MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwarespezialist Nemetschek
Das Papier legte nach Handelsbeginn um 3,4 Prozent auf 87,39 Euro zu. Der Kurs hat sich von dem Abschwung im Jahr 2022 mittlerweile deutlich erholt, Ende 2022 war die Aktie für unter 50 Euro zu haben. Die Hochs aus dem Herbst 2021 bei über 116 Euro sind aber noch weit entfernt. Nemetschek ist an der Börse rund 10 Milliarden Euro wert - das ist mehr als etwa die Dax-Werte Zalando
Für Analyst Nay Soe Naing von Berenberg schnitt Nemetschek vor allem bei der Profitabilität überraschend gut ab. Er vermutete dahinter eine Stärke bei Lizenzverkäufen und einen guten Lauf in der Design-Sparte, die als einzige noch vorwiegend mit dem Erlösmodell über Lizenzen arbeite. Lizenzsoftware besteht im Gegensatz zu Abo-Software aus Programmen, die ein Kunde vor Ort bei sich installieren kann und bei der eine Kopie in sein Eigentum übergeht. Dafür wird in aller Regel ein Einmalbetrag bezahlt, der im Vergleich zur Abonnementgebühr vergleichsweise hoch ist.
Baader-Bank-Experte Knut Woller attestierte dem Unternehmen, stets seine Versprechungen einzuhalten. Beim Blick auf das vierte Quartal allein sei das Übertreffen der Markterwartungen beim operativen Ergebnis noch beeindruckender. Er sehe angesichts der erfolgten Umstellung der wichtigen Marke Bluebeam auf das Abomodell keinen Grund, warum Nemetschek 2024 nicht zu prozentual zweistelligem Wachstum und einer Marge von über 30 Prozent zurückkehren sollte, wie vom Management laut früheren Angaben in Aussicht gestellt.
Der Umsatz legte 2024 um 6,2 Prozent auf 851,6 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen in München mitteilte. Währungsbereinigt wäre es ein Plus von acht Prozent gewesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb der Gewinn mit 257,7 Millionen Euro nahezu stabil. Die entsprechende Marge ging von 32,0 auf 30,3 Prozent zurück. Beide Werte lagen am oberen Ende der zuletzt gültigen Prognose.
Nemetschek hat weite Teile seines Angebots auf Software-Abos umgestellt, das belastet zunächst Erlöse und Gewinne. Mittel- und langfristig sollen die Einnahmen und Gewinne aus den Aboverträgen jedoch diejenigen aus dem Lizenzgeschäft übersteigen und auch die Kundenbindung erhöhen - kündigt ein Kunde, kann er die Mietsoftware in aller Regel nicht mehr nutzen. Zudem wird das Geschäft besser planbar: Die jährlich wiederkehrenden Umsätze machten 2023 mehr als drei Viertel der Erlöse aus, im Jahr davor lag der Anteil noch bei zwei Dritteln.
Vorstandschef Padrines wertete die Resultate als Beleg, "dass die Nemetschek Group weiterhin auf ihrem erfolgreichen Wachstumskurs ist - trotz des teilweise herausfordernden Marktumfelds und Wirtschaftsklimas". Der Konzern will Geschäftsbericht am 21. März vorstellen und dann auch eine detaillierte Prognose für das neue Jahr geben.
Nemetschek bietet vor allem Software für Architekten, Bauzeichner, Bauunternehmen, Immobilienverwalter und Medienunternehmen an. Das Unternehmen hat rund 3600 Mitarbeiter. Gut die Hälfte der Aktien gehört der Stiftung des Unternehmensgründers Georg Nemetschek oder seiner Familie./men/ngu/stk
Quelle: dpa-AFX