VELDHOVEN (dpa-AFX) - Der Chipausrüster ASML
Die Bestellungen beliefen sich in den ersten drei Monaten wie im Vorquartal auf rund 7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Veldhoven mitteilte. Dies habe den Auftragsbestand Ende März auf 29 Milliarden Euro hochgetrieben, sagte ASML-Finanzchef Roger Dassen. Dies zeige im Vergleich mit den für 2022 geplanten Umsätzen bei ausgelieferten Maschinen von 17 Milliarden Euro, wie stark der Konzern auch schon für das nächste Jahr ausgelastet sei. Für das zweite Quartal geht der Konzern von einem "gesunden" Auftragseingang aus, sagte Dassen.
An der Börse in Amsterdam ging es für die ASML-Aktie nach den Nachrichten aufwärts. Mit einem Kursanstieg von knapp drei Prozent auf 577,70 Euro war sie am Morgen der zweitstärkste Gewinner im Eurozonen-Index Eurostoxx 50
Anleger befürchten zunehmend, dass ASML die hohe Nachfrage wegen Problemen auf der Lieferantenseite nicht wie erhofft in Gewinne ummünzen kann. ASML ist mit einem Marktwert von mehr als 230 Milliarden Euro aber noch immer einer der wertvollsten Börsenkonzerne der Eurozone: Im Eurostoxx 50 ist nur der Luxusgüterkonzern LVMH mit 320 Milliarden Euro höher bewertet.
Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies sieht wegen der erhöhten Produktionsplanungen ein Aufwärtspotenzial für die mittelfristigen Schätzungen am Markt. Die voraussichtlich schwache Marge im zweiten Quartal und die gesenkten Erwartungen an die Profitabilität im Gesamtjahr seien jedoch negativ zu werten.
Die Niederländer stellten für das laufende zweite Quartal einen Umsatz von 5,1 bis 5,3 Milliarden Euro in Aussicht. Analysten hatten hingegen im Schnitt fast 6 Milliarden Euro geschätzt. In der Prognose seien aber rund 800 Millionen Euro Umsatz für auszuliefernde Maschinen nicht einbezogen, die in einem beschleunigten Verfahren an die Kunden gingen, sagte Dassen. Die Chipfertiger brauchen in ihrem laufenden Kapazitätsaufbau möglichst schnell die sogenannten Lithografie-Maschinen von ASML. Die Endabnahme nach den branchenüblichen Tests findet in diesem Fall erst später bei den Kunden statt. Dadurch verzögert sich die Umsatzbuchung.
"Wir sehen, dass die Nachfrage nach unseren Systemen weiter höher ist als unsere derzeitige Produktionskapazität", sagte ASML-Chef Peter Wennink. Das Management beließ seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr bei rund 20 Prozent Wachstum.
Allerdings kündigte der Konzern eine Überprüfung seiner mittelfristigen Wachstumsperspektiven für 2025 und darüber hinaus an, weil es zusammen mit Lieferanten stark in den Aufbau neuer Kapazitäten investieren will. Eigentlich wollte ASML die Produktionskapazität für sogenannte DUV-Maschinen (Deep Ultraviolet) bis 2025 auf 375 Maschinen pro Jahr ausweiten. Das wären anderthalbmal so viele wie 2020. Bei den neueren EUV-Geräten (Extreme Ultraviolet) war bisher eine Verdopplung auf 70 Maschinen geplant.
Nun überlege der Konzern, wie er bis zur Mitte des Jahrzehnts auf 600 DUV-Maschinen und 90 EUV-Geräte kommen könne, sagte Dassen. Mittelfristig sollen noch 20 Maschinen besonders moderner EUV-Gerätetypen (High-NA) hinzukommen. Gemeinsam mit Lieferanten befinde man sich derzeit in den Planungen dafür, sagte Dassen. Ergebnisse soll es im zweiten Halbjahr geben.
Dieses Jahr bleibe geprägt von Engpässen in der Lieferkette, schränkte Dassen jedoch ein. Das sorge auch für erhöhte Frachtkosten, weil die Routen unter anderem wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine umgeplant werden müssten. Zusammen mit Zusatzkosten für die Sicherung von Rohstoffen und Kosten für den Personalaufbau dürfte die Bruttomarge in diesem Jahr sich eher auf 52 Prozent zubewegen als bisher geplant bei 53 Prozent liegen.
In den Monaten Januar bis März verbuchte ASML wie erwartet einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro, rund 19 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Bruttomarge lag wie in Aussicht gestellt bei 49 Prozent. Sie gibt an, wie viel vom Verkaufspreis nach Herstellungskosten übrigbleibt und soll im zweiten Quartal bei 49 bis 50 Prozent liegen. Unter dem Strich verdiente ASML in den ersten drei Monaten des Jahres 695 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch gut 1,3 Milliarden Euro gewesen./men/stw/jha/
Quelle: dpa-AFX