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BERLIN/SCHÖNEFELD (dpa-AFX) - "Achtung: Lassen Sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt" schallt es alle paar Minuten durch die leeren Hallen am Flughafen Berlin-Brandenburg - auch an diesem Warnstreik-Tag. Im Terminal 1 sind am Mittwochmorgen aber kaum Gepäckstücke zu sehen - geschweige denn Menschen, die es klauen könnten. Der Passagierverkehr steht aufgrund eines Warnstreiks bei der Flughafengesellschaft, der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste komplett still.
Sehr viel mehr los ist auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Terminalgebäude. Ausgestattet mit Verdi-Fahnen, gelben Warnwesten und Trillerpfeifen stehen da etwa 1500 Menschen und jubeln ihren Verhandlungsführern auf der Bühne zu. Die Forderung der Gewerkschaft Verdi für die Beschäftigten der Flughafengesellschaft und der Bodenverkehrsdienste ist klar: Monatlich 500 Euro mehr für alle, zwölf Monate Vertragslaufzeit. Bisher liefen die Verhandlungen nicht so, wie sich die Gewerkschaft es erhofft hat - der Warnstreik soll den Druck auf die Arbeitgeber nun deutlich erhöhen.
Zur ganztägigen Arbeitsniederlegung aufgerufen waren etwa 6000 Beschäftigte am BER, die zum Teil an zentralen Stellen arbeiten, etwa bei der Flughafenfeuerwehr oder der Gepäckabfertigung. Entsprechend stand am Montag schon kurz nach der Warnstreik-Ankündigung fest, dass es einen Tag lang keine Passagierflüge von und nach Berlin geben wird. Ursprünglich waren 300 Starts und Landungen mit etwa 35 000 Passagieren am Hauptstadt-Flughafen BER geplant. Einen Warnstreik mit solch großen Auswirkungen für den Flugverkehr hat es in Deutschland seit Jahren nicht mehr gegeben.
"Es ging nicht um das ob, sondern um das wann", sagt Holger Rößler zur Stimmung der Beschäftigten. Er ist Verhandlungsführer für die Arbeitnehmer in den Gesprächen mit der Flughafengesellschaft, seit mehr als 20 Jahren verhandelt er an dieser Stelle mit. Es habe auch früher schon harte Auseinandersetzungen gegeben - aber mit der hohen Inflation sei die Situation komplizierter. Die Stimmung sei zuletzt sehr frustrierend gewesen, sagt Dirk Litschke, der am BER in der Gepäckabfertigung arbeitet. Der Krankenstand sei hoch, mit Rücken oder Hüfte hätten viele Kollegen ihre Probleme. Bei einer Kundgebung vor dem Terminal heißt es, das Einstiegsgehalt bei den Bodenverkehrsdiensten liege aktuell bei 14,25 Euro die Stunde.
Vaclav Vesely bekam den Demo-Zug nicht mehr mit - er hätte sich vermutlich nur noch mehr geärgert. "Ich habe Verständnis für die Forderungen - bei dieser Inflation. Aber vielleicht sollte man bei Zügen und Flughäfen nicht so einfach alles lahmlegen können", sagt Vesely. Der junge Tscheche gehört zu den wenigen Menschen, die an diesem Tag am Flughafen gestrandet sind. Die meisten Passagiere wurden wohl rechtzeitig von Airlines kontaktiert, Flüge wurden umgebucht, verschoben oder auch gestrichen. In der großen Terminalhalle sind nur wenige Reisende unterwegs.
Gewerkschaftssekretär Rümker betonte, dass der Zeitpunkt für die Arbeitsniederlegung behutsam ausgewählt worden sei. "Wir können schon sagen: In den Winterferien von Berlin und Brandenburg (30. Januar bis 3. Februar) wird es keinen weiteren Streik geben", sagte er der dpa. Nach Angaben des Flughafens werden von Freitag, 27. Januar, bis Sonntag, 5. Februar, rund 450 000 Passagiere am BER erwartet - an den Freitagen jeweils knapp 55 000.
Zu den Tarifverhandlungen selbst äußerte sich der Flughafen seit der Warnstreik-Ankündigung am Montag kaum. "Ergebnisse werden am Verhandlungstisch erzielt. Unser Ziel ist es daher, in dem bereits vereinbarten weiteren Verhandlungstermin am 8. Februar zu einem Ergebnis zu kommen", teilte Michael Halberstadt, Geschäftsführer Personal und Verhandlungsführer, mit. Die nächste Verhandlungsrunde für die Bodenverkehrsdienste steht schon am Montag an./nif/DP/mis
Quelle: dpa-AFX