HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Die Digitalisierung der Welt mit hohem Bedarf an schneller Datenübertragung, Schnellladetechnik und LED-Displays treibt den Anlagenbauer für die Halbleiterindustrie Aixtron
Am Vormittag stiegen sie an der Spitze des MDax um gut drei Prozent auf 16,74 Euro. Damit setzten sie ihren Bodenbildungsversuch der vergangenen Tage fort, nachdem sie seit dem Mehrjahreshoch von 26,60 Euro Ende August um mehr als 40 Prozent gefallen waren. Wesentlicher Grund dafür war eine allgemeine Schwäche von Techwerten, da Investoren angesichts der anstehenden Zinswende in den USA und Europa in andere Sektoren umschichteten.
Grawert kalkuliert für 2022 mit einem Auftragseingang von 520 bis 580 Millionen Euro sowie mit Erlösen von 450 bis 500 Millionen Euro. Als operatives Ergebnis (Ebit) sollen davon 21 bis 23 Prozent hängen bleiben. Die Analystenschätzungen liegen beim Umsatz eher am unteren Ende der Spanne und beim implizierten operativen Gewinn etwas unter dem sich ergebenden Mittelwert.
Analyst Janardan Menon von Investmenthaus Jefferies hob in einer ersten Reaktion die Auftragsentwicklung hervor. Da der Auftragsausblick über der Umsatzprognose liege, dürfte sich die starke Geschäftsentwicklung bis in das Jahr 2023 hin fortsetzen, erklärte der Experte. Jürgen Wagner, Analyst beim Investmenthaus Stifel, lobte ebenfalls die Auftragslage, verwies aber auch auf ein mögliches Hoch beim Investitionszyklus der Aixtron-Kunden bei bestimmten Anlagen.
Optimistisch stimmt den Aixtron-Chef für 2022 auch der Auftragsbestand von 214,6 Millionen Euro per Ende 2021, nachdem der Bestelleingang im vergangenen Jahr um rund zwei Drittel auf fast eine halbe Milliarde Euro gestiegen war.
Die Erlöse schnellten im Berichtszeitraum um 59 Prozent auf 429 Millionen Euro nach oben. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg mit 99 Millionen Euro auf fast das Dreifache. Damit erreichte das Unternehmen beim Umsatz die obere Hälfte der eigenen Zielspanne, die Profitabilität war sogar höher als zuvor in Aussicht gestellt. Ähnlich deutlich wie das operative Ergebnis verbesserte sich auch der Gewinn unter dem Strich auf 94,8 Millionen Euro.
Die Anleger sollen mit einer auf 0,30 Euro je Aktie angehobenen Dividende profitieren. Ein Jahr zuvor hatte es erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder eine Dividende gegeben, seinerzeit wurden 0,11 Euro pro Anteilsschein ausgeschüttet.
Aixtron kommt die zunehmende Verbreitung von Verbindungs-Halbleitern zugute: Die Maschinen des Unternehmens tragen hauchdünne Schichten aus zwei Elementen auf spezielle Träger auf - die Verbindungs-Halbleiter entstehen. Diese können eine effizientere Energieleitung ermöglichen und halten hohe Temperaturen aus, was unter anderem für Schnellladetechnik große Vorteile bietet. Aber auch Anlagen im Bereich Optoelektronik sind gefragt, angesichts des Wachstums von 3D-Sensorik.
Auch Micro-Leds setzen sich perspektivisch immer stärker durch. Sie ermöglichen auf Bildschirmen und Displays stärkere Kontraste und kräftigere Farben. Sie gelten zudem als günstigere Alternative zu Oleds. Aus diesem Grund hat sich Aixtron auch entschieden, die Oled-Tochter Apeva abzuwickeln. Im vergangenen Jahr hatte Aixtron zunächst noch eine Neuausrichtung der Tochter in die Wege geleitet, die sich nach erfolglosen Kundengesprächen in Südkorea und in China nach Abnehmern für die Technologie umgesehen hatte. Im Zusammenhang mit der Abwicklung von Apeva fielen weitere Abschreibungen und Aufwendungen in Höhe von 0,7 Millionen Euro an. Weitere Kosten würden nicht erwartet, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Mit Blick auf Micro-Leds hatte Aixtron erst zur Wochenmitte die Bestellung von Anlagen durch den chinesischen Chiphersteller HC Semitek bekannt gegeben./mis/tav/jha/
Quelle: dpa-AFX