ESSEN (dpa-AFX) - Eine hohe Nachfrage und der im vergangenen Jahr eingeleitete Sparkurs geben dem Chemikalienhändler Brenntag
Die Aktie gab im frühen Handel um rund 3,5 Prozent nach und lag damit zwischenzeitlich am Dax-Ende. Insgesamt habe Brenntag starke Ergebnisse vorgelegt, schrieb Analyst Chetan Udeshi von der US-Investmentbank JPMorgan. Allerdings werde die Ergebnisentwicklung durch höher als erwartete Kosten gebremst. Der für 2022 angekündigte Rücktritt des Finanzvorstands könnte nach Ansicht von Analystin Suhasini Varanasi von der US-Investmentbank Goldman Sachs einige Marktsorgen entfachen.
Im dritten Quartal legte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 30 Prozent auf 342,9 Millionen Euro zu, wie der Dax-Neuling
Der Umsatz kletterte in der Zeit von Juli bis September um rund 30 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Damit übertraf Brenntag die Erwartungen der Experten bei beiden Werten. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 157,4 Millionen Euro. Das war ein Plus von gut einem Drittel.
Die erst im September erneut erhöhte Gewinnprognose bestätigte das Unternehmen. 2021 soll demnach das operative Ergebnis (Ebitda) bei 1,26 bis 1,32 Milliarden Euro liegen. 2020 standen hier 1,06 Milliarden Euro. Bei seiner Einschätzung geht das Management davon aus, dass das derzeit "außergewöhnliche Marktumfeld" mindestens bis zum Jahresende anhält und die Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen nicht wesentlich ändert. Außerdem liegen der Prognose stabile Währungskurse zugrunde.
Derweil will der langjährige Finanzvorstand Georg Müller sein Mandat nach Ablauf seiner Amtszeit Ende März 2022 nicht verlängern. Müller ist seit fast 20 Jahren bei Brenntag, davon zehn Jahre als Finanzvorstand.
Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der seine mehr als 10 000 Produkte bei den Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft, diese lagert und sie dann in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen über kleinere Übernahmen gewachsen. Konjunkturabschwünge treffen Brenntag in der Regel weniger stark als Chemiekonzerne, weil Kunden dann geringere Mengen an Chemikalien benötigen und diese vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen.
Um profitabler zu werden, hatte der seit Anfang 2020 amtierende Unternehmenschef Kohlpaintner dem Unternehmen eine Restrukturierung verordnet. Prozesse, Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden. Auch ungefähr 1300 Stellen will das Unternehmen bis Ende 2022 weltweit streichen. Davon seien etwa mehr als 740 schon abgebaut, teilte Brenntag mit. Auch wurden von den rund 100 geplanten Standortschließungen schon 68 vollzogen. Brenntag beschäftigt mehr als 17 000 Mitarbeiter und betreibt ein Netzwerk aus mehr als 670 Standorten in über 77 Ländern. Größter Konkurrent ist die US-Firma Univar.
Zudem führte der Konzern Anfang 2021 zwei Geschäftsbereiche ein: Essentials und Specialties. Im ersten Bereich vermarktet Brenntag Prozesschemikalien für ein breites Spektrum an Branchen und Anwendungen. Der zweite Bereich konzentriert sich auf den Vertrieb von Inhaltsstoffen für ausgewählte Branchen./mne/ngu/eas
Quelle: dpa-AFX