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18.10.2023 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP: Branchenflaute belastet Chipausrüster ASML - Auftragseingang stürzt ab

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ASML

VELDHOVEN (dpa-AFX) - Der Chipausrüsters ASML blickt nach einem schwachen dritten Quartal vorsichtig auf das nächste Jahr. Konzernchef Peter Wennink stimmt die Investoren auf ein Übergangsjahr mit einem stagnierenden Umsatz ein und rechnet erst danach wieder mit einem starken Wachstum. Im dritten Quartal stürzte der Auftragseingang im Vergleich zu den drei Monaten davor ab und der Umsatz ging zurück - ungewöhnlich für das in den vergangenen Jahren meist erfolgsverwöhnte Unternehmen. An der Börse wurden die Zahlen und der Ausblick des wertvollsten Technologieunternehmens Europas negativ aufgenommen.

Die ASML-Aktie gab am Mittwoch im frühen Handel bis zu fünf Prozent nach, konnte sich allerdings im weiteren Verlauf zumindest etwas erholen. Zuletzt stand ein Minus von rund vier Prozent auf 549 Euro auf dem Kurszettel. Das Papier steht seit einiger Zeit unter Druck. Seit dem im November 2021 erreichten Rekordhoch von 777,50 Euro ging es um fast 30 Prozent nach unten.

Trotz des Rückgangs in den vergangenen zwei Jahren zählt das Papier aber mittel- und langfristig zu den größten Gewinnern an den europäischen Aktienmärkten. In den vergangenen fünf Jahren legte der Kurs rund 250 Prozent zu; auf zehn Jahre gesehen sind es mehr als 700 Prozent. Mit einem Börsenwert von 220 Milliarden Euro zählt ASML zu den wertvollsten Unternehmen Europas.

Von Juli bis Ende September fiel der Auftragseingang im Vergleich zum Vorquartal um 42 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Von Bloomberg befragte Analysten hatten mit einem unveränderten Wert von rund 4,5 Milliarden Euro gerechnet. Der Umsatz ging leicht auf 6,7 Milliarden Euro zurück. Der Nettoumsatz lag damit etwa in der Mitte der Konzernprognose, aber etwas unter der Durchschnittsschätzung der Analysten.

Etwas besser als erwartet fiel die Bruttomarge, die leicht auf 51,9 Prozent anzog, aus. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit knapp 1,9 Milliarden Euro etwas weniger als noch im dritten Quartal. Trotz des schwachen Quartals bestätigte Wennink die Umsatzprognose für das laufende Jahr. Demnach soll der Erlös im laufenden Jahr um bis zu 30 Prozent steigen. Das wären etwas mehr als 27 Milliarden Euro. 2024 soll dann der Umsatz ähnlich hoch ausfallen.

Erst in den Jahren danach soll es wieder kräftig nach oben gehen. Für 2025 prognostizierte Wennink in einer Analystenkonferenz ein starkes Wachstum. Ende vergangenen Jahres hatte er für 2025 einen Umsatz zwischen 30 Milliarden Euro und 40 Milliarden Euro in Aussicht gestellt - bis 2030 soll dieser Wert der Prognose vom vergangenen November zufolge auf bis zu 60 Milliarden Euro ansteigen. Zudem will er den Konzern noch profitabler machen - die Bruttomarge soll auf bis zu 60 Prozent klettern. Bauen kann der Konzern dabei weiter auf ein dickes Auftragspolster von rund 35 Milliarden Euro.

Die Halbleiterindustrie durchlaufe derzeit eine Talsohle, doch die ASML-Kunden erwarteten den Wendepunkt bis Ende dieses Jahres, sagte Wennink laut Mitteilung. Es sei aber nach wie vor unsicher, wie stark Nachfrageerholung ausfallen wird. Die Halbleiterindustrie erlebt nach einem jahrelangen Boom unter anderem ausgelöst durch die hohe Nachfrage nach Technologieprodukten in der Corona-Pandemie eine Flaute. Hersteller halten sich daher mit Bestellungen bei ASML zurück - auch weil unklar ist, wie stark sich die Nachfrage durch die Verbraucher wegen der hohen Inflation und zum Teil schwachen Wirtschaft entwickelt.

Dazu kommen politische Probleme. ASML ist ins Visier der US-Bemühungen geraten, die Exporte von Spitzentechnologie nach China - einem der größten Märkte des Konzerns - einzuschränken. Anfang dieses Jahres überzeugte die US-Regierung ihr niederländisches Pendant, ASML die Lieferung einiger Lithographie-Maschinen nach China zu untersagen. Die Restriktionen sollen ab dem 1. Januar vollständig in Kraft treten. Die USA kündigten am Dienstag weitere Exportbeschränkungen an, die China den Zugang zu fortschrittlicher Halbleitertechnologie versperren sollen.

ASML ist der einzige Hersteller von Lithographieanlagen, die für die Herstellung modernster Halbleiter benötigt werden. Der Konzern verzeichnete in diesem Jahr einen sprunghaften Anstieg des Geschäftsvolumens in China, da die dortigen Chiphersteller im Vorfeld drohender Exportkontrollen ihre Bestellungen erhöhten. ASML befürchtet, dass neue US-Beschränkungen mittelfristig die Verkäufe in China drosseln könnten. Auf China entfielen im dritten Quartal 46 Prozent des ASML-Umsatzes, verglichen mit 24 Prozent im zweiten und 8 Prozent im ersten Quartal.

ASML erwartet jedoch keinen wesentlichen Einfluss der niederländischen und US-amerikanischen Auflagen auf die Finanzprognosen, weder für das laufende Jahr noch längerfristig. Der Chipausrüster rechnet für das vierte Quartal mit einem Umsatz von 6,7 bis 7,1 Milliarden Euro (Vorquartal: 6,7) und einer Bruttomarge von 50 bis 51 Prozent. Der Chipausrüster trieb im dritten Quartal auch seinen Aktienrückkauf voran und erwarb Aktien im Wert von rund 100 Millionen Euro./lfi/zb

Quelle: dpa-AFX

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