FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport
An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Die Fraport-Aktie verlor am Vormittag 6,7 Prozent auf 49,94 Euro und war damit Schlusslicht im MDax
Im zweiten Corona-Jahr 2021 gelang dem Fraport-Konzern die Rückkehr in die Gewinnzone. Dank einer gewissen Erholung im Passagiergeschäft und krisenbedingter Ausgleichszahlungen in dreistelliger Millionenhöhe stand unter dem Strich ein Überschuss von knapp 83 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Fraport einen Verlust von fast 658 Millionen Euro erlitten.
Während das Unternehmen im vergangenen Jahr besser abschnitt als von Analysten im Schnitt erwartet, hatten sich die Experten bei den Gewinnzielen für 2022 mehr ausgerechnet. Allerdings stammten die Analystenprognosen aus der Zeit bis Mitte Februar - und damit vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Die Fraport-Führung versuchte hingegen nach eigenen Angaben, in ihren Prognosen auch die derzeitige geopolitische Lage zu berücksichtigen - jedenfalls insoweit, "wie man es derzeit bei aller Unsicherheit greifen kann".
Nach Einschätzung des Vorstands wird das Passagieraufkommen in Frankfurt in diesem Jahr rund 55 bis 65 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019 erreichen. Da hatte Fraport in Frankfurt fast 70,6 Millionen Fluggäste gezählt. Auch rund zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es immer noch maßgebliche Reisebeschränkungen in vielen Ländern. Dazu zählt auch China. Wann sich das Land wieder für Reisende aus dem Ausland öffnet, ist bisher kaum einzuschätzen.
Dennoch zeigte sich Fraport-Chef Schulte von den aktuellen Buchungszahlen positiv gestimmt: "Die Menschen wollen wieder verreisen!", sagte er bei der Vorlage der Jahresbilanz. Nach dem Abbau von 4300 Arbeitsplätzen fahre Fraport den Betrieb wieder hoch und stelle im operativen Geschäft in diesem Jahr wieder bis zu 1000 Menschen ein.
Allerdings dürfte die Erholung der Passagierzahlen in Frankfurt und an den internationalen Konzern-Flughäfen unterschiedlich ausfallen - abhängig von der Pandemielage und den Regelungen in den einzelnen Ländern. So erwartet der Vorstand am Fraport-Standort in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana lediglich mehr als 50 Prozent des Passagieraufkommens von 2019. An den brasilianischen Airports Fortaleza und Porto Alegre und den 14 Fraport-Regionalflughäfen in Griechenland sollen es bereits rund oder mindestens 80 Prozent werden. Selbst der Flughafen im chinesischen Xi'an soll 75 Prozent erreichen.
Der Ukraine-Krieg und die deshalb verhängten Sanktionen gegen Russland könnten Fraport allerdings das Geschäft gleich an mehreren Standorten verhageln. So lässt der Konzern sein Geschäft am russischen Airport St. Petersburg ruhen und erbringt dort keine Beratungsleistungen mehr. Zudem muss er um seine Beteiligung von 25 Prozent fürchten. Dabei geht es um Forderungen in niedriger dreistelliger Millionenhöhe.
Zudem ist offen, wie viele Reisende aus Russland in diesem Jahr überhaupt noch zu ihren beliebten Urlaubszielen in Bulgarien und der Türkei fliegen. Schon jetzt sitzen russische Reisende an ihren Urlaubsorten fest, weil ihre Flüge nach Russland gestrichen wurden. Zudem können sie mit ihren Kreditkarten außerhalb Russlands nicht mehr bezahlen.
Die Fraport-Führung hat versucht, all diese Entwicklungen in ihrer Geschäftsprognose zu berücksichtigen. Nachdem der Umsatz 2021 um knapp 28 Prozent auf gut 2,1 Milliarden Euro stieg, soll er im laufenden Jahr weiter auf rund 3 Milliarden Euro zulegen.
Beim Gewinn rechnet Fraport hingegen nur mit kleineren Sprüngen. So soll der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 760 bis 880 Millionen Euro möglicherweise nur knapp über den 757 Millionen aus dem Jahr 2021 liegen. Da hatte Fraport allerdings von Ausgleichszahlungen und staatlichen Kompensationen für die Zeit der Corona-Pandemie in Höhe von 320 Millionen Euro profitiert, die sich nicht wiederholen dürften.
Der Konzerngewinn vor Minderheitsanteilen Dritter könnte dem Vorstand zufolge mit 50 bis 150 Millionen Euro sowohl höher als auch niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen sich derweil auf eine weitere Nullrunde einstellen. So will Fraport auch für 2022 keine Dividende ausschütten und das Geld stattdessen für den Schuldenabbau verwenden./stw/jcf/mis
Quelle: dpa-AFX