MANNHEIM (dpa-AFX) - Vier Monate vor dem endgültigen Aus für das Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 wollen Atomkraftgegner vor Gericht eine sofortige Stilllegung des Blocks erreichen. Vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim lieferten sich Experten des beklagten Umweltministeriums und der Kläger am Mittwoch einen Schlagabtausch um Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke und deren Einhaltung mit Schwerpunkt Neckarwestheim.
Einer der beiden Kläger, der 15 Kilometer von Neckarwestheim entfernt wohnt, will auch angesichts der bevorstehenden offiziellen Abschaltung nicht klein beigeben. "Jeden Tag kann die Katastrophe passieren." Vor dem Mannheimer Gericht protestierten einige Aktivisten mit Fahnen gegen den weiteren Betrieb des "Schrottreaktors". Die Vertreter des beklagten Umweltministeriums als Atomaufsichtsbehörde sehen keinen Grund, der ein vorzeitiges Abschalten rechtfertigen würde.
Die AKW-Gegner verweisen auf Risiken infolge von Haarrissen an den Heizrohren in den vier Dampferzeugern von Neckarwestheim 2. Diese könnten im Ernstfall brechen und infolgedessen Radioaktivität freisetzen. Grund für schwindende Wanddicken an den über 4000 Rohren sei Korrosion. Da die Risse rasch wüchsen, sei es nicht unwahrscheinlich, dass es zu Brüchen zwischen den Revisionen der Anlage komme. Aus Sicht des Ministeriums ist die Wanddicke ausreichend und Schwachstellen würden schnell behoben.
Der VGH hatte bereits im April 2022 einen Eilantrag auf einstweilige Einstellung des Betriebes abgelehnt. Der 10. Senat hatte das damit begründet, dass die engen Voraussetzungen dafür nicht erfüllt seien. Ein Erfolg im Hauptsacheverfahren sei nicht wahrscheinlich und den Antragstellern drohten keine existenziellen Gefahren für Leib und Leben./jug/DP/mis
Quelle: dpa-AFX