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ROUNDUP 3/'Das werden wir spüren': VW kämpft um Chips, Gewinn sprudelt trotzdem

ROUNDUP 3/'Das werden wir spüren': VW kämpft um Chips, Gewinn sprudelt trotzdem
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06.05.2021 ‧ dpa-Afx

(neu: Aufmachung, Aussagen Diess aus Gespräch, Kurs aktualisiert, weitere Aussagen aus Calls)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Eigentlich könnte es für VW -Chef Herbert Diess schon längst der Befreiungsschlag aus dem Corona-Stress sein - wären da nicht diese unangenehmen Spätfolgen, eine Art Echo des Nachfrage-Schocks 2020. Elektronikteile mit Halbleitern, in allen modernen Fahrzeugen enthalten und mit steigender Vernetzung bald noch wichtiger, fehlen beim zweitgrößten Autobauer der Welt nach wie vor in rauen Mengen. "Das wird unsere Werke auch in den nächsten Monaten, wenn nicht Jahren, weiter beschäftigen", schätzt der Konzernlenker.

Beim Blick in die Bücher sieht das Geschäft der Wolfsburger immerhin wieder mehr als solide aus. Ein üppiger Gewinn von 3,4 Milliarden Euro ziert die Bilanz des Startquartals 2021 - nahezu sieben Mal so viel wie zu Beginn des ersten Pandemie-Jahres. Der Betriebsgewinn lag gar schon auf demselben Niveau wie Anfang 2019, ein Jahr vor der Krise - wenn man Sonderkosten für die Dieselaffäre herausrechnet.

Immer mehr zeigt sich: Die deutschen Autobauer haben die Corona-Folgen jetzt weitgehend im Griff, zumindest was die eigenen Finanzen angeht. In China und - mit gewissen Abstrichen - auch in Nordamerika laufen die Geschäfte. VW schafft es, zunehmend teurere Modelle an die Kundschaft zu bringen. Rabatte halten sich angesichts langer Lieferzeiten in Grenzen. Und bei den Kosten profitiert die Gruppe noch von der Ausgabenbremse unter anderem bei Investitionen.

Doch der Einbruch vor einem Jahr hinterlässt ein anderes Erbe, dessen Verwerfungen in global orchestrierten Lieferketten noch nachwirken. In den USA und Japan fielen weitere Halbleiterfabriken aus. "Das werden wir spüren", glaubt Diess. Dabei sind nicht nur die Chips rar.

"Bei vielen Materialien - Stahl zum Beispiel, aber auch Edelmetallen etwa für den Katalysator - merken wir Preisanstiege", sagte der VW-Chef der Deutschen Press-Agentur. Auch andere Hersteller spüren, dass Elemente wie Platin oder Aluminium zuletzt kostspieliger wurden. Bei Halbleiter-Komponenten sei noch lange keine Entwarnung möglich, warnte Finanzvorstand Arno Antlitz am Donnerstag: "Die Unterversorgung der gesamten Industrie wird im zweiten Quartal voraussichtlich etwas deutlichere Auswirkungen haben als bisher."

Als der Abschwung Anfang und Mitte 2020 die Konsumenten immer vorsichtiger werden und Sparrücklagen bilden ließ, konnten die Autobauer der Halbleiterindustrie nicht die geplanten Mengen abnehmen. Diese orientierten sich um - beim Wiederanspringen der Autonachfrage ab dem Herbst standen die Konzerne plötzlich ohne die nötigen Mengen da. Bei VW konnten deshalb in den ersten drei Monaten dieses Jahres gut 100 000 Autos nicht gebaut werden - bei diesen Exemplaren ging laut Diess der komplette Deckungsbeitrag verloren.

Kurzfristig weiß man sich im Konzern zwar zu helfen: Wenn möglich, werden zuerst die lukrativen Modelle gebaut. Der Teilemangel an sich bleibt aber. Bei den großen Halbleiterfertigern in Fernost kann nicht mal eben die Produktion aufgestockt werden - Chipriesen wie TSMC in Taiwan oder Samsung in Südkorea sind mit Aufträgen voll bis unter das Dach, neue Chipmaschinen oder gar -werke kosten horrende Summen. Der Chef des US-Branchenriesen Intel , Pat Gelsinger, sagte vor einigen Tagen dem TV-Sender CBS: "Es wird ein paar Jahre dauern, bis wir die steigende Nachfrage in allen Geschäftsbereichen aufholen können."

Volkswagen setzt allerdings darauf, dass sich die Lage nicht nur in puncto Corona-Impfungen ab dem Sommer spürbar bessert, sondern auch in Sachen Chips. In der zweiten Jahreshälfte soll der Produktionsrückstand so gut wie möglich aufgeholt werden. Diess gab sich zuversichtlich, die Erholung könne anhalten: "Im weiteren Jahresverlauf ist noch viel von uns zu erwarten." Für den Fall, dass die weitere Eindämmung der Pandemie gelingt, soll vom Umsatz etwas mehr operativer Gewinn übrig bleiben als bisher prognostiziert. VW peilt nun im laufenden Jahr 5,5 bis 7,0 Prozent bei der am Kapitalmarkt viel beachteten Umsatzrendite an, bisher waren 5,0 bis 6,5 Prozent eingeplant.

Analysten rechneten bisher schon mit Werten über 7 Prozent, doch VW bleibt auch angesichts der Unwägbarkeiten etwas vorsichtiger. Finanzvorstand Arno Antlitz sprach in einer Telefonkonferenz davon, dass die Erhöhung zu diesem Zeitpunkt der richtige Schritt sei. Nach dem zweiten Quartal schaue sich das Management die Prognose dann erneut an. Das allerdings dürfte wegen der Chipprobleme eher mit einer Marge von 5 Prozent aufwarten, ließ das Management in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Investoren durchblicken. Im starken ersten Quartal waren es 7,7 Prozent gewesen.

Die im Dax notierte VW-Vorzugsaktie legte am Vormittag zunächst zu, lag am Nachmittag jedoch mit 2,6 Prozent im Minus bei 212,30 Euro. Nach der deutlichen Rally in diesem Jahr - von gut 150 Euro zum Jahresbeginn war es im März bis auf über 250 Euro hochgegangen - hatte das Papier zuletzt schon etwas an Kraft verloren.

Insbesondere im größten Einzelmarkt China brummte das Geschäft zum Jahresbeginn schon wieder. Dort ist VW mit der Kernmarke größter Anbieter, Audi und Porsche spülen ebenfalls ordentlich Geld in die Kassen. Der Absatz von Elektro- und Hybridwagen beschleunigte sich auch in Deutschland - wobei die großzügigen Kaufprämien sicher eine Rolle spielen. Nur die spanische Marke Seat sowie MAN schrieben im ersten Quartal Verluste.

Der Konzern will den Rückenwind aus dem starken Auftakt nutzen, um stabil durchs Jahr zu kommen. "Aber Corona ist für uns alles andere als vorbei", sagt Diess. Vielerorts habe man die Situation im Griff - "auch in Südamerika und Tschechien, wo wir große Corona-Wellen hatten. Aber es gibt auch in einigen Regionen Europas viele Händler, die noch geschlossen sind." Das Zauberwort lautet, wie überall: Impfen. Jetzt auch an den VW-Standorten in der niedersächsischen Heimat, wo es ab der dritten Mai-Woche losgehen soll./jap/men/he

--- Von Jan Petermann, dpa, und Marco Engemann, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-AFX

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