ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag
Das Management um Konzernchef Christian Kohlpaintner stellt für das laufende Jahr beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) nun einen Anstieg auf 1,16 bis 1,26 Milliarden Euro in Aussicht. Zuvor hatte der Konzern mit jeweils 80 Millionen Euro weniger gerechnet. Wechselkursschwankungen und Sondereffekte sind in der Prognose nicht berücksichtigt.
Die neuen Ziele bedeuten im besten Fall einen Anstieg um fast ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahreswert von rund 1,06 Milliarden Euro. Brenntag erklärte die Anhebung der Prognose mit "starken Ergebnissen im ersten Quartal" sowie den Aussichten für den weiteren Jahresverlauf. So setze sich der positive Ergebnistrend im zweiten Quartal "bis zum heutigen Tag" fort.
Zum Ergebnisanstieg soll einerseits eine verbesserte Effizienz beitragen, die der Konzern durch sein aktuelles Umbauprogramm erzielt. Aber auch aus eigener Kraft will Brenntag zulegen. Zudem berücksichtige die neue Prognose den Ergebnisbeitrag bereits abgeschlossener Übernahmen, hieß es weiter.
Die im MDax notierte Brenntag-Aktie legte im frühen Handel um gut 1,9 Prozent auf 77,72 Euro zu. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan bestätigte seine Kaufempfehlung. Der Chemikalienhändler verspüre weiter eine rege Nachfrage, und das Preisumfeld in der Branche bleibe vorteilhaft.
Seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 ist es für die Brenntag-Aktie steil aufwärts gegangen. Vom damals im April erreichten Tief bei 28,68 Euro hat sich der Kurs inzwischen fast schon verdreifacht. Die Aktienrally dürfte auch die steigende Zuversicht der Aktionäre in den Kurs von Konzernchef Kohlpaintner widerspiegeln. Seit der Vorstellung des geplanten Konzernumbaus auf dem Kapitalmarkttag Anfang November erklomm die Aktie Rekordhochs in Serie.
Kohlpaintner war Anfang 2020 an die Unternehmensspitze gerückt und will den Konzern wieder profitabler machen. Das dafür aufgelegte Programm soll Prozesse, Abläufe und Strukturen verbessern. Vorgesehen ist auch ein Stellenabbau, der möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen soll.
So sollen weltweit bis Ende 2022 etwa 1300 von mehr als 17 000 Arbeitsplätzen wegfallen. Davon waren Mitte des vergangenen Monats etwa 350 bereits abgebaut. Und von den rund 100 geplanten Standortschließungen waren mehr als 50 vollzogen, nachdem der Konzern in den vergangenen Jahren auch mittels kleinerer Übernahmen immer weiter gewachsen war. War Brenntag 2015 noch mit mehr als 530 Standorten in 74 Ländern präsent, waren es Ende 2020 bereits mehr als 670 in 77 Ländern.
Der Umbau hat sich bereits mit einem unverhofft starken ersten Jahresviertel 2021 ausgezahlt: Das bereinigte operative Ergebnis hatte trotz eines kleinen Umsatzdämpfers um gut 14 Prozent auf rund 300 Millionen Euro zugelegt.
Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie den Chemikalienhändler zwar nicht unbeschadet gelassen - unter dem Strich war 2020 der Gewinn gesunken - doch das Schlussquartal lief bereits überraschend gut. Seine Prognose für 2021 stellt der Chemikalienhändler indes unter den Vorbehalt, dass sich der weitere Einfluss der Pandemie auf die Weltkonjunktur und den Konzern selbst nicht wesentlich ändere./tav/stw/jha/
Quelle: dpa-AFX