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18.07.2022 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP 2: Uniper nimmt KfW-Kreditlinie in Anspruch - Druck auf Regierung wächst

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Uniper

(neu: weitere Details und Hintergründe, Zitate Maubach, bislang entnommene Gasmengen)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Liquiditätskrise beim Gaskonzern Uniper spitzt sich zu. Am Morgen teilte das Unternehmen mit, die bestehende Kreditfazilität der staatlichen KfW in Höhe von 2 Milliarden Euro nun vollständig in Anspruch genommen zu haben. Wenige Stunden später gab der Konzern bekannt, einen Antrag auf Erhöhung der selbigen Linie gestellt zu haben. Damit dürfte der Druck auf die Bundesregierung zunehmen, ein Rettungspaket für die Tochter des finnischen Konzerns Fortum zu schnüren.

Am späten Mittag stand die Fortum-Aktie an der finnischen Börse ein Prozent im Minus. Auch die Uniper-Aktie verlor leicht und notierte zuletzt bei 9,34 Euro. Das vor einer Woche erreichte Rekordtief von 8,78 Euro bleibt damit nah. So war der Aktienkurs des MDax-Werts angesichts der wirtschaftlichen Probleme und eines erwarteten Staatseinstiegs in den vergangenen Wochen stark gefallen. Seit dem Jahreswechsel summiert sich der Abschlag auf mehr als 77 Prozent.

Uniper ist wegen der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland in Bedrängnis geraten. Der Konzern muss zur Erfüllung seiner Verträge teureres Gas am Markt einkaufen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Nach Aussagen von Firmenchef Klaus-Dieter Maubach erfährt Uniper tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich. In der Folge hatte Uniper vor zehn Tagen einen Antrag auf staatliche Hilfe gestellt. Doch eine Einigung ist bislang nicht in Sicht. Die Gespräche dauerten an, teilte Uniper am Montag mit. Es sei derzeit nicht absehbar, wann sie abgeschlossen werden könnten.

Die nun erhoffte Erhöhung der Kreditlinie reichte Uniper nach eigenen Angaben zusätzlich und separat zu den beantragten staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen ein. "Um unsere Liquidität zu sichern und unsere Lieferverträge mit unseren Kunden zu erfüllen, sind wir zu Schritten gezwungen, die eindeutig als Notmaßnahmen bezeichnet werden müssen", sagte Konzernchef Maubach. Ursprünglich hatte Uniper die Kreditlinie mit der KfW-Bankengruppe Anfang Januar angesichts des sich damals anbahnenden Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen Schwankungen an den Rohstoffmärkten vereinbart und sie Ende März vorsichtshalber bis Ende April 2023 verlängert.

Außerdem hat das Unternehmen Anfang vergangener Woche begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speichern zu entnehmen. Auch dies geschieht laut Uniper zur Schonung der Geldmittel und zur Erfüllung von Verträgen. Die innerhalb einer Woche entnommenen Mengen belaufen sich laut Mitteilung vom Montag auf über zwei Terawattstunden (TWh). Des Weiteren habe der Konzern seine Kunden über die aktuelle Marktsituation informiert und auf die Möglichkeit steigender Preise hingewiesen. Uniper spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert mehr als hundert Stadtwerke und Industriefirmen.

Grund für die Verzögerung in den Gesprächen mit der Bundesregierung dürften nicht zuletzt unterschiedliche Vorstellungen darüber sein, wie die Hilfe für Uniper aussehen soll. Dem Mutterkonzern Fortum schwebt eine Umstrukturierung Unipers vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen. Der Konzern hält 78 Prozent an Uniper und gehört selbst zu mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat. Uniper reichte hingegen bei der Bundesregierung einen Vorschlag ein, der unter anderem Eigenkapital-Komponenten enthält, durch die sich der Bund an Uniper beteiligen könnte. Zudem sieht der Vorschlag eine Aufstockung der KfW-Kreditlinie vor.

Laut dem Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, droht Uniper innerhalb weniger Tage die Insolvenz. "Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht", sagte das Aufsichtsratsmitglied der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag. Auch Analysten hoffen auf eine Einigung in Kürze.

Die Kommentare Finnlands und seitens Fortum seien "nach dem Treffen konstruktiv" gewesen, die Verhandlungen aber in einer heiklen Phase, schrieb JPMorgan-Analyst Vincent Ayral am Freitag. Wahrscheinlich werde abgewartet, ob Russland nach dem Wartungsstillstand von Nord Stream 1 wieder Gas durch die Pipeline schickt.

Voraussichtlich noch bis 21. Juli wird die für Deutschland wichtige Pipeline Nord Stream 1 gewartet, sodass kein Gas mehr durch die Röhren unter der Ostsee fließt. Aber schon davor hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen auf 40 Prozent gedrosselt und dies mit einer fehlenden Turbine begründet. Die Bundesregierung hält dieses Argument für vorgeschoben und fürchtet, dass auch nach der Wartung kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fließen wird.

Das Ausmaß der Unterstützung für Uniper dürfte vom Zeitpunkt und der Gas-Durchleitungsmenge abhängen, ergänzte JPMorgan-Analyst Ayral. Sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs hält eine Entschädigung für die bisherigen Verluste indes für unwahrscheinlich./lew/stw/mis

Quelle: dpa-AFX

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