HOLZMINDEN (dpa-AFX) - Gute Geschäfte mit Zusätzen für Heimtiernahrung und Hygieneprodukte sowie Einsparungen stimmen den Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise
"Auch wenn sich der weitere Verlauf der Corona-Pandemie schwer absehen lässt, gehen wir angesichts unserer Leistung im ersten Halbjahr mit Zuversicht in die zweite Jahreshälfte", sagte Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram laut Mitteilung. Der Manager strebt 2020 nun eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 21 bis 22 Prozent an. Bisher waren lediglich mehr als 20 Prozent in Aussicht gestellt worden, was einen möglichen Rückgang im Vergleich zu den 2019 erzielten 20,8 Prozent bedeutet hätte.
Beim Umsatz will Symrise weiterhin schneller wachsen als der relevante Markt, der sich allerdings ein wenig träger entwickeln dürfte als noch vor ein paar Monaten gedacht. So wird das Marktwachstum laut Symrise nun auf 3 bis 4 Prozent geschätzt, nach bisher rund 4 Prozent.
Im ersten Halbjahr stieg der Konzernumsatz auch dank des Beitrags des Ende 2019 übernommenen US-Anbieters natürlicher Inhaltsstoffe für Heimtiernahrung ADF/IDF um 7,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Gegenwind kam derweil von der Wechselkursseite, da viele Währungen in Lateinamerika, wie etwa der brasilianische Real, zuletzt unter Druck geraten waren. Übernahme- und Währungseffekte ausklammert, wuchs Symrise aus eigener Kraft im ersten Halbjahr um 3,4 Prozent. Das impliziert eine Beschleunigung im zweiten Quartal, nachdem in den ersten drei Monaten das Plus nur etwas über zwei Prozent gelegen hatte.
Zugute kam dem MDax-Konzern dabei seine breite Aufstellung. So waren zwar Zusätze etwa für Sonnenschutzmittel und teure Parfüms weniger gefragt, da viele Menschen während der Corona-Pandemie zu Hause blieben und der globale Reiseverkehr zusammengebrochen war. Auch bei Aromen und anderen Zusätzen etwa für Erfrischungsgetränke lief es angesichts geschlossener Bars und Restaurants schlechter.
Dafür aber griffen die Menschen viel stärker bei Hygieneprodukten zu, was etwa die Nachfrage nach Menthol von Symrise nach oben trieb. Und der Trend zum Kochen daheim lieferte dem Geschäft mit Zusätzen für Suppen und Fertiggerichte Rückenwind. Zudem wuchs das Ende letzten Jahres übernommene US-Unternehmen ADF/IDF schneller als geplant. So boomt der Markt für Heimtiernahrung schon länger, da Herrchen und Frauchen ihren Liebsten nur das Beste zukommen lassen wollen. Und: Im Corona-bedingten Lockdown dürften Hund und Katze auch das ein oder andere Leckerli mehr bekommen haben.
Von den rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz blieben als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 21,6 Prozent hängen. Absolut bedeutet das ein Wachstum des operativen Ergebnisses im Jahresvergleich um fast zwölf Prozent auf 393 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Symrise 169 Millionen Euro und damit rund zehn Prozent mehr als vor einem Jahr.
Analyst Andreas von Arx von der Baader Bank lobte "starke Resultate in schwierigen Zeiten". Die Geschäftsentwicklung unterstreiche, wie robust das Geschäftsmodell sei. Das habe zuletzt auch schon der schweizerische Konkurrent Givaudan gezeigt.
Die Symrise-Aktien stiegen am Donnerstagvormittag um bis zu 3,19 Prozent auf 111,45 Euro und stellten damit das erst im Juli erreichte Rekordhoch ein. Im laufenden Jahr summieren sich die Kursgewinne bereits auf rund 19 Prozent. Seit dem Börsengang 2006 hat sich der Wert der Papiere mehr als versechsfacht. Damit bringt es der Konzern mittlerweile auf einen Börsenwert von rund 15 Milliarden Euro.
Dank des Wachstums der vergangenen Jahre kann sich Symrise Hoffnung auf einen Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga machen. Wegen des Bilanzskandals um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard
Heißester Nachfolgekandidat ist zwar erst einmal der Essenslieferant Delivery Hero
Quelle: dpa-AFX