LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF
"Der Schwung aus dem ersten Quartal setzt sich fort", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Das zweite Quartal dürfte deutlich besser als das Vorjahr ausfallen. Im Vorjahreszeitraum war im Zuge der ersten Corona-Welle der Umsatz deutlich zurückgegangen, unter dem Strich hatte wegen Abschreibungen auf die Beteiligung Wintershall Dea ein Verlust gestanden. Allerdings warnte BASF-Chef Martin Brudermüller: Die Risiken blieben im laufenden Jahr aber bestehen. Deshalb gebe es weiterhin eine große Spanne bei den Jahresprognosen.
Für das laufende Jahr erwarte der Chemiekonzern nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5,0 bis 5,8 Milliarden Euro und einen Umsatz von 68 bis 71 Milliarden Euro. Zuvor hatte BASF beim bereinigten Ebit 4,1 bis 5 Milliarden Euro angepeilt nach knapp 3,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Bei den Erlösen hatte das Unternehmen 61 bis 64 Milliarden Euro auf dem Zettel nach rund 59 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Aktie gab im frühen Handel um knapp 1,6 Prozent nach.
Die Ergebnisse im operativen Geschäft hätten die Markterwartung um 17 Prozent übertroffen, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer ersten Reaktion. Hierzu hätten auch die Produkte der Spezialchemie beigetragen. Das lasse die Ergebnisse auf einen zweiten Blick sogar noch besser aussehen. Er rechne jedoch nicht mit einer stärkeren Kursreaktion, weil die Aktie zuvor bereits besser gelaufen sei als der Gesamtmarkt und die Papiere der Wettbewerber. Es seien Gewinnmitnahmen möglich.
Im ersten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Zum Zuwachs hätten höhere Mengen und Preise beigetragen, während sich Währungseffekte negativ ausgewirkt hätten, hieß es.
Vor allem im Tagesgeschäft lief es für BASF deutlich besser. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen legte um 42 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Dazu trugen vor allem die Segmente Basischemikalien (Chemicals), Materials und Surface Technologies bei. Zur Sparte Materials gehören Vorprodukte wie etwa Isocyanate und Polyamide für die Kunststoffindustrie und die kunststoffverarbeitende Industrie. Zur letzten Sparte gehören Katalysatoren und Beschichtungen.
Schlechter entwickelte sich das Geschäft mit Aromainhaltsstoffen und Tierernährung in der Sparte Nutrition & Care. Im Bereich Industrial Solutions belastete vor allem das Geschäft mit Kunststoffadditiven das Ergebnis. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 1,7 Milliarden Euro und damit fast doppelt soviel wie im Vorjahr.
Das Marktumfeld bleibe von hoher Unsicherheit geprägt, hieß es weiter. Risiken könnten sich aus einer länger als angenommen anhaltenden Einschränkung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten aufgrund von Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ergeben. Es gebe aber auch Chancen wie einen schnelleren Impffortschritt, eine schnelleren Erholung der Gesamtwirtschaft sowie eine weiterhin anhaltende positive Margenentwicklung.
Der Konzern hatte im vergangenen Jahr wegen der coronabedingten Probleme seinen Sparkurs verschärft. Bis zu 2000 Stellen weltweit will das Unternehmen in seiner erst Anfang 2020 entstandenen Dienstleistungseinheit "Global Business Services" bis Ende 2022 abbauen. Mit den Stellenstreichungen will BASF ab dem Jahr 2023 mehr als 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Bei der Einheit arbeiten weltweit rund 8400 Beschäftigte, davon rund 1400 in Ludwigshafen. Die Einheit kümmert sich unter anderem um Finanzen, Logistik und Personal.
Konzernchef Martin Brudermüller hatte bereits 2019 ein Sparprogramm mit der Streichung von 6000 Stellen aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Damit will das Management den operativen Gewinn (Ebitda) ab 2021 jährlich um zwei Milliarden Euro verbessern. Der Großteil dieses Stellenabbaus ist bereits abgeschlossen. So beschäftigte der Konzern zuletzt nach Unternehmensangaben 117 000 Mitarbeiter und damit 5000 weniger als Ende 2018.
Im Fokus steht auch die BASF-Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea - unter anderem wegen ihrer finanziellen Beteiligung an der vor allem von den USA stark kritisierten Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2. Über diese soll Gas direkt von Russland nach Deutschland transportiert werden. Eigentlich wollte Konzernchef Brudermüller die ehemalige Öl-und-Gas-Tochter im zweiten Halbjahr 2020 an die Börse bringen. Wintershall Dea, an der BASF noch rund 70 Prozent hält, soll nun im laufenden Jahr 2021 aufs Parkett gehen.
Ab 2050 will BASF klimaneutral sein und plant dafür Milliardeninvestitionen. Bis 2025 sind Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro sowie bis 2030 von weiteren zwei Milliarden bis drei Milliarden Euro geplant. "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts", sagte Unternehmenschef Brudermüller auf dem Kapitalmarkttag. BASF werde verstärkt auf den Einsatz erneuerbarer Energien setzen und die Entwicklung und den Einsatz neuer CO2-freier Verfahren für die Herstellung von Chemikalien beschleunigen./mne/knd/fba
Quelle: dpa-AFX