NEUBIBERG (dpa-AFX) - Der Chiphersteller Infineon
Das operative Ergebnis (sogenanntes Segmentergebnis) legte gegenüber dem Vorquartal mit 379 Millionen Euro um fast drei Viertel zu und übertraf damit die durchschnittlichen Schätzungen der Marktexperten klar. Der Konzernüberschuss lag bei 109 Millionen Euro, nach minus 128 Millionen Euro ein Quartal zuvor. In das Zahlenwerk ging auch der in diesem April übernommene US-Konkurrent Cypress Semiconductor erstmals für ein gesamtes Quartal mit ein.
Im frühen Handel legte die Infineon-Aktie um rund 1,2 Prozent zu, während der Dax knapp 1,9 Prozent gewann.
Ein Händler sprach in einer ersten Einschätzung von "guten Quartalszahlen", zudem liege der Ausblick auf das laufende erste Geschäftsquartal leicht über den Markterwartungen. Allerdings enttäusche die Gewinnmarge in der Automotive-Sparte ein wenig. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass die Erwartungen angesichts guter Resultate von Wettbewerbern schon recht hoch gewesen sein dürften, sagte er. Daher seien Gewinnmitnahmen im Tagesverlauf denkbar, auch weil die Aktien zuletzt gut gelaufen seien.
Konzernchef Reinhard Ploss sprach von einem "sehr ordentlichen vierten Quartal" in einem außergewöhnlichen und schwierigen Geschäftsjahr. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 konnte Infineon die Erlöse im kombinierten Unternehmen mit Cypress im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent auf 8,57 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis nahm dagegen um rund 11 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro ab.
Für das neue und seit Anfang Oktober laufende Geschäftsjahr 2020/2021 kündigte der Manager weiteres deutliches Wachstum an. Allerdings wird Cypress Semiconductor dann erstmals für ein gesamtes Geschäftsjahr konsolidiert. Die Zahlen sind daher nur bedingt mit dem Vorjahr vergleichbar.
Trotzdem gibt sich der Manager "verhalten optimistisch". So soll der Umsatz deutlich um rund 2 Milliarden Euro auf 10,5 Milliarden Euro, plus oder minus 5 Prozent, steigen und auch die Segementergebnis-Marge mit 16,5 in der Mitte der Umsatzspanne klar über dem Vorjahreswert liegen. Der Konzernchef verdeutlichte aber auch, dass nicht nur das Infektionsgeschehen eine Herausforderung bleibe, sondern auch die geopolitische Lage.
Positiv sei dagegen, dass Infineon durch die Verstärkung des Cypress-Zukaufs nun über ein breiteres Technologie- und Produktportfolio verfüge. Damit könnte der Chiphersteller noch mehr Märkte erreichen, unterstrich Ploss, der das Unternehmen für die Zukunft "bestens aufgestellt" sieht. Im neuen Geschäftsjahr soll das für Infineon besonders wichtige Autogeschäft etwas mehr als die Hälfte zum erwarteten Umsatzanstieg beitragen.
Für das typischerweise schwächere erste Geschäftsquartal geht der Chiphersteller von einem Umsatz zwischen 2,4 und 2,7 Milliarden Euro aus. Damit würden die Erlöse am unteren Rand der Spanne im Vergleich zum Vorquartal leicht zurückgehen, sie könnten bei einem positiven Verlauf aber auch steigen. Wegen der Schwankungen in der konjunkturanfälligen Chipbranche werden Geschäftszahlen üblicherweise mit dem Vorquartal verglichen.
Infineon habe bewiesen, dass das Unternehmen ein robustes Geschäftsmodell habe und sich auch in unsicheren Zeiten stetig weiterentwickle, befand Ploss. Vor allem der Automarkt habe sich seit dem Sommer besser als erwartet erholt. Hinzu komme der beschleunigte Wandel hin zur Elektromobiliät, insbesondere in Europa. Ploss verwies aber auch darauf, dass andere Märkte Schwäche gezeigt hätten. So sei etwa das Geschäft mit hoheitlichen Dokumenten oder der Markt für Zugantriebe von einer Erholung "noch ein gutes Stück weit" entfernt.
Neben der Automotive-Sparte lief es im vierten Geschäftsquartal auch in der PSS-Sparte (Power & Sensor Systems) positiv für Infineon, Umsatz und operatives Ergebnis konnten jeweils klar zulegen. In der PSS-Sparte ist unter anderem das Geschäft mit Chips für die Stromversorgung sowie für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets gebündelt.
Ungeachtet dessen reduzierte Infineon den Dividendenvorschlag für das abgelaufene Jahr auf 0,22 Euro je Aktie nach 0,27 Euro je Anteilsschein ein Jahr zuvor. Das Unternehmen begründete dies mit der Corona-Krise und anhaltenden Risiken. Die Investitionen für das laufende Jahre sollen zwischen 1,4 und 1,5 Milliarden Euro liegen./eas/mne/fba
Quelle: dpa-AFX