MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW
Die BMW-Aktie verlor am Mittag rund drei Prozent auf 102,16 Euro. Bereits die Eckdaten und die neue Prognose hatten Anleger verstimmt. Vor den ersten Resultaten zum zweiten Quartal hatte das im Dax
Anstoß nahmen die Experten vor allem am gesenkten Ausblick für den freien Finanzmittelzufluss (Free Cashflow) im Autogeschäft, der nun nur noch mindestens 6 Milliarden statt rund 7 Milliarden betragen soll. Finanzvorstand Mertl zufolge nimmt der Konzern derzeit Chancen auf Investitionen wahr, die sich durch die besser als erwartet verlaufende Umsatzentwicklung in diesem Jahr ergeben, wie er in einer Telefonkonferenz sagte. Dazu gehören Ausgaben für Elektromodelle und -antriebe, insbesondere Investitionen in die Batterieproduktion.
Im Tagesgeschäft schätzt BMW die Lage besser ein. Der Absatz von Autos soll 2023 um fünf bis zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 2,4 Millionen zulegen statt nur um bis zu fünf Prozent. Bei der viel beachteten operativen Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern in der Autosparte peilt Mertl jetzt 9 bis 10,5 Prozent vom Umsatz an. Vorher standen 8 bis 10 Prozent im Plan. Indes warnte BMW davor, dass auch im zweiten Halbjahr Belastungen aus Zahlungen an Lieferanten wegen hoher Inflation und zur Stützung der Lieferketten anfallen werden.
Im zweiten Quartal fielen sowohl operative Marge als auch der Mittelzufluss ohnehin schwächer aus als von Fachleuten erwartet. Mertl verwies am Donnerstag auf Gegenwind durch Währungen und Rohstoffpreise in Höhe von 300 Millionen Euro im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. Auch für Forschung und Entwicklung seien rund 300 Millionen Euro mehr aufgewendet worden. Zudem belasteten höhere Gewährleistungskosten, zu deren Gründen Mertl nicht konkreter werden wollte.
Die negativen Effekte konnten durch die bessere Entwicklung der Verkäufe und durchschnittlichen Verkaufspreise nicht wettgemacht werden. Wäre nicht eine gegenüber dem Vorjahr deutlich geringere Belastung aus der Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance angefallen, wäre die Marge gesunken. Stattdessen stieg sie um einen Prozentpunkt auf 9,2 Prozent.
Unter dem Strich ging der Konzernüberschuss im Jahresvergleich um 2,9 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro zurück. Grund seien vor allem höhere Steuern gewesen. Der Umsatz im Konzern kletterte hingegen um 7 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro, weil BMW mehr Autos verkaufte und teurere Modelle einen größeren Anteil am Gesamtverkauf hatten.
In das Klagen rund um eine mutmaßliche Schwäche der Auftragslage in der deutschen Autoindustrie wollte das BMW-Management nicht einstimmen. Die Auftragslage sei weiter sehr hoch, sagte Mertl. Die Bestände reichten für einige Modelle bis ins kommende Jahr, die Wartezeiten seien nach wie vor lang. Allerdings gebe es erste Tendenzen einer Normalisierung auf dem Markt. "Umso mehr bleiben wir fokussiert auf Preisdisziplin", kündigte Mertl an.
Allerdings warnte Vorstandschef Zipse vor einer anhaltenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen. "Die Deindustrialisierung Deutschlands nimmt Fahrt auf", sagte er und verwies auf eine hohe Anzahl an Insolvenzen. Diese Entwicklung treffe das Herz der deutschen Wirtschaft, vor allem den Mittelstand. Zipse verteidigte zudem weiter seine Ansicht, dass dem Klima mit einem Verbrennerverbot wie derzeit von der EU geplant nicht geholfen sei. Jedes neue Auto, das ein altes ersetze, sei gut für die Klimabilanz. Verbote, die dazu führten, dass ältere Autos länger gefahren würden, wirkten hingegen kontraproduktiv./men/tav/zb
Quelle: dpa-AFX