HANNOVER (dpa-AFX) - Der hohe Druck aus Energiekrise, Lieferschwierigkeiten und wieder steigender Zinsbelastung setzt dem Autozulieferer und Reifenhersteller Continental
Unterm Strich blieb im dritten Quartal ein Verlust von 211 Millionen Euro stehen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Von Juli bis September 2021 hatte der Auto- und Maschinenausrüster noch 309 Millionen Euro Gewinn erzielt, obwohl schon damals der Chipengpass und Corona-Nachfrageschock durchgeschlagen hatten. Die Probleme in den Lieferketten vor allem bei Elektronikteilen sind nicht vorbei. Hinzu kommen nun die ausufernden Beschaffungskosten für verschiedene wichtige Rohstoffe sowie im Einkauf von Energie und weiteren Vorerzeugnissen.
Die Aktie lag am Vormittag an der Dax-Spitze drei Prozent im Plus bei 57,22 Euro. Von ihren Jahrestiefs bei unter 45 Euro vor gut einem Monat hatte sich das Papier ohnehin schon etwas erholt. Dennoch steht für Anleger nach wie vor ein deutliches Kursminus in diesem Jahr von fast 40 Prozent zu Buche.
Das dritte Quartal sei solide ausgefallen, schrieb Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies. JPMorgan-Experte Jose Asumendi wähnte den Konzern auf dem richtigen Weg. Das laufende Ergebnis in der Autozulieferung habe sich bedeutend gebessert und der Auftragseingang bleibe hoch. Die Markterwartungen dürften nun steigen.
Vorstandschef Nikolai Setzer sprach von einem "herausfordernden Umfeld", das wohl noch eine Weile Bestand haben werde. Gleichzeitig zeige sich, dass der Umbau greife. Dazu gehört auch ein Stellenabbau, den Gewerkschafter scharf kritisieren.
Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis legte von 412 Millionen Euro im Vorjahr auf 605 Millionen Euro zu - und fiel damit besser aus als von Analysten zuvor im Schnitt gedacht. Die Geschäftsprognose für das zu Ende gehenden Jahr bleibt unangetastet. Setzer schränkte ein: "Gleichwohl entspricht das finanzielle Ergebnis nicht unseren selbst gesteckten Mittelfristzielen."
Für 2022 rechnet Conti insgesamt mit zusätzlichen Ausgaben von 3,4 Milliarden Euro für Material, Frachten und Energie, etwas weniger als die zuletzt kalkulierten 3,5 Milliarden.
Auch vor Contis Endprodukten macht die Inflation nicht halt. Vorstandschef Setzer sagte, es seien "insbesondere Preisvereinbarungen mit unseren Kunden aufgrund der massiv gestiegenen Kosten" getroffen worden. Wo genau und wie viel man drauflegen müsse, erläuterte er nicht. Laut Finanzchefin Katja Dürrfeld gehen einige Preise für Rohmaterialien in der Reifensparte derzeit leicht zurück. "Aber die schlagen wegen länger laufender Verträge noch nicht ganz durch", sagte sie den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. Im Übrigen gelte: "Wir sind in den Kundengesprächen einen großen Schritt weitergekommen und haben auch im dritten Quartal gute Abschlüsse machen können." Dennoch sei nicht auszuschließen, dass am Jahresende ein Nettoverlust auflaufen könnte.
Das nach langer Zeit wieder zunehmende Zinsniveau spielt dabei eine Rolle. Im Auto-Kerngeschäft von Continental führte es zu einer Wertberichtigung von fast einer halben Milliarde Euro, was für den Nettoverlust unter dem Strich sorgte. Über die ersten drei Quartale nahmen die Nettoschulden des Konzerns um etwa die Hälfte von knapp 4 auf 6 Milliarden Euro zu.
Seinen Umsatz konnte Continental im dritten Quartal von rund 8 auf etwa 10,4 Milliarden Euro ausbauen, was angesichts der schwierigen Branchenlage ebenfalls als vergleichsweise respektabler Wert gilt. Es gibt Rückenwind aus der globalen Autoproduktion, neue Aufträge stabilisieren die Bücher. So plant Conti mehr als zwei Milliarden Euro für ein neues Bremssystem ein, das ab 2025 bei einem großen Autohersteller in Nordamerika zum Serieneinsatz kommen soll. Kürzlich meldeten die Niedersachsen mehrere Bestellungen für Innenraum-Displays, der entsprechende Bestandswert erreiche mittlerweile sieben Milliarden Euro.
Unangenehm sind hingegen Qualitätsprobleme bei Schläuchen, die auch in Klimaanlagen vorkommen. Continental muss sich überdies mit den Folgen eines Hackerangriffs auf seine IT-Systeme auseinandersetzen. Außerdem laufen weitere Untersuchungen zur Verwicklung in den VW
Quelle: dpa-AFX