandemie. Die Hannover Rück sei vor allem in Südafrika stark im Geschäft. Der Manager rechnet daher mit weiteren Belastungen im dritten und vierten Quartal. Deren Höhe lasse sich jedoch kaum prognostizieren. "Das wird vom Impffortschritt abhängen", sagte er.
In der Mortalitätsversicherung zahlen Versicherer am Ende auf jeden Fall die zugesagte Leistung aus. Wenn jedoch in kurzer Zeit deutlich mehr Menschen sterben als üblich, sprengt dies die Kalkulation. Denn ein Unternehmen muss dann nicht nur früher deutlich mehr Geld auszahlen - sondern es erhält auch weniger lang als erwartet Prämien und erzielt geringere Kapitalerträge. Wie andere Rückversicherer hat auch die Hannover Rück solche Risiken von Erstversicherern rückversichert.
Im zweiten Quartal lief es für das Unternehmen indes besser als von Analysten im Schnitt erwartet. Unter dem Strich stand ein Gewinn von rund 365 Millionen Euro und damit gut dreieinhalb Mal so viel wie im coronageprägten Vorjahreszeitraum. Neben dem Schaden- und Unfallgeschäft warfen vor allem die Kapitalanlagen mehr ab.
Unterdessen rechnet die Hannover-Rück-Führung mit weiter steigenden Preisen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung. Der Trend dürfte sich auch im nächsten Jahr fortsetzen, sagte Jungsthöfel. Bei den jüngsten Vertragserneuerungen mit Erstversicherern von April bis Juni setzte die Hannover Rück nach eigenen Angaben insgesamt rund drei Prozent höhere Preise durch und baute ihr Prämienvolumen um 14,7 Prozent aus./stw/men/zb
Quelle: dpa-AFX