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ROUNDUP 3: Deutsche Bank mit Gewinnsprung - Niederlage im Postbank-Streit

ROUNDUP 3: Deutsche Bank mit Gewinnsprung - Niederlage im Postbank-Streit
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23.10.2024 ‧ dpa-Afx

(neu: Gerichtsurteil im Postbank-Verfahren, Kurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Hin und Her im Rechtsstreit um die Postbank-Übernahme hat der Deutschen Bank im dritten Quartal einen kräftigen Gewinnsprung beschert. Weil der Dax-Konzern eine Rückstellung aus dem zweiten Quartal teilweise auflösen konnte, entfiel auf die Aktionäre unter dem Strich ein Profit von knapp 1,5 Milliarden Euro. Zwar unterlag die Bank am Mittwoch in einem weiteren Verfahren vor Gericht. Doch Vorstandschef Christian Sewing fasst bereits den Rückkauf weiterer Aktien ins Auge. Unterdessen rechnet er mit höheren Kreditausfällen als zuletzt.

An der Börse wurden die Neuigkeiten negativ aufgenommen: Kurz nach Handelsstart verlor die Deutsche-Bank-Aktie zeitweise fast fünf Prozent. Zuletzt lag sie noch mit rund zwei Prozent im Minus bei 15,98 Euro und gehörte damit immer noch zu den größten Verlierern im Dax. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier jedoch fast 30 Prozent gewonnen.

Branchenexperte Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan sieht die Aktie jedoch auf dem Weg zu einem Kurs von 20 Euro und rät weiterhin zum Kauf. Die Quartalszahlen seien insgesamt solide ausgefallen. Allerdings werde das Geschäft der Bank mit Unternehmen und Privatkunden zunehmend von der schwierigen Konjunktur in Deutschland belastet.

Noch im Sommer hatte das Frankfurter Geldhaus schlechtere Nachrichten im Gepäck. Wegen einer Rückstellung im Postbank-Rechtsstreit von 1,3 Milliarden Euro war es im zweiten Quartal sogar in die roten Zahlen gerutscht. Nach der Einigung mit einem Großteil der Kläger aus der Reihe der früheren Postbank-Aktionäre konnte sie nun jedoch 440 Millionen davon wieder auflösen.

Wenige Stunden nach Vorlage der Quartalszahlen unterlag der Konzern in einem weiteren Gerichtsverfahren. Das Oberlandesgericht (OLG) Köln gab den Klagen von 13 ehemaligen Postbank-Aktionären in vollem Umfang statt.

Die Kläger hatten im Jahr 2010 das Übernahmeangebot in Höhe von 25 Euro je Postbank-Aktie angenommen. Nach Auffassung des Gerichts hätten sie je Papier 57,25 Euro erhalten müssen. Denn die Deutsche Bank hätte den Anlegern schon im Jahr 2008 ein Übernahmeangebot machen müssen, weil sie schon damals die Kontrolle über die Postbank erlangt habe. Zu dieser Zeit hatte der Kurs noch entsprechend höher gelegen.

Eine Revision zum Bundesgerichtshof hat das OLG nicht zugelassen. Die Deutsche Bank will nun prüfen, ob sie eine Nichtzulassungsbeschwerde einlegt. Finanziell sieht sich das Institut gegen weitere Belastungen abgesichert. Die bestehenden Rückstellungen deckten die ausstehenden Forderungen der Kläger plus die aufgelaufenen Zinsen vollständig ab, teilte ein Sprecher mit.

Aus dem Tagesgeschäft meldete die Deutsche-Bank-Spitze positive Entwicklungen - trotz der Aussicht auf mehr Kreditausfälle. Ohne die Effekte aus dem Postbank-Verfahren legte der Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um 6 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro zu. Das war den Angaben zufolge so viel wie nie zuvor in einem dritten Quartal.

Gut lief es besonders in der hauseigenen Investmentbank: Vor Steuern verdiente die Sparte dank höherer Erträge 813 Millionen Euro und damit 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Fondstochter DWS legte zu. Ihre Fonds sammelten unter dem Strich 18,3 Milliarden Euro frisches Geld von Anlegern ein, wie das im SDax gelistete Unternehmen mitteilte. Das war noch mehr als von Analysten erwartet.

Im Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden musste die Deutsche Bank hingegen Einbußen hinnehmen: Wegen rückläufiger Erträge und höherer Rückstellungen für drohende Kreditausfälle warfen beide Sparten merklich weniger ab als im Vorjahreszeitraum. Konzernweit legte die Deutsche Bank fast 494 Millionen für faule Kredite zurück - etwas mehr als im zweiten Quartal, aber rund doppelt so viel wie im Sommer 2023.

Für das Gesamtjahr rechnet das Management jetzt mit einer Risikovorsorge von etwa 1,8 Milliarden Euro und damit mehr als bislang. Hintergrund sei die schwierige Lage bei Gewerbeimmobilien, sagte Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz. Allerdings erwarte er nicht, dass sich die Entwicklung weiter verschlechtert: "Trends halten nicht ewig an."

Unterdessen sieht der Vorstand die Bank auf Kurs, ihre Ziele für 2024 und 2025 zu erreichen. Finanzchef von Moltke zeigte sich zuversichtlich, die Erträge in diesem Jahr wie geplant auf 30 Milliarden Euro zu treiben. Im kommenden Jahr sollen sie dann auf 32 Milliarden steigen.

Vor allem will das Management die Bank bis dahin ein ganzes Stück profitabler machen. So soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) im Jahr 2025 mehr als 10 Prozent erreichen. Im dritten Quartal lag sie mit 10,2 Prozent zwar etwas über dieser Marke. Ohne die aufgelöste Rückstellung hätte sie jedoch nur 7,6 Prozent betragen.

Angesichts einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit hält die Deutsche Bank für sich inzwischen auch den Kauf eines anderen deutschen Geldhauses für denkbar. "Wie es sich für ein gut geführtes Unternehmen gehört, prüfen wir immer unsere Optionen, und die Konsolidierung im Inland steht ganz klar auf der Liste der Dinge, die man in Betracht zieht", sagte Finanzchef von Moltke der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Wir wollen die Nummer eins in Deutschland bleiben."

Sollte die Unicredit tatsächlich die Commerzbank kaufen, werde dies die Konkurrenzsituation in Deutschland nicht grundsätzlich verändern, sagte von Moltke. Allerdings könnten in diesem Fall Kunden der beiden Institute zur Deutschen Bank wechseln. Der Dax-Konzern hatte schon 2019 Übernahmegespräche mit der Commerzbank geführt, den Plan aber wenig später begraben.

Jetzt macht der Vorstand den Deutsche-Bank-Aktionären wieder Hoffnung auf weitere Aktienrückkäufe. Die Bank habe die entsprechende Genehmigung beantragt, berichtete Sewing. Dabei zeigte er sich zuversichtlich, mehr Kapital an die Anteilseigner auszuschütten als ursprünglich geplant. Damit sollte das Institut für die Jahre 2021 bis 2025 mehr als acht Milliarden Euro für Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien ausgeben./stw/mis/jha/

Quelle: dpa-AFX

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