(Neu: Schlusskurs, weitere Details zum Kursverlust.)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Probleme von Siemens Energy
Siemens Energy versucht seit Jahren, Gamesa in den Griff zu bekommen. Inzwischen haben die Münchner die spanische Tochter komplett übernommen und integrieren sie. Doch der im März vergangenen Jahres als Sanierer entsandte Jochen Eickholt findet bei Gamesa immer neue Probleme und kämpft gleichzeitig mit Effizienzprogrammen und dem schwierigen Hochlauf der Produktionskapazitäten für das Offshore-Geschäft. Bei beidem geht es schlechter als erwartet voran - was ebenfalls zur aktuellen Gewinnwarnung beitrug.
Sowohl Eickholt als auch Konzernchef Christian Bruch wurden am Freitag deutlich: Der Rückschlag sei bitter und das Ausmaß der Probleme größer als erwartet, sagte Bruch und kritisierte die Fehlerkultur bei Gamesa. Dort sei zu viel unter den Teppich gekehrt worden. Und Eickholt erinnerte an seine frühere Aussage, dass es bei Gamesa keine Probleme gebe, die er nicht andernorts schon mal gesehen habe - um dann hinzuzufügen: "Das würde ich heute so nicht mehr sagen."
Entdeckt wurden die Qualitätsprobleme bei den Windrädern bei einer Überprüfung, nachdem es mehr Ausfälle als erwartet gegeben hatte. Noch ist nicht klar, wie viele Reparaturen an Rotorblättern oder Lagern nötig sein werden. Es müsse nicht zwangsläufig zum Ausfall kommen, sagte Eickholt. Doch durch die lange Lebensdauer der Windräder werden die Kosten voraussichtlich über viele Jahre hinweg anfallen.
Dabei galt Gamesa bei Gründung und Börsengang von Energy im Jahr 2020 eigentlich als der zukunftsträchtige Teil des Konzerns, der ja auch ein großes Geschäftsfeld mit konventioneller Kraftwerkstechnik hat. Auch Bruch sagte am Freitag, als er seinen Job angetreten sei, habe er gedacht, Gamesa werde das kleinere Problem sein. Bislang hat er sich damit getäuscht. Bereits mehrfach hat Siemens Gamesa den Münchnern in den vergangenen Jahren die Planungen verhagelt und die Gewinne aus anderen Konzernteilen wie konventioneller Kraftwerkstechnik und Stromübertragungstechnik aufgezehrt.
Dennoch betonte Bruch erneut seinen Glauben an die Windkraft: Sie werde für die Energiewende gebraucht und müsse profitabel gemacht werden. Nach den neuesten Problemen wird das allerdings länger als geplant dauern.
Nach den neuesten Hiobsbotschaften hat das Management allerdings nicht mehr beliebig Zeit. Das Urteil der Börse fiel am Freitag mit dem Abschlag von 37 Prozent bereits hart aus. Händler bemängelten eine "totale Unsicherheit". Die neuen Probleme bei der Tochter Gamesa schöben eine dunkle Wolke vor die Neubewertungsstory des Konzerns, schrieb Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs. Die Meldung wertet er "klar negativ". Nicht kalkulierbar seien aktuell die finanziellen Folgen der Probleme mit der Qualität bei Gamesa, schrieb Nicholas Green vom US-Analysehaus Bernstein.
Ein Einbruch in dieser Größenordnung kommt bei einem Dax-Wert
Betroffen von dem immensen Kursverlust ist auch die frühere Mutter Siemens
Quelle: dpa-AFX