FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Trotz der Probleme bei der Postbank wächst die Zuversicht beim Mutterhaus Deutsche Bank
Die Deutsche-Bank-Aktie legte am Vormittag um gut sechs Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Dax
Unterdessen schätzt Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen auf etwa 30 bis 35 Millionen Euro im vierten Quartal. Im dritten Quartal seien es weniger als 10 Millionen Euro gewesen.
In den vergangenen Monaten hatte es heftige Beschwerden von Postbank-Kundinnen und -Kunden vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung gegeben. Sie beklagten sich nach Angaben von Verbraucherschützern zum Beispiel über gesperrte Konten und verzögerte Anschlussfinanzierungen. Ein Sonderbeauftragter im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin überwacht inzwischen, dass die Deutsche Bank die Probleme in den Griff bekommt.
Seit dem vergangenen Jahr wurden schrittweise zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer Plattform zusammengeführt. Zuletzt meldete der Konzern große Fortschritte bei der Behebung der Probleme. Das betreffe besonders Pfändungsschutzkonten und Auszahlungen von Baufinanzierungen bei der DSL-Bank.
Sewing zufolge sind inzwischen zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet. "Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten", schrieb der Vorstandschef.
Die Deutsche Bank stellte im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen 25 Millionen Euro als Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle zurück. Im vierten Quartal könne eine ähnliche Summe anfallen, sagte Finanzchef von Moltke in einer Telefonkonferenz.
Im dritten Quartal musste der Konzern wegen höherer Steuern einen Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Vorsteuergewinn um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro stieg, entfiel auf Aktionäre ein Überschuss von gut einer Milliarde Euro und damit acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. So legte das Geldhaus lediglich 245 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurück, rund 100 Millionen weniger als ein Jahr zuvor.
Unterdessen wuchsen die gesamten Erträge des Konzerns trotz der stark gestiegenen Zinsen lediglich um drei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Während es in der Unternehmensbank deutlich und der Privatkundenbank leicht aufwärts ging, musste der Konzern in der Investmentbank und bei der Fondstochter DWS
Dass die Deutsche Bank vor Steuern überhaupt mehr verdiente als im Vorjahr, verdankte sie der hauseigenen Unternehmensbank. Die Sparte verdoppelte ihr Vorsteuerergebnis auf 805 Millionen Euro, während die anderen Bereiche vor Steuern weniger Gewinn erzielten als im dritten Quartal 2022.
Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Sewing jetzt mit höheren Erträgen für den Konzern: Sie sollen rund 29 Milliarden Euro erreichen und damit etwa das obere Ende der bisherigen Zielspanne.
Unterdessen sieht der Vorstand die Bank in der Lage, bis zum Jahr 2025 weitere 3 Milliarden Euro an Kapital freizusetzen. Dadurch wachse das Potenzial, die Ausschüttungen an die Aktionäre zu steigern, schrieb Sewing - und zwar über die 8 Milliarden Euro hinaus, die der Konzern bereits angekündigt hatte. Finanzvorstand James von Moltke warnte jedoch davor, beide Beträge einfach zu addieren. So dürfte die Bank einen Teil der 3 Milliarden Euro für Investitionen ins Geschäft nutzen. Für 2024 fasst der Vorstand allerdings schon den Rückkauf weiterer Aktien ins Auge./stw/mar/mis/jha/
Quelle: dpa-AFX