WEST PALM BEACH (dpa-AFX) - Gute Nachrichten für GSK
Experten zufolge hätten den an Zantac direkt oder indirekt beteiligten Unternehmen hohe Entschädigungszahlungen gedroht. Für Sanofi schätzte Pharmaanalyst Peter Welford von der US-Bank Jefferies diese im ungünstigsten Fall auf bis zu 8 Milliarden US-Dollar. Bei GSK lägen diese im düstersten Szenario mit bis zu 17 Milliarden Dollar sogar mehr als doppelt so hoch. Entsprechend groß war am Mittwoch das Aufatmen an den Börsen. GSK verteuerten sich in London zuletzt um über acht Prozent, Sanofi gewannen gut sechs Prozent. Auch die Titel der GSK-Abspaltung Haleon zogen um knapp vier Prozent an. Pfizer zeigten sich im europäischen Handel zunächst wenig bewegt.
Allerdings haben die Kurse von Sanofi und GSK die im August von den Klagen ausgelösten herben Verluste noch nicht wieder vollständig aufgeholt. Seinerzeit waren die Aktien von Sanofi in nur zwei Börsentagen um bis zu 20 Prozent abgesackt, die Anteile von GSK hatten bis zu 17 Prozent eingebüßt.
Für Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan ist der aktuelle Richterspruch das bestmögliche Ergebnis für die Unternehmen. Ein Massenverfahren sei damit erst einmal vom Tisch und das Risiko über andere Rechtswege erscheine deutliche geringer. Da allein in die GSK-Aktien potenzielle Belastungen von rund zehn Milliarden US-Dollar eingepreist seien, dürfte der Kurs sich nun erholen.
UBS-Experte Michael Leuchten nannte die Entscheidung des Gerichts in Florida "eindeutig eine positive Entwicklung für die Beschuldigten". Anwälte der Kläger hätten allerdings eine große Zahl von Klagen vor staatlichen Gerichten geltend gemacht, vor allem in den Bundesstaaten Kalifornien und Delaware. Anhörungen in Kalifornien sollen demnach Ende Januar beginnen. Ob die Entscheidung in Florida quasi als Blaupause auch für Kalifornien angesehen werden kann, sei unklar, weil die rechtlichen Standards unterschiedlich seien.
GSK begrüßte das Urteil in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme und kündigte an, sich weiter auch gegen die Klagen vor staatlichen Gerichten "energisch" zu verteidigen.
Das ursprünglich von GSK entwickelte und erstmals in den 80er-Jahren auf den Markt gebrachte Medikament, von dem es später verschreibungspflichtige und rezeptfreie Varianten gab, wechselte mehrfach den Besitzer, bevor es 2017 von Sanofi übernommen wurde. Auch Pfizer gehört zu den involvierten Pharmakonzernen.
Im Frühjahr 2020 verbot die US-Behörde FDA sämtliche rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Ranitidin-Produkte wegen inakzeptabler NDMA-Werte, wenig später folgten auch die europäischen Behörden./mis/tih/bek/nas/stk/stw
Quelle: dpa-AFX