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05.08.2020 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP: Corona-Schäden treffen Hannover Rück schwer

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HANNOVER (dpa-AFX) - Die Aussicht auf hohe Kosten durch die Corona-Krise hat bei der Hannover Rück zu einem überraschend herben Gewinneinbruch geführt. Weil der weltweit drittgrößte Rückversicherer die Rückstellungen für erwartete Schäden etwa aus Betriebsunterbrechungen, Warenkrediten und Veranstaltungsausfällen im zweiten Quartal kräftig aufstockte, sackte der Überschuss im Jahresvergleich um fast drei Viertel auf 101,5 Millionen Euro ab. Analysten hatten mit doppelt so viel Gewinn gerechnet. An der Börse lösten Nachrichten einen Kursrutsch von bis zu drei Prozent aus.

Um die Mittagszeit lag die Hannover-Rück-Aktie in einem freundlichen Marktumfeld noch rund ein halbes Prozent im Minus bei rund 144 Euro Euro, gehört damit aber immer noch zu den größten Verlierern im MDax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund 16 Prozent an Wert eingebüßt. Das Quartal sei für den Konzern untypisch schlecht verlaufen, schrieb Analyst Kamran Hossain vom Analysehaus RBC. Allerdings habe er in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung eine deutlich höhere Belastung erwartet.

Wie teuer die Krise den Konzern am Ende zu stehen kommt, wagt auch die Hannover-Rück-Führung nicht vorherzusagen. "Nach wie vor ist eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr mit zu vielen Unsicherheiten behaftet", sagte Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz. Sein ursprüngliches Ziel eines Jahresgewinns von 1,2 Milliarden Euro hatte das Management wegen der Corona-Krise im April kassiert.

Im zweiten Quartal stockte die Hannover Rück ihre Rückstellungen für mögliche Corona-Folgen im Schaden- und Unfallgeschäft von 220 Millionen Euro im ersten Quartal auf jetzt 600 Millionen Euro auf. Dabei reichten die Prämieneinnahmen nicht aus, um die zu erwartenden Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote im zweiten Quartal sprang im Jahresvergleich von 97,7 auf 104,8 Prozent und lag damit im roten Bereich. Der Gewinn im Schaden- und Unfallgeschäft brach dadurch im zweiten Quartal um 82 Prozent auf weniger als 38 Millionen Euro ein.

Der Großteil der Reserven entfällt dem Vorstand zufolge auf noch nicht gemeldete Schäden, mit denen der Vorstand rechnet. So wurden der Hannover Rück laut Finanzchef Roland Vogel bisher noch keine Schäden in der Kreditversicherung gemeldet. Bisher habe das Unternehmen in diesem Bereich daher nur vorsorglich Rückstellungen vorgenommen, sagte er in einer Telefonkonferenz.

Die meisten Corona-Schäden bei der Hannover Rück stammen Vogel zufolge aus der Betriebsunterbrechungsversicherung, nachdem viele Unternehmen ihren Betrieb wegen der Pandemie über Wochen hinweg aussetzen mussten. An zweiter Stelle stehe die Kreditversicherung, gefolgt von der Versicherung gegen Ausfälle von Veranstaltungen. So wurden viele Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Japan wegen der Pandemie verschoben oder gleich ganz abgesagt. Viele Veranstalter haben sich für solche Fälle versichert.

Die Spanne zwischen dem, was der Vorstand nach den bisherigen Berechnungen erwarte, und dem, was im schlimmsten Fall eintreffen könne, sei sehr groß, räumte Finanzchef Roland Vogel in einer Telefonkonferenz ein. Allerdings fühle sich das Management mit seinen bisherigen Schätzungen "sehr wohl".

In der Personen-Rückversicherung brach der Gewinn im zweiten Quartal um mehr als die Hälfte auf 78 Millionen Euro ein. Allerdings blieben die Belastungen durch die Corona-Krise mit 60 Millionen Euro im gesamten ersten Halbjahr überschaubar. Der Großteil der Schäden stammt aus den USA.

Im Vergleich zu ihren größeren Rivalen schlug sich die Hannover Rück in der Corona-Krise bisher gut. Während ihr Gewinn im ersten Halbjahr rund 40 Prozent einbrach, fiel der Rückgang bei der Munich Re mit rund 50 Prozent stärker aus. Die Schweizer Rivalin Swiss Re sackte wegen milliardenschwerer Rückstellungen für Corona-Schäden sogar tief in die roten Zahlen./stw/zb/fba

Quelle: dpa-AFX

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