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SEVENUM (dpa-AFX) - Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy
Die Marge basierend auf dem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet der Vorstand im laufenden Jahr jetzt zwischen 1,2 und 2,2 Prozent, wie der im Nebenwerteindex MDax
Unter den Anlegern der Online-Apotheke rangen nach der Mitteilung die Pessimisten und die Optimisten um die Vorherrschaft. Der Hoffnung auf gute Geschäfte mit dem E-Rezept standen die Sorgen um die Profitabilität gegenüber. Zuletzt hatten die Optimisten leicht die Oberhand: Am Mittag stand noch ein Plus von 1,3 Prozent auf 137 Euro zu Buche. Damit zählten die Aktien zu den größten Gewinnern im MDax.
Nach dem schon guten Lauf der Niederländer in den vergangenen Wochen an der Börse stieg der Kurs in der Spitze sogar um bis zu fünf Prozent auf fast 142 Euro. Dies war der höchste Stand seit Anfang August. Seit dem Anfang September erreichten Zwischentief beläuft sich der Kursanstieg auf rund 19 Prozent. Der Zuwachs an Börsenwert seit Jahresbeginn beträgt hingegen nur vier Prozent.
Analyst Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies sah ein "Highlight" im stark anziehenden Umsatz mit dem E-Rezept in Deutschland. Der Experte begrüßte die Entscheidung des Managements, die Marketingausgaben zu erhöhen, um die Wachstumschancen zu nutzen - auch wenn dies zulasten der Profitabilität in diesem Jahr gehe.
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank äußerte sich ähnlich. Am wichtigsten für die Anlagestory sei die massiv zunehmende Dynamik im Rezeptgeschäft. Darüber hinaus lobte der Fachmann die starken Eckdaten der Online-Apotheke. Sie hätten seine Erwartungen übertroffen. Analyst Yannik Siering von der Investmentbank Stifel hob die Aussage des Redcare-Finanzchefs Jasper Eenhorst hervor, dass der Nutzen des aufgestockten Werbebudgets die Kosten langfristig klar übersteige.
UBS
Etwas optimistischer wird Redcare bei seinem Umsatzziel. Beim Erlös peilt der Konzern jetzt 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro an. Damit wurde das untere Ende der Spanne um 50 Millionen erhöht. Umgerechnet in absolute Werte bedeuten die neuen Prognosen im laufenden Jahr einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen rund 28 und 55 Millionen Euro. Bisher hatte das Unternehmen mit einem operativen Ergebnis zwischen 46 und 100 Millionen Euro gerechnet. Die neue Ergebnisprognose liegt damit deutlich unter der bisherigen durchschnittlichen Schätzung von Experten.
2023 hatte Redcare 1,8 Milliarden Euro umgesetzt und dabei operativ 53 Millionen Euro verdient. Die operative Marge lag im vergangenen Jahr damit bei drei Prozent.
Mit Blick auf das Wachstum im dritten Quartal konnte Redcare die Erwartungen mehr als erfüllen. Der Umsatz zog in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als ein Fünftel auf 574 Millionen Euro an. Das war etwas mehr, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Der Erlös mit nicht verschreibungspflichtigen Produkten wuchs um 20 Prozent auf 383 Millionen Euro. Die Zahl der aktiven Kunden lag Ende September bei 11,9 Millionen und damit 400.000 höher als noch Ende Juni - im Vergleich zum Vorjahr sind es 1,4 Millionen mehr.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz kletterten die Erlöse im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp 21 Prozent auf 469 Millionen Euro. Wachstumstreiber war hier vor allem das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland. Hier legte der Umsatz um etwas mehr als 80 Prozent auf 69 Millionen Euro zu. "Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden seit der Einführung des elektronischen Rezepts von der unkomplizierten digitalen Bestellabwicklung begeistert sind", sagte Unternehmenschef Olaf Heinrich.
"Viele von ihnen bestellen bereits zum zweiten, dritten oder sogar vierten Mal bei uns", ergänzte Heinrich. Es sei also jetzt der richtige Zeitpunkt, das Potenzial, das sich durch das E-Rezept (E-Rx) bietet, voll auszuschöpfen. Aus diesem Grund will der Konzern die Marketingaktivitäten verstärken. "Diese Investition wird sich in der Zukunft überproportional auszahlen", sagte Finanzvorstand Eenhorst. Die Redcare-Marke Shop Apotheke wirbt unter anderem seit einiger Zeit mit dem TV-Moderator Günther Jauch und den Schauspielern Christian Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes.
Redcare ist seit Oktober 2016 an der Börse notiert. Damals wurden die Papiere noch unter dem Namen Shop Apotheke zu 28 Euro das Stück an die Börse gebracht. Die Marktkapitalisierung lag so gerade mal bei rund 250 Millionen Euro.
In der Corona-Pandemie war der Kurs kräftig gestiegen. Im Februar 2021 kostete das Papier zeitweise fast 250 Euro. Doch die Euphorie verpuffte schnell und der Kurs fiel Ende 2022 unter die Marke von 50 Euro. Seitdem ging es wieder allmählich nach oben, unter anderem wegen der Hoffnungen auf gute Umsätze mit dem E-Rezept in Deutschland. Redcare Pharmacy ist derzeit mit einem Börsenwert von rund 2,8 Milliarden Euro bewertet und liegt damit im unteren Mittelfeld des MDax.
Das niederländische Unternehmen ist allerdings deutlich mehr wert als der in der Schweiz notierte Konkurrent DocMorris. Dieser kommt nach einem starken Kursrückgang im laufenden Jahr umgerechnet auf knapp 540 Millionen Euro. Das Schweizer Unternehmen ist deutlich kleiner als Redcare Pharmacy und dazu nicht profitabel./lfi/zb/men/jha/
Quelle: dpa-AFX