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BERLIN (dpa-AFX) - Den Menschen in Deutschland steht nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) genug Corona-Impfstoff für alle Auffrisch-, Erst- und Zweitimpfungen in diesem Jahr zur Verfügung. Dabei wirke der Moderna
Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.
Spahn sagte nun: "Das ist zwar ein wichtiger Aspekt, aber es ist nicht der entscheidende." Entscheidend sei, dass sich das Biontech-Lager derzeit rasch leere. Wie aus einer aktuellen Tabelle aus Spahns Ministerium hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sind drei Millionen Biontech-Dosen ausgeliefert, aber noch nicht verimpft. Spahn sagte, wegen vieler Nachbestellungen der vergangenen Tage fließe ungewöhnlich viel Impfstoff ab. So will der Bund laut der Tabelle in der laufenden Woche 5,9 Millionen Biontech-Dosen ausliefern.
In den kommenden Wochen bis zum Jahresende sollen es jeweils zwei bis vier Millionen Dosen sein. Spahn sagte: "Wir halten nichts zurück." Unterm Strich soll es bis Jahresende also 24,3 Millionen Dosen Biontech/Pfizer geben. Dazu kommen demnach unbegrenzte Moderna-Lieferungen je nach Bedarf, wobei 1,2 Millionen Dosen bereits geliefert wurden oder in der laufenden Woche werden, der Bund 16,5 Millionen Dosen auf Lager hat und 8,4 Millionen erwartet.
Von den beiden Impfstoffen stünden also bis zu 50 Millionen Dosen bis Ende Dezember bereit, so Spahn. "Das ist genug für alle anstehenden Impfungen." Auszugehen sei von 25 bis 30 Millionen Auffrischimpfungen in diesem Jahr. Spahn bedauerte, dass sich Praxen und Impfstellen umstellen müssten, wenn nun teils das Moderna-Vakzin statt das von Biontech/Pfizer zum Einsatz komme. Dies bringe "zusätzlichen Aufwand und auch Stress". Abläufe müssten umgestellt werden, zusätzliche Überzeugungsarbeit sei zu leisten.
Der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, sagte: "Wir sitzen hier in Deutschland im Schlaraffenland." So seien die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer hinsichtlich ihrer hohen Wirksamkeit und extrem seltener Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen gleichwertig. "In dieser Situation halte ich die Diskussion für unangemessen", so Cichutek über die Debatte über die einzelnen Impfstoffe.
Die Vakzine könnten ohne Probleme kombiniert werden, sagte der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander. Es sei egal, ob man die Drittimpfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer oder Moderna vornehme. "Sie können das nehmen, was gerade da ist."
Spahn sagte, die Regierung bemühe sich um eine Vergrößerung der Mengen von Biontech/Pfizer. Entsprechend sagte Biontech-Sprecherin Jasmina Alatovic der Deutschen Presse-Agentur in Mainz: "Wir prüfen aktuell, ob und wenn ja, wie viele Dosen wir kurzfristig und zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten liefern könnten."
Die Wissenschaftler und der Minister betonten erneut, dass sich alle impfen lassen sollten. "Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters so ziemlich jeder in Deutschland (.) geimpft, genesen oder gestorben sein", sagte Spahn. Immunität werde immer erreicht - entweder durch Infektion oder Impfung. "Wir empfehlen die Impfung."
Spahn verteidigte, dass über die Initiative Covax unter anderem Biontech-Dosen auch an Drittstaaten gingen. Für Covax seien in diesem Jahr 31 Millionen Astrazeneca
Unterdessen rücken die möglichen Impfungen für Kinder näher. Laut Spahn sollen im Dezember 2,4 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung stehen. Die Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA werde wahrscheinlich Ende dieser Woche erfolgen. Die gesamte Europäische Union erhalte die erste Lieferung am 20. Dezember./bw/sk/DP/mis
Quelle: dpa-AFX