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12.04.2022 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP: Bauzinsen steigen - Immobilienkäufern drohen noch höhere Kosten

FRANKFURT (dpa-AFX) - Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, muss sich auf noch höhere Kreditzinsen einstellen. Zwar sind die Bauzinsen schon binnen kurzer Zeit kräftig geklettert, doch Experten rechnen mit weiteren Aufschlägen im Jahresverlauf, die sich bei den Raten für Darlehen schmerzhaft bemerkbar machen dürften. Trotzdem warnen sie vor überstürzten Vertragsabschlüssen.

"Wir erwarten, dass die Hypothekenzinsen für zehnjährige Finanzierungen in den Sommermonaten auf drei Prozent steigen", sagt Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH Finanzberatung, am Dienstag. Mit diesem Sprung hatte er eigentlich erst bis Jahresende gerechnet. "Aber momentan ist der Aufwärtstrend nicht aufzuhalten."

Derzeit liegt der Zins für zehnjährige Standardkredite nach Angaben von FMH im Schnitt bei 2,12 Prozent. Zum Vergleich: Im Dezember waren es noch 0,9 Prozent gewesen. Herbst sprach vom "stärksten Anstieg seit dem Jahr 1999". Damals seien die Zinsen zwischen Mai und Oktober - auf weit höherem Niveau - von 5,1 auf 6,4 Prozent geklettert.

Auch der Münchner Immobilienfinanzierer Interhyp rechnet mit einem weiteren Zinsanstieg. "Wir halten 2,5 bis 3 Prozent für zehnjährige Darlehen bis Jahresende für realistisch", sagte jüngst Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei Interhyp. Allein im März hätten sich solche Finanzierungen um 0,5 Prozentpunkte verteuert.

Einen Anstieg der Bauzinsen hatten viele Experten erwartet, aber nicht so schnell. Gründe sind die hochschießende Inflation und das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Am Dienstag kletterte die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf bis zu 0,84 Prozent - ein Hoch seit Mitte 2015. An Bundesanleihen orientieren sich die Bauzinsen. Herbst glaubt auch, dass Banken strengere Vorschriften der Finanzaufseher im Kampf gegen Übertreibungen am Immobilienmarkt auf die Kreditkonditionen umlegen.

Wegen der hohen Inflation in Europa und den USA stehen die Notenbanken unter Druck, ihre lockere Geldpolitik zu straffen. Die US-Notenbank Fed hat die Zinswende im März mit einer ersten Leitzinsanhebung eingeleitet, Experten erwarten mehrere Schritte dieses Jahr. Das lässt das Zinsniveau an den Börsen steigen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steht bei ihrer Zinssitzung am Donnerstag unter Zugzwang. Vor allem hohe Energiepreise treiben die Teuerung an, dazu kommen noch die Folgen des Ukraine-Kriegs. In Deutschland lag die Inflationsrate im März bei 7,3 Prozent.

Bitter für Sparer: Während Kredite teurer werden, werfen Bankguthaben weiter keine Zinsen ab oder werden gar mit Negativzinsen belegt. Zuletzt haben einige Banken ein Ende der Negativzinsen in Aussicht gestellt, sobald der Strafzins auf Bankeinlagen bei der EZB wegfällt.

Der Anstieg der Bauzinsen hat Finanzierungen schon deutlich teurer gemacht, berichtet der Vermittler Dr. Klein. Immobilienkäufer wählten zunehmend längere Zinsbindungen von zuletzt 13 Jahren und zehn Monaten, hieß es. Der Kreditvermittler Baufi24 verweist zudem auf Forward-Darlehen, mit denen sich Immobilienbesitzer die Zinsen für Anschlussfinanzierungen bis zu fünf Jahre im Voraus gegen einen Aufschlag sichern können.

"Wer einen Kredit benötigt, sollte sich frühzeitig vorbereiten, jetzt Konditionen vergleichen und die Auswirkungen eines weiteren Zinsanstiegs für sich durchrechnen", rät Interyhp-Expertin Mohr. Sie empfiehlt eine eher höhere Anfangstilgung und längere Zinsbindungen.

FMH-Gründer Herbst rät Immobilienkäufern davon ab, aus Angst vor schlechteren Konditionen übereilt Verträge abzuschließen. Bei einem Kredit von 400 000 Euro mache ein Zinsanstieg um 0,25 Prozentpunkte höhere Kosten von 1000 Euro pro Jahr aus und 10 000 Euro über zehn Jahre, rechnet er vor. Viel Geld zwar. Vor dem Abschluss müsse aber erst die sorgfältige Entscheidung für ein Objekt stehen. "Eine falsch ausgewählte Immobilie kann mich aber noch viel mehr kosten."/als/DP/eas

Quelle: dpa-AFX

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