LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Kunststoffkonzern Covestro
Konzernchef Markus Steilemann rechnet 2020 laut Angaben vom Dienstagabend nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,44 bis 1,5 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als die zuletzt in Aussicht gestellten und auch von Analysten im Durchschnitt erwarteten knapp 1,2 Milliarden Euro.
Auch beim freien operativen Mittelzufluss zeigte sich Covestro optimistischer und rechnet mit 400 bis 550 Millionen Euro, nach bisher nur im besten Fall erwarteten 300 Millionen. Damit dürften auch die möglichen Dividendensorgen einiger Investoren nachlassen.
Begründet wurde der neue Ausblick mit einer besseren Margenentwicklung im Geschäft mit Vorprodukten für Hart- und Weichschäume (PUR, Polyurethane), die etwa in Autositzen, Stühlen oder auch als Dämmstoffe eingesetzt werden, sowie in der Polycarbonat-Sparte rund um harte Kunststoffe. Bereits im dritten Quartal hatte Covestro von einer Erholung insbesondere in Asien sowie von Kostensenkungen profitiert.
Trotz der wieder besser laufenden Geschäfte rechnet das Management 2020 weiter mit einer rückläufigen Mengenentwicklung im Kerngeschäft und wurde hier nun konkret: Der Rückgang dürfte 5 bis 6 Prozent betragen, hieß es. Mehr Details wird es im Februar im Zuge der Veröffentlichung der Jahreszahlen geben.
Die Covestro-Aktien schnellten am Mittwoch zum Handelsstart bis auf 50,94 Euro auf den höchsten Stand seit April 2019. Zuletzt führten sie den Dax noch mit einem Plus von 4,19 Prozent auf 49,45 Euro an. Im Sog ging es für die Aktien des Chemiekonzerns BASF um knapp drei Prozent hoch. Die Ludwigshafener sind zwar deutlich breiter aufgestellt, stellen aber auch die Kunststoffvorprodukte MDI und TDI her.
Angesichts der jüngsten Entwicklung der Verkaufs- und der Rohstoffpreise hätten viele Investoren den alten Unternehmensausblick zwar bereits für zu niedrig gehalten, die neue Gewinnprognose übertreffe aber selbst die optimistischsten Erwartungen, schrieb Analystin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs in einer Studie. Die Geschäftsentwicklung im Schlussquartal hochgerechnet, impliziere für 2021 einen operativen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro, saisonale Effekte eingerechnet erschienen sogar 2,7 Milliarden Euro möglich.
Damit würde sich das Ebitda wieder in Richtung der Rekordjahre 2017 und 2018 bewegen, als Covestro von Produktionsausfällen der Konkurrenz und einer starken Nachfrage profitiert hatte. Die starke Gewinnentwicklung hatte den Aktienkurs damals auf mehr als 95 Euro getrieben, fast doppelt so viel wie aktuell.
Die Analysten der Commerzbank blicken derweil zwar optimistisch auf 2021, warnen aber davor, das starke Schlussquartal einfach hochzurechnen. So habe Covestro zuletzt auch von einer eher ungewöhnlichen Knappheit beim Schaumstoffvorprodukt TDI sowie die Polycarbonat-Vorprodukt Bisphenol in China profitiert. Abgesehen davon blieben allerdings die aufgehellten Perspektiven für das MDI-Geschäft und steigende Margen bei Polycarbonaten im Zuge einer besseren Autonachfrage valide Treiber für 2021 - zusätzlich zur Erholung des kleinsten Segments CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen.
Die CAS-Sparte will Covestro überdies mit der Ende September angekündigten Übernahme des Geschäfts mit nachhaltigen Beschichtungsharzen vom niederländischen Chemiekonzern DSM
Quelle: dpa-AFX