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ROUNDUP: Flatexdegiro baut auf zweite Jahreshälfte - Vizechef tritt ab

ROUNDUP: Flatexdegiro baut auf zweite Jahreshälfte - Vizechef tritt ab
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25.07.2023 ‧ dpa-Afx

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro setzt nach schwachen Monaten auf bessere Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte. Es sei eine weitere deutliche Verbesserung der Marge im zweiten Halbjahr zu erwarten, teilte das Unternehmen am Montagabend in Frankfurt mit. Und Vorstandschef Frank Niehage zeigte sich zuversichtlich, dass das zuletzt schwächelnde Geschäft mit dem Wertpapierhandel künftig wieder wächst. Am Dienstag wartete Flatexdegiro zudem mit einem überraschenden Abgang auf: Vizechef Muhamad Chahrour verlässt das Unternehmen Ende Dezember - nach nur einem Jahr auf seiner jetzigen Position.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten am Dienstag mit einem Kursrutsch quittiert. Die Flatexdegiro-Aktie büßte am Vormittag rund fünf Prozent ein und war damit einer der größten Verlierer im Nebenwerte-Index SDax .

Der überraschende Abgang von Vorstandsvize Chahrour geschieht den Angaben zufolge auf dessen eigenen Wunsch. "Muhamad Chahrours Entscheidung kam für uns unerwartet", sagte Aufsichtsratschef Martin Korbmacher. "Wir verlieren einen langjährigen und treuen Mitstreiter."

Der heute 37-jährige Chahrour hatte die Position des stellvertretenden Vorstandschefs und Leiter des Tagesgeschäfts (COO) erst zum 1. Januar übernommen. Zuvor hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin den Online-Broker einer Sonderprüfung unterzogen und dabei Mängel in der Organisation und der Unternehmensführung festgestellt. Daraufhin baute Flatexdegiro den Vorstand um. Bis dahin hatte Chahrour mehrere Jahre lang die Finanzen des Unternehmens verantwortet.

Inzwischen sieht Vorstandschef Frank Niehage Grund zu der Annahme, dass die Bafin die Verbesserungen bei Flatexdegiro anerkennt. Das Unternehmen habe seine beanstandeten Techniken zur Kreditminderung inzwischen automatisiert. Er erwarte eine Entscheidung der Behörde und eine Erleichterung bei den Auflagen im September, sagte er in einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Mit Blick auf den Einbruch des Wertpapierhandels seit 2022 zeigten sich Niehage und Chahrour zuversichtlich, dass das jetzige Niveau nicht der neue Normalzustand ist. Die Manager verwiesen auf die allgemeine wirtschaftliche Lage und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Unterdessen bestätigte der Vorstand seine Prognosen für das laufende Jahr. Demnach soll der bereinigte Umsatz weiterhin etwa 380 Millionen Euro erreichen. Die bereinigte Marge für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) soll bei über 40 Prozent liegen. Im abgelaufenen zweiten Quartal lag sie bei 37,4 Prozent, im gesamten ersten Halbjahr sogar nur bei 33,7 Prozent.

Um sein Ziel zu erreichen, will Flatexdegiro vor allem weniger Geld für Marketing ausgeben. So beendet der Broker in diesem Jahr sein Engagement als Trikotsponsor des spanischen Fußballclubs FC Sevilla. Auch die Ausgleichszahlungen für Angestellte wegen der hohen Inflation werden in der zweiten Jahreshälfte nicht wieder anfallen.

Zugleich erwartet der Online-Broker steigende Provisionen aus den von den Anlegern abgewickelten Transaktionen sowie höhere Zinserträge. Bereits im zweiten Quartal profitierte Flatexdegiro kräftig von den gestiegenen Zinsen. Die daraus resultierenden Erträge stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 88 Prozent.

Die Provisionserträge brachen jedoch um mehr als 18 Prozent auf 52,7 Millionen Euro ein, sodass die gesamten Erlöse im Tagesgeschäft (bereinigter Umsatz) nur um knapp acht Prozent auf 90,8 Millionen Euro stiegen. Ähnliches gilt für die Zahl neuer Kundenaccounts: Sie wuchs von Ende März bis Ende Juni lediglich von 2,50 auf 2,56 Millionen Euro.

Dabei hielten sich die Kunden beim Handel mit Wertpapieren im Jahresvergleich eher zurück. Die über die Plattform der Frankfurter abgewickelten Transaktionen gingen im zweiten Quartal um 18,5 Prozent auf 13,2 Millionen zurück. Flatexdegiro sieht die Gründe dafür in geopolitischen Spannungen, hohen Inflationsraten und steigenden Zinsen, die das Ausgabeverhalten der Menschen beeinflussten. Je Transaktion nahm das Unternehmen im Schnitt 3,99 Euro Provision ein und damit einen Cent mehr als ein Jahr zuvor.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) erreichte im zweiten Quartal mit über 24 Prozent Zuwachs 33,9 Millionen Euro. Bei dieser Kennzahl klammert das Unternehmen Effekte aus Rückstellungen für aktienbasierte Mitarbeitervergütungen aus. Hierfür legte Flatexdegiro im zweiten Quartal 4,8 Millionen Euro zurück. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn kräftig gestiegen, nachdem er im vergangenen Jahr immer weiter in den Keller gerauscht war.

Laut Analyst Mengxian Sun von der Deutschen Bank lag das operative Ergebnis im zweiten Quartal niedriger als am Markt erwartet. Die Gebühreneinnahmen des Brokers seien nach wie vor von der Stimmung an den Märkten abhängig - und die zeige keine Anzeichen einer durchgreifenden Verbesserung. Den kompletten Halbjahresbericht will das Unternehmen am 22. August vorlegen./stw/lew/mis

Quelle: dpa-AFX

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