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ROUNDUP: Autozulieferer Vitesco von hohen Kosten belastet - Ausblick bestätigt

ROUNDUP: Autozulieferer Vitesco von hohen Kosten belastet - Ausblick bestätigt
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10.08.2022 ‧ dpa-Afx

REGENSBURG (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Vitesco hat wie erwartet ein schweres zweites Quartal hinter sich und dabei stark gestiegene Kosten zu spüren bekommen. Das operative Ergebnis geriet deutlich unter Druck, und auch das Wachstum wäre ausgeblieben, wenn der schwache Euro nicht geholfen hätte, wie es am Mittwoch vom Antriebsspezialisten hieß. Weil die Wechselkurse aber Rückenwind geben, sich die Versorgung mit den knappen Elektronikchips im zweiten Halbjahr bessern soll und nicht zuletzt die Kunden höhere Preise akzeptieren, sieht das Management um Chef Andreas Wolf die Jahresziele nicht in Gefahr.

Die Vitesco-Aktie fiel am Vormittag um ein halbes Prozent auf 53,70 Euro zu. Am Vortag hatte der Kurs mit der schwachen Branche fast fünf Prozent abgegeben. Das Papier ist bis dato in diesem Jahr gut gelaufen und belegt mit einem Plus von rund einem Viertel einen oberen Rang im Kleinwerteindex SDax . So viel wert wie bei der Abspaltung vom ehemaligen Mutterkonzern Continental im September vergangenen Jahres ist die Aktie aber noch nicht wieder. In der Spitze hatte der Kurs einige Tage nach der Erstnotierung 66 Euro erreicht.

Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies lobte eine starke Barmittelentwicklung des Antriebsspezialisten. Vier Fünftel aller Aufträge im zweiten Quartal seien auf Elektrifizierungsprodukte entfallen. Die bekräftigten Jahresziele implizierten höhere Margen im zweiten Halbjahr, schrieb Goldman-Sachs-Experte Philipp Konig.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte um rund die Hälfte auf 32,9 Millionen Euro ab. Finanzchef Werner Volz bezifferte die Mehrkostenbelastung gegenüber dem Vorjahr durch Energie-, Fracht- und Materialkosten in einer Videokonferenz auf 140 Millionen Euro im Quartal. Im ersten Halbjahr stehen damit 230 Millionen Euro an Belastung zu Buche - und in den zweiten sechs Monaten werde sich das auf etwa das Doppelte hochschaukeln, sagte der Manager.

Allerdings kommt Vitesco nach eigenen Angaben in den Preisverhandlungen mit Kunden gut voran. 80 Prozent der Mehrkostenbelastung will Vitesco so weitergeben. Die Gespräche verliefen nicht konfrontativ, sagte Wolf, sondern eher konstruktiv. Es habe anfangs einige Kunden gegeben, die "ein bisschen bockbeinig" waren, aber auch die hätten mittlerweile eingelenkt, sodass der Zulieferer mit keinem Kunden im Streit liege.

Die Regensburger erzielten zwar mit 2,17 Milliarden Euro ein Umsatzwachstum von 3,3 Prozent, das kam aber vor allem dank des schwachen Euro zustande. Wechselkurseffekte und Zu- wie Verkäufe herausgerechnet wäre das Geschäft um 1,4 Prozent geschrumpft. Sowohl bei Steuergeräten als auch in der Sparte mit Elektroautoteilen habe insbesondere in Europa der Teilemangel bei Chips belastet, sagte Volz. Die Nachfrage sei allerdings vorhanden.

Der Auftragseingang in Höhe von 3,7 Milliarden Euro im Quartal stimmt das Management ebenfalls optimistisch. 3 Milliarden davon gingen für Elektrifizierungsprodukte ein - darunter auch der bekannte Großauftrag vom Autobauer Renault über 1,7 Milliarden Euro. Mit den Franzosen entwickelt Vitesco ein Batteriemanagementsystem für E-Autos.

Unter dem Strich gelang es dem Unternehmen, wegen gesunkener Steueraufwendungen den Konzerngewinn von 0,2 Millionen Euro im Vorjahr überraschend auf 36,7 Millionen Euro zu steigern.

Ein drohender Gasmangel würde den Autozulieferer kaum direkt treffen. Vielmehr macht dem Unternehmen zu schaffen, dass die Kunden bei den Autobauern dann von Produktionsunterbrechungen betroffen wären.

Zum Streit mit der ehemaligen Konzernmutter Continental über Zahlungsverpflichtungen in der Dieselaffäre wollte Wolf wegen laufender Verfahren keine Angaben machen - das hätten die Unternehmen so vereinbart, so der Manager. Vitesco ist für seine Geschäftsteile laut Spaltungsvertrag für Altlasten verantwortlich und hatte bereits im vierten Quartal 2021 eine Rückstellung von 80 Millionen Euro gebildet.

Bei Conti laufen interne Untersuchungen rund um die mögliche Verstrickung in die Manipulation von Dieselabgaswerten bei VW, auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der ehemalige Conti-Finanzchef Wolfgang Schäfer musste im vergangenen Herbst wegen Ungereimtheiten bei der internen Prüfung seinen Posten räumen. Wie das "Handelsblatt" berichtete, bemängelt man bei Vitesco, dass das Conti-Management in früheren Jahren schon stärker hätte eingreifen müssen, um das Problem anzugehen. Daher wolle Vitesco nicht die volle Summe an Geldbuße zahlen, die laut dem Bericht auf 250 Millionen Euro anwachsen könnte./men/ngu/mis

Quelle: dpa-AFX

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