ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Eon
Der Kurs der Eon-Aktie legte am Mittwochmorgen zunächst um mehr als drei Prozent zu, drehte dann aber ins Minus. Zuletzt war das Papier mit einem Kursverlust von rund 0,1 Prozent zweitschwächster Titel im Dax
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll 2022 zwischen 7,6 und 7,8 Milliarden Euro liegen. Das wären selbst im besten Fall 100 Millionen weniger als 2021. Analysten hatten im Durchschnitt etwa das untere Ende der Spanne auf dem Zettel. Ausgeklammert sind bei der Prognose mögliche Zu- und Verkäufe. So will Eon nun strategische Optionen für sein Fernwärmegeschäft in Norrköping und Örebro in Schweden prüfen. Dazu zählt auch ein möglicher Verkauf. Der Rest des Fernwärmegeschäfts sei nicht Teil dieser Prüfung, hieß es am Mittwoch.
Außerdem lotet der Konzern Chancen aus, einen Co-Investor für das Breitband-Infrastrukturgeschäft seiner Tochter Westenergie hereinzuholen. Eon hatte vergangenen November Veräußerungen im Wert von 2 bis 4 Milliarden Euro angekündigt, um das Geschäftswachstum bis zum Jahr 2026 zu finanzieren. Von den geplanten Investitionen in Höhe von 27 Milliarden Euro bis 2026 sollen 5,3 Milliarden in diesem Jahr getätigt werden.
Für den bereinigten Konzernüberschuss peilt Spieker im laufenden Jahr eine Spanne von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro an. Damit würde Eon höchstens das Ergebnis von 2021 erreichen. Die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Konzern seien derzeit jedoch nicht vollständig abzuschätzen, hieß es.
Die Eon-Führung sieht vor allem Risiken für die Rohstoffmärkte und damit einhergehende Kredit- und Liquiditätsrisiken sowie Bewertungsrisiken bei Kapitalanlagen. Dazu zählt bei Eon auch die Beteiligung an der Nord Stream AG. Der Konzern ist mit 15,5 Prozent an der Pipeline Nord Stream 1 beteiligt und profitiert bisher von Zinserträgen auf das investierte Kapital. Die Beteiligung ist ein Baustein des Pensionsvermögens.
Unternehmenschef Leonhard Birnbaum verurteilte den Angriff Russlands auf die Ukraine, mahnte aber auch: "Wir müssen auch die Bezahlbarkeit von Energie garantieren. Für Haushalte ebenso wie für die Industrie." Hier gebe es keine einfachen Lösungen. Wenn der Industrie- und Wirtschaftsstandort nicht gefährdet werden solle, dürfe man sich keine moralisch überhöhten Positionen leisten.
Bereits im vergangenen Jahr waren die Energiepreise stark gestiegen. Die Auswirkungen auf das Ergebnis von Eon seien im zweiten Halbjahr jedoch überschaubar gewesen, hieß es am Mittwoch. Im Energienetzgeschäft führten demnach höhere Kosten für Netzverluste zum Beispiel in Schweden zu einer vorübergehenden Belastung. Diese wird laut Eon jedoch durch Regulierungsmechanismen in den betroffenen Ländern über mehrere Jahre hinweg wieder aufgeholt werden.
Im sogenannten Kundenlösungsgeschäft stellt Eon die Lieferung von Energie sowie ganzheitliche Konzepte für Städte und Industrie bereit. Dank der konservativen Einkaufspolitik des Konzerns habe sich die außergewöhnliche Entwicklung an den Rohstoffmärkten nur leicht negativ auf das Ergebnis ausgewirkt.
Im vergangenen Jahr steigerte Eon seinen bereinigten operativen Gewinn um rund 1 Milliarde auf 7,9 Milliarden Euro. Während das Ergebnis das Segment Energienetze im Vergleich zu 2020 knapp 4 Prozent einbüßte, legte der Bereich Kundenlösungen um fast die Hälfte zu, unter anderem wegen der Umstrukturierung des britischen Geschäfts. Zusammen ergeben die beiden Segmente das Kerngeschäft von Eon und machen fast 80 Prozent des Konzerngeschäfts aus.
Aber auch das Nicht-Kerngeschäft steigerte den operativen Gewinn um über 75 Prozent. Dazu zählt bei Eon der Rückbau der deutschen Kernkraftwerke, die von der Einheit PreussenElektra gesteuert werden, sowie das Erzeugungsgeschäft in der Türkei. Hier trug laut Eon eine besonders hohe Auslastung der Kraftwerke und das aktuelle Preisniveau auf der Absatzseite insbesondere im vierten Quartal bei.
Der Konzernumsatz wuchs auf Jahressicht um 27 Prozent auf knapp 77,4 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis erreichte 2,5 Milliarden Euro, mehr als anderthalb Mal so viel wie 2020. Die Aktionäre sollen nun eine Dividende von 0,49 Euro je Anteil bekommen. Das sind 2 Cent mehr als 2020./lew/stw/eas
Quelle: dpa-AFX