(neu: weitere Informationen zu Umbaukosten, Filialabbau, Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei der Commerzbank
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Commerzbank-Aktie legte am Vormittag in der Spitze um fast neun Prozent auf 6,282 Euro zu und war der mit Abstand stärkster Titel im MDax
Analyst Jernej Omahen von der US-Bank Goldman Sachs zeigte sich sowohl von dem Quartalsgewinn als auch von der Ertragsentwicklung positiv überrascht. Seine Kollegin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC fasste zusammen: "Das erste Quartal ist in vielerlei Hinsicht besser als erwartet gewesen."
Statt des von Analysten erwarteten dreistelligen Millionenverlusts stand nach drei Monaten ein Quartalsgewinn von 133 Millionen Euro in den Büchern des Frankfurter Konzerns - und das trotz erheblicher Kosten für den von Knof forcierten Konzernumbau inklusive des Abbaus Tausender Stellen.
Die Erträge - und damit die gesamten Einnahmen - legten im ersten Quartal vor allem dank sprudelnder Provisionen zum Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel (34,6 Prozent) auf rund 2,5 Milliarden Euro zu. Zu dem positiven Ergebnis habe "besonders das starke Wertpapiergeschäft beigetragen, mit dem wir die Effekte aus dem negativen Zinsumfeld weitgehend ausgleichen konnten", erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp. Das operative Ergebnis schnellte nach minus 278 Millionen Euro vor Jahresfrist auf 538 Millionen Euro in die Höhe.
Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun nicht mehr mit sinkenden Erträgen, sondern mit einer leichten Steigerung im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle dürfte nach derzeitiger Einschätzung des Managements im Gesamtjahr wahrscheinlich bei bis zu einer Milliarde Euro liegen.
Im ersten Vierteljahr profitierte das Institut von einer von 326 auf 149 Millionen Euro gesunkenen Risikovorsorge sowie einem positiven Steuereffekt. 2020 hatte die Corona-Krise den Start ins Jahr verhagelt und zu fast 300 Millionen Euro Minus geführt.
Mit einem Sparkurs will Konzernchef Knof die Commerzbank nach einem Milliardenverlust im Gesamtjahr 2020 zurück in die Erfolgsspur führen. Am Freitag hatten sich Management und Arbeitnehmervertreter auf den Rahmen für den Abbau Tausender Jobs im Inland geeinigt. Bis Jahresende will das Management Klarheit darüber schaffen, wie die Geschäftsbereiche künftig zugeschnitten sein werden und welche Filialen in Deutschland dem Sparkurs zum Opfer fallen.
Ziel ist, bis Ende 2024 die Zahl der Vollzeitstellen konzernweit von etwa 39 500 auf 32 000 zu kappen. Ende des ersten Quartals kam der Konzern auf 38 823 Vollzeitkräfte. Das Filialnetz in Deutschland wird von 790 auf 450 Standorte fast halbiert. Etwa 200 Filialen sollen im laufenden Jahr geschlossen werden. Im Ausland gibt die Bank 15 Standorte auf. Der Verkauf der ungarischen Tochter komme voran.
Kunden müssen sich auf steigende Gebühren einstellen, auch wenn ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) die Pläne von Commerzbank und Comdirect erschwert, das bedingungslose Gratis-Girokonto für Bestandskunden abzuschaffen. Auch beim Thema Negativzinsen zieht die Commerzbank die Zügel weiter an: Im dritten Quartal wird für Neukunden der Freibetrag auf Einlagen auf 50 000 Euro halbiert. Mit Negativzinsen kompensieren Banken, dass sie derzeit selber 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken.
Der Konzernumbau wird noch teurer als geplant. Der Vorstand rechnet inzwischen mit Kosten in Höhe von ungefähr 2,06 Milliarden Euro, zunächst war von 1,8 Milliarden Euro die Rede. Bereits Anfang April hatte die Bank mitgeteilt, dass das Ergebnis der ersten drei Monate 2021 durch Abfindungen und weitere Kosten im Zusammenhang mit dem Umbau in Höhe von rund 470 Millionen Euro belastet sein wird. Somit sind inzwischen 1,38 Milliarden Euro der Umbaukaukosten gebucht, für das zweite Quartal 2021 veranschlagt die Bank weitere 550 Millionen Euro./ben/zb/stw/jha/
Quelle: dpa-AFX