BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Sprung in die schwarzen Zahlen will der Essenslieferdienst Delivery Hero
Nach Handelsbeginn legte die Delivery-Hero-Aktie zeitweise zunächst um mehr als elf Prozent zu. Doch dies erwies sich schnell als Strohfeuer: Kurz nach der ersten Handelsstunde sackte ihr Kurs mit rund zwei Prozent ins Minus. Am Freitag hatte das Papier bereits 22,6 Prozent an Wert verloren. Seit dem Jahreswechsel steht nun ein Kursverlust rund einem Drittel zu Buche. In den vergangenen zwölf Monaten beläuft sich das Minus sogar auf etwa 70 Prozent. Selbst wer das Papier vor fünf Jahren und damit vor dem Corona-Boom gekauft hat, hat inzwischen einen Verlust von mehr als 50 Prozent eingefahren.
Unterdessen peilt Delivery-Hero-Chef Östberg für 2024 jetzt einen positiven freien Mittelzufluss an. Der Bruttowarenwert (GMV) soll im Vergleich zum Vorjahr um 7 bis 9 Prozent steigen. Der bereinigte Umsatz soll um 15 bis 17 Prozent zulegen. Dabei klammert der Konzern Aufwendungen für Gutscheine und Rabatte aus.
Wenn es so kommt, würde sich das Geschäftswachstum deutlich beschleunigen. 2023 stieg der Bruttowarenwert nach vorläufigen Zahlen um 1,5 Prozent auf fast 45,3 Milliarden Euro. Der um Gutscheine und Rabatte bereinigte Erlös wuchs um gut 9 Prozent auf knapp 10,5 Milliarden Euro.
Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) erreichte den Angaben zufolge über 250 Millionen Euro. Östberg und Finanzchef Emmanuel Thomassin hatten die Konzernstrategie im vergangenen Jahr auf operative Profitabilität ausgerichtet. Das lange angepeilte Ziel von besonders viel Geschäftswachstum steht wie beim Rivalen Just Eat Takeaway
William Woods vom US-Analysehaus Bernstein Research sieht in den Zahlen "ein positives Signal inmitten negativen Lärms." Auch Jeffries-Branchenkenner Giles Thorne wertete die überraschende Veröffentlichung der Eckdaten als Versuch, dem jüngsten Einbruch des Aktienkurses entgegenzuwirken. Die neuen Ziele für 2024 bezeichnete er als in Ordnung.
Zuletzt hatte ein Medienbericht den Aktienkurs von Delivery Hero auf eine steile Talfahrt geschickt. Laut der "Business Times" aus Singapur war ein Deal zum Verkauf von Teilen des Foodpanda-Geschäfts in Südostasien an Grab Holdings wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen gescheitert. Delivery Hero wies das Gerücht am Freitag zurück: Die Verhandlungen über den potenziellen Verkauf liefen weiter, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Kaufinteressent Grab als Platzhirsch in Südostasien liefert Essen, Supermarktbestellungen und Pakete aus und bietet auch taxiähnliche Fahrten wie Uber
In Deutschland ist Delivery Hero nicht mehr aktiv. Der bisher letzte Versuch, sich hierzulande zu behaupten, war nach nur wenigen Monaten wieder eingestampft worden.
Zudem hatte Delivery Hero sich Ende Januar von seiner Minderheitsbeteiligung am Essenslieferdienst Deliveroo aus Großbritannien getrennt und dabei wohl einen großen Verlust hingenommen. Beim Einstieg dürfte Delivery Hero deutlich mehr gezahlt haben. Analyst Jo Barnet-Lamb von der Schweizer Bank UBS wertete den Schritt dennoch als vernünftig, da er frisches Geld in die Kasse spüle.
Die endgültigen Zahlen will die Konzernführung am 14. Februar vorstellen./ngu/stw/men
Quelle: dpa-AFX