HAMBURG (dpa-AFX) - Beim Wirkstoffforscher Evotec
An der Börse sorgten diese Aussichten für leichte Verstimmung. Am späten Mittag notierte das Papier mit knapp einem Prozent im Minus. Seit dem "Short-Squeeze" eines Leerverkäufers, wodurch die Papiere im Januar auf rund 43 Euro geschossen waren, hat der Kurs inzwischen rund ein Drittel nachgegeben. Während ein Händler die Konzernprognose als "durchwachsen" einstufte, sprach Baader-Analyst Bruno Bulic von positiven Zielen. Der Ausblick werde allerdings durch Wechselkurseffekte belastet, konstatierte RBC-Experte Charles Weston.
Das Evotec-Management um Konzernchef Werner Lanthaler stellt nunmehr für 2021 einen Erlöszuwachs von bis zu rund 14 Prozent in Aussicht. Die Umsätze sollen demnach bei 550 bis 570 Millionen Euro herauskommen. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) wird bei 105 bis 120 Millionen Euro erwartet - dies könnte im schlechtesten Fall ein leichtes Minus von knapp zwei Prozent bedeuten, im besten Fall aber ein Plus von mehr als 12 Prozent.
2020 hatte Evotec seine Erlöse auch dank Meilensteinzahlungen etwa von Pharmapartnern wie Bayer
Unter anderem höhere Kosten für die Forschung und Entwicklung und den Anlauf der neuen Produktionsanlage in den USA drückten 2020 aber auf die Ergebnisse. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) sank auf 106,6 Millionen Euro, fiel damit aber im Rahmen der Konzernziele und sogar etwas besser aus als von Analysten gedacht. Ein Jahr zuvor hatte Evotec noch rund 123 Millionen Euro verdient, damals hatte der Konzern zudem noch Zahlungen vom Pharmakonzern Sanofi
Unter dem Strich fiel der Gewinn auch durch den Wegfall von Steuergutschriften in Italien auf 6,3 Millionen Euro nach 37,2 Millionen Euro im Vorjahr.
In seinen Zielen für das neue Jahr geht das Management nunmehr von weniger starken negativen Corona-Effekten aus. 2020 hatte der Konzern davon gesprochen, dass sich einige Meilensteine und Projekte wegen der Pandemie verzögerten. Meilensteine fallen an, wenn bestimmte vorher festgelegte Ziele in einem Projekt erreicht werden. Im vergangenen Jahr hatte Evotec knapp neun Millionen Euro weniger an solchen Zahlungen eingenommen.
Evotec arbeitet als Auftragsforscher unter anderem für Pharmaunternehmen, baute aber in den vergangenen Jahren auch eine eigene Forschung weiter aus. Auch im neuen Jahr soll mehr Geld hierfür fließen. Mit Stand Ende 2020 kam das Unternehmen auf inzwischen mehr als 800 Allianzen, Partner sind beispielsweise auch Kliniken und Forschungseinrichtungen. Dabei drängt das Unternehmen zunehmend in neue Wachstumsfelder vor.
Schub erhofft sich Lanthaler etwa durch das Zelltherapie-Geschäft - auch durch die sogenannte Betazell-Ersatztherapie bei Diabetes. Auch setzt der Konzern aktuell auf die für das zweite Halbjahr 2021 geplante Inbetriebnahme einer Anlage zur Produktion von biotechnologisch hergestellten Arzneistoffen am US-Standort Seattle.
Das Projekt entsteht unter der Ägide der 2019 übernommenen US-Tochter Just-Evotec Biologics, die zunehmend an Bedeutung für die Konzernstrategie gewinnt. Allein im vergangenen Jahr konnte der US-Ableger die Umsätze mehr als verdoppeln. Zudem hatte Just-Evotec Biologics vor rund zwei Monaten einen wichtigen Millionen-Auftrag des US-Verteidigungsministeriums zur Herstellung von Antikörpern gegen die Covid-19-Erkrankung erhalten./tav/men/jha/
Quelle: dpa-AFX