ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag
Die Aktie lag im frühen Handel knapp 0,9 Prozent im Minus.
Im ersten Quartal ging der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) im Jahresvergleich um 9,2 Prozent auf 420,4 Millionen Euro zurück, wie der Dax-Konzern in Essen mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem stärkeren Rückgang beim operativen Gewinn gerechnet.
Während Brenntag im Geschäftsbereich Specialties wegen einer geringeren Nachfrage deutlich weniger im Tagesgeschäft verdiente, stieg der operative Gewinn der Sparte Essentials dank besserer Geschäfte in der Region Europa, Mittlerer Osten, Afrika sowie in Nordamerika. Im Geschäftsfeld Specialties konzentriert sich Brenntag auf den Vertrieb von Inhaltsstoffen für ausgewählte Branchen. Im Bereich Essentials vermarktet das Unternehmen Prozesschemikalien.
Unter dem Strich blieb in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 215,9 Millionen Euro, nach 249,3 Millionen Euro im Vorjahr. Mit gut 4,5 Milliarden Euro verharrte der Umsatz auf Vorjahresniveau.
Für das Jahr 2023 geht Brenntag weiterhin im besten Fall von einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau aus und peilt beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro an. 2022 hatten höhere Verkaufspreise und eine gute Nachfrage dem Chemikalienhändler zu deutlich höheren Erlösen und mehr Gewinn verholfen.
Derweil reißt die Kritik aktivistischer Investoren am Chemikalienhändler nicht ab. Nun wollen sie einen Sitz im Aufsichtsrat. Damit untermauern Aktionär PrimeStone Capital und andere Aktivisten ihre Forderung, das Unternehmen in zwei Teile zu spalten. Abseits dieser Forderungen kritisieren die aktivistischen Investoren die Kommunikation des Aufsichtsrats gegenüber Anlegern sowie dessen Kontrolle der Unternehmensführung.
Erst jüngst hatte Brenntag erklärt, dass das Unternehmen bis zum Ende des Jahres warten wolle, um eine Reorganisation in Betracht zu ziehen. Damit ignorierte der Konzern die Forderungen von PrimeStone und Investor Engine Capital, schnell zu handeln. Das Unternehmen teilte auch mit, dass es keine größeren Veränderungen im Aufsichtsrat vor 2024 in Erwägung ziehe, trotz der Drohung von PrimeStone, zwei eigene Kandidaten vorzuschlagen.
Der seit 2020 amtierende Brenntag-Chef Christian Kohlpaintner hatte dem Unternehmen einen Großumbau verordnet, um es profitabler zu machen. Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden: Bis Ende 2022 hat Brenntag mehr als 1300 Stellen gestrichen und 100 Standorte geschlossen. 2022 hatte das Unternehmen mit dem Programm ein zusätzliches jährliches operatives Ergebnis (Ebitda) von 249 Millionen Euro generiert. Ursprünglich geplant waren 220 Millionen Euro bis Ende 2023.
Brenntag handelt international mit Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen. Das Unternehmen kauft die Stoffe bei Chemiekonzernen in größeren Mengen ein und verkauft sie in kleineren Mengen. In den vergangenen Jahren ist Brenntag mithilfe kleinerer Übernahmen gewachsen. Konjunkturabschwünge treffen das Unternehmen in der Regel weniger stark als Chemiekonzerne, weil Kunden dann weniger Chemikalien benötigen und diese vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen. Zuletzt beschäftigte Brenntag mehr als 17 500 Mitarbeiter in 72 Ländern./mne/knd/stk
Quelle: dpa-AFX