FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank
Einen höheren Überschuss als im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank zuletzt 2007 mit etwas mehr als 1,9 Milliarden Euro ausgewiesen. 2010 lag der Gewinn knapp unter dem Wert von 2022. In diesen mehr als zehn Jahren hat das Geldhaus reichlich Krisen und Konzernumbauten hinter sich bringen müssen. Der Staat bewahrte das Institut nach Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden vor dem Kollaps und ist bis heute mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär. Ein gescheiterter Fusionsversuch mit der Deutschen Bank und Personalquerelen sorgten in den Jahren nach der Finanzkrise für Unruhe.
2021 war die Commerzbank nach einem Konzernumbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hatte unter dem Strich 430 Millionen Euro verdient. Der Anfang 2021 angetretene Konzernchef Manfred Knof hatte den Sparkurs verschärft. Die Bank baute Tausende Stellen ab und verkleinerte ihr noch vor der Pandemie mit etwa 1000 Standorten in Deutschland relativ engmaschiges Filialnetz deutlich. In diesem Jahr soll etwa 400 Filialen übrig bleiben.
"Die Commerzbank ist wieder da", bilanzierte Knof am Donnerstag. Getragen vom Geschäft vor allem mit Firmenkunden und dank der Zinswende steigerte die Commerzbank 2022 ihre Erträge - also die gesamten Einnahmen - zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf gut 9,46 Milliarden Euro.
Banken bekommen seit Juli 2022 wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Zudem verdienen Geldhäuser zum Beispiel an höheren Kreditzinsen. Ihren Zinsüberschuss will die Commerzbank in diesem Jahr von rund 6,46 Milliarden auf deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro steigern. Einsparungen durch Filialschließungen und Stellenabbau halfen der Bank, die Kosten um 3,2 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro zu senken. Für 2023 ist ein Wert von 6,3 Milliarden Euro angepeilt.
An Erträgen und Gewinn der Commerzbank zehrten auch 2022 Belastungen im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten bei der Tochter mBank. Hinzu kamen unter anderem die in Polen gesetzlich verordneten Zins- und Tilgungsstundungen. Die mBank schrieb 2022 rote Zahlen.
Die Commerzbank strebt nach den zwei profitablen Jahren in Folge zurück in den Dax
Auch den Aktionärinnen und Aktionären verspricht das Commerzbank-Management wieder bessere Zeiten: Die Anteilseigner sollen, wie bereits seit Mittwoch bekannt, erstmals seit 2018 wieder eine Dividende erhalten - und zwar 20 Cent je Aktie. Zudem ist ein Aktienrückkaufprogramm geplant, über das Kapital zurückfließen kann. Diese Nachricht hatte dem Kurs der Commerzbank-Papiere bereits am Mittwoch Auftrieb gegeben. Am Donnerstag ging es weiter nach oben. In den ersten Handelsminuten legte die Aktie um rund fünf Prozent auf den höchsten Stand seit 2018 zu.
Seit dem Sommer, als der Kurs unter anderem wegen der Sorgen vor den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs deutlich unter Druck geraten war, hat sich die Aktie fast verdoppelt. Die Bank ist damit wieder mehr als 13 Milliarden Euro wert. Im Frühjahr 2020 - zum Höhepunkt des Corona-Crashes am Aktienmarkt - waren es weniger als vier Milliarden Euro gewesen. In diesem Zeitraum gehören die Anteile der Commerzbank zu den stärksten Bank-Titeln in Europa. Langfristig sieht dies allerdings ganz anders aus. Seit Ende 2007 sackte der Kurs der Bank um mehr als 90 Prozent ab. Damit gehört die Commerzbank seit der Finanzkrise zu den größten Verlierern an der Börse./ben/zb/stk
Quelle: dpa-AFX