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ROUNDUP 2: Uniper schreibt Nord-Stream-2-Darlehen voll ab - Ausblick bestätigt

ROUNDUP 2: Uniper schreibt Nord-Stream-2-Darlehen voll ab - Ausblick bestätigt
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08.03.2022 ‧ dpa-Afx

(Aktualisiert: Kursentwicklung, Analystenstimmen, Aussagen Unipers zu Langzeitverträgen, Geschäftsausblick 2022, Kohlelieferverträge, Wilhelmshaven)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper hält trotz einer Milliardenabschreibung an seinem Ausblick für 2022 fest. Angesichts des volatilen Umfelds werde der Konzern die Entwicklungen aber weiter genau verfolgen, hieß es in einer am späten Montagabend verbreiteten Mitteilung. Das Darlehen für die vom russischen Energiekonzern Gazprom mitfinanzierte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von 987 Millionen Euro inklusive Zinsen werde vollständig abgeschrieben, hieß es weiter. Die Uniper-Aktie legte am Dienstagvormittag zeitweise über sechs Prozent zu und stand gegen Mittag bei 18,91 Euro.

JP-Morgan-Analyst Javier Garrid bewertete die Abschreibung als "nicht überraschend". An der Börse war zudem zu hören, dass die Aktie durch den Kurseinbruch der letzten Tage schon viel eingepreist habe. Mit den Verwerfungen an den Energiemärkten und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs war die MDax-Aktie binnen zwei Wochen um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Die Abschreibung werde sich laut Uniper im ersten Quartal auf das berichtete Konzernergebnis auswirken, habe aber keinen Einfluss auf die bereinigten Ergebniszahlen. Zudem entfallen die damit verbundenen Zinserträge von rund 100 Millionen Euro pro Jahr für das Unternehmen. Für 2022 erwartet Uniper weiterhin ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern zwischen 1 und 1,3 Milliarden Euro. Unterm Strich sollen bereinigt 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro bleiben.

Zuvor hatten die BASF -Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea und der österreichische Ölkonzern OMV bereits mitgeteilt, ihre Finanzierung an Nord Stream 2 von ebenfalls rund einer Milliarde Euro abzuschreiben. Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Shell hatte schon Ende Februar angekündigt, aus dem Projekt aussteigen zu wollen. Der fünfte und letzte ausländische Finanzier der Pipeline, die französische Engie-Gruppe , hatte Anfang März mitgeteilt, dass sie als Darlehensgeber ein Kreditrisiko von bis zu 987 Millionen Euro trage, das sich im Falle eines Konkurses von Nord Stream 2 auswirken könnte.

Angesichts des Ukraine-Kriegs ist die Zukunft der direkten Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland ungewiss. Die Bundesregierung hat das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der Erdgasleitung ausgesetzt. Die Pipeline war nach Angaben des russischen Gaskonzerns Gazprom im September fertig und soll Gas von Russland nach Deutschland bringen. Der Betreiber der Pipeline mit Sitz im Schweizer Kanton Zug soll nach Angaben einer Behördenvertreterin vor dem Aus stehen.

Zudem kündigte Uniper an, den Verkaufsprozess für die russische Tochter Unipro, so bald wie möglich wieder aufzunehmen. Dieses Ziel dürfte bei den Anlegern viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, kommentierte Analyst Peter Crampton von der britischem Investmentbank Barclays. Der Veräußerungsprozess wurde Ende letzten Jahres angestoßen, wegen des Ukraine-Kriegs aber gestoppt.

Uniper hält rund 83,7 Prozent an Unipro. Das Portfolio in Russland besteht aus den fünf Kraftwerken Berezovskaya, Surgutskaya, Smolenskaya, Shaturskaya und Yaivinskaya. Die Erzeugungsaktivitäten umfassen vor allem Erdgas, aber auch Stein- und Braunkohle und decken laut Uniper fünf Prozent des russischen Strombedarfs. 2021 hat das Geschäft fast ein Fünftel des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) von Uniper ausgemacht.

Weiterhin teilte der Düsseldorfer Konzern mit, keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abzuschließen. Die Gasbezugsquellen sollen verstärkt diversifiziert werden. Uniper gilt als Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas. An den bestehenden Verträgen hält das Unternehmen aber fest. Zu den Laufzeiten dieser Langfrist-Verträge wollte Uniper auf Nachfrage keine Angaben machen. Diese gehörten zu den vertraulichen, kommerziellen Geschäftsinformationen, hieß es von einem Sprecher.

Sollte es zu einer begrenzten und kurzfristigen Drosselung der Gasflüsse aus Russland kommen, werde Uniper voraussichtlich in der Lage sein, den Ausfall weitgehend kompensieren zu können, hieß es am Montagabend weiter. Erhebliche Unterbrechungen der Gasflüsse würden hingegen nach Einschätzungen von Uniper die Stabilität des deutschen Gassystems gefährden.

Für diesen Fall hält das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz einen Notfallplan vor. Nach aktuellem Stand sieht das Ministerium aber keinen Grund, ihn zu aktivieren. Am Montag hatte der russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak in einer ausgestrahlten Rede im Staatsfernsehen erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht.

Bezüglich seiner kohlebefeuerten Kraftwerke in Europa, teilte Uniper mit, seien die notwendigen Schritte unternommen worden, um sicherzustellen, dass sie technisch ohne russische Kohle betrieben werden können. Weiterhin sei beschlossen worden, die russischen Kohlelieferverträge nicht zu verlängern. Diese laufen Ende 2022 aus.

Außerdem will Uniper das Flüssiggas-Projekt in Wilhelmshaven wieder aufnehmen. Uniper hatte Ende 2021 das Steinkohle-Kraftwerk Wilhelmshaven stillgelegt. Nun soll dort ein Importterminal für Ammoniak zur Herstellung von Wasserstoff entstehen. Die Inbetriebnahme ist für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant. Die Gespräche mit dem russischen Unternehmen Novatek über den Import von Ammoniak seien jedoch auf Eis gelegt.

Ursprünglich war die Errichtung eines Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) geprüft worden. Die Pläne wurden jedoch verworfen, weil es laut Uniper zu wenig Nachfrage nach LNG-Kapazitäten gebe. Dies könnte sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs aber ändern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Ende Februar als Reaktion auf die militärische Auseinandersetzung und die Abhängigkeit von russischem Erdgas unter anderem auch den schnellen Bau von zwei LNG-Terminals in Deutschland angekündigt und dabei Brunsbüttel und Wilhelmshaven als Standorte genannt.

Mit Blick auf die Unternehmensfinanzierung hat Uniper der Mitteilung zufolge um eine Verlängerung der KfW-Kreditlinie gebeten. Die zwei Milliarden Euro seien zwar noch nicht in Anspruch genommen worden. Angesichts der anhaltend volatilen Märkte soll eine Verlängerung der Ende April auslaufenden Kreditfazilität aber als Rückversicherung für den Fall weiterer extremer Entwicklungen an den Rohstoffmärkten dienen./mne/lew/he/nas

Quelle: dpa-AFX

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