(Neu: neue Reaktion von Adler im 6. Absatz: Adler will externe Prüfer einschalten.)
LUXEMBURG/BOCHUM (dpa-AFX) - Der Immobilienriese Vonovia
Nach dem Handelsstart stieg der Kurs am Freitag um knapp 12 Prozent auf 12,92 Euro. Am Nachmittag drehte der Kurs aber ins Minus. Zuletzt ging es um 4 Prozent nach unten. Vonovia teilte am Freitagmorgen mit, die Kaufoption zu 14 Euro je Aktie über die nächsten 18 Monate ausüben zu können. Mit dem Finanzdeal habe man eine Gelegenheit im Markt ergriffen. Ohne Zeitdruck könne man nun den Immobilienbestand der Adler Group prüfen und auf diese Weise entscheiden, ob ein Einstieg bei Adler für das Unternehmen Sinn mache oder nicht.
Die Immobilienbranche habe kein Interesse an einer instabilen Adler Group, hieß es von den Bochumern weiter. Zusammen mit involvierten Banken habe das Unternehmen einen Kredit an die Aggregate Holdings zu marktüblichen Konditionen gewährt. Das Kreditvolumen bewege sich im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Händler begründeten die deutlichen Adler-Kursgewinne am Freitag unter anderem damit, dass nun diejenigen Anleger, die zuvor in großem Stil auf fallende Kurse der Adler-Aktien gewettet hatten, Papiere zurückkaufen und damit ihre Positionen glattstellen müssten, um größere Verluste zu vermeiden. Allerdings kamen am Markt auch Zweifel auf, weil Vonovia nur eine Kaufoption erworben hat, statt die Aktien direkt zu erwerben.
Mit dem Kursplus vor dem Wochenende holt das Papier die schweren Verluste von Mittwoch weiter auf: Da hatte der Leerverkäufer und Börsenspekulant Fraser Perring mit seiner Investmentfirma Viceroy schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben, der Kurs war daraufhin um ein Viertel auf 10 Euro abgestürzt - die Aktie hatte zuvor sogar ein Rekordtief bei nur noch 9,02 Euro markiert. Adler wies die Beschuldigungen von Viceroy am Mittwoch "auf das Schärfste" zurück.
Am Freitag äußerte sich Adler nun erneut. Der Unternehmen betonte dabei, dass die Prüfung des Wertes des Portfolios sowie von Zukäufen durch externe Prüfer erfolgt sei. Zudem hätten das Management und der Verwaltungsrat nun beschlossen, externe unabhängige Berater und Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, um eine umfassende Überprüfung der Vorwürfe, insbesondere der Dritttransaktionen, durchzuführen.
Aber auch zuvor war die Woche für die Adler-Anleger bereits ereignisreich. Das Unternehmen hatte am Montag eine mögliche Neuausrichtung bekanntgegeben und einen Verkauf von großen Teilen des eigenen Geschäfts in Aussicht gestellt. Mehrere institutionelle Interessenten hätten Angebote für Teile des Mietportfolios des Immobilienkonzerns abgegeben, hieß es da.
Zuvor war der Aktienkurs des Unternehmens im September deutlich abgerauscht und hatte in dem einen Monat fast 35 Prozent verloren, obwohl das Management Ende August mit den Halbjahreszahlen die eigenen Gewinnziele hochgeschraubt hatte. Zu Beginn dieses Jahres war die Aktie noch fast 30 Euro wert.
Die Adler Group ist aus einem Zusammenschluss von Ado Properties, Adler Real Estate und des Berliner Projektentwicklers Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei Adler Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt. Im Dezember 2019 hatte Ado den Deal mit Adler veröffentlicht. Das kombinierte Unternehmen wurde dann in Adler Group umbenannt und hat den operativen Hauptsitz in Berlin.
Der Zusammenschluss des Konzerngebildes steht aber in der Kritik. Die Partei Die Linke hatte als Reaktion auf Medienberichte von Ende August dieses Jahres, wonach Anleger bei dem komplexen Deal geschädigt worden sein könnten, eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Adler selbst gibt an, bei der Fusion vollständig transparent gewesen zu sein.
Analysten sehen die Aktie derzeit mit Skepsis. Sander Bunck von der britischen Barclays
Die Investmentanalysten von JPMorgan
Quelle: dpa-AFX