(Details zu Segmenten, Aussagen des Vorstands und von Analysten, aktualisierter Kurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Unsicherheitsfaktoren wie der Ukraine-Krieg treiben das Geschäft der Deutschen Börse
Bisher hatte der Börsenbetreiber für das Gesamtjahr Nettoerlöse in Höhe von 3,8 Milliarden Euro auf dem Zettel. Diese Marke will er nun übertreffen, wie die Deutsche Börse am Montag nach Börsenschluss mitteilte. Auch die ursprünglich angepeilten 2,2 Milliarden Euro beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen will der Konzern überbieten.
Wegen des Kriegs in der Ukraine, steigender Rohstoffpreise und globaler Lieferengpässe habe die Verunsicherung am Markt zugenommen, hieß es in der Mitteilung. Das habe zu mehr Handelsvolumen in nahezu allen Anlageklassen geführt. Außerdem sei der Bedarf gestiegen, Investments mit Derivaten abzusichern.
Vor diesem Hintergrund steigerten die Frankfurter die Nettoerlöse im ersten Quartal um fast ein Viertel auf 1,06 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte um knapp ein Drittel auf 687 Millionen Euro. Vom Unternehmen befragte Experten hatten bei beiden Kennziffern weniger erwartet. Mehr als die Hälfte der Erlöse stammt aus dem neuen Segment "Trading & Clearing", in dem der Konzern unter anderem den Derivate-, Aktien- und Rohstoffhandel bündelt. Unter dem Strich blieben im ersten Quartal 421 Millionen Euro als Gewinn hängen, ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Der Handel mit Derivaten gehört zu den wichtigsten Einnahmequellen der Deutschen Börse und kletterte im Jahresvergleich um ein Fünftel. Mit einem Plus von 42 Prozent war der Handel mit Rohstoffen der Wachstumstreiber des Segments. Vor allem Gas habe das Geschäft angetrieben, sagte Finanzchef Gregor Pottmeyer am Dienstag vor Analysten.
"Alles in allem war das ein guter Start der Deutschen Börse", schrieb Analyst Philip Middleton von der Bank of America. Denn in den meisten Geschäftseinheiten habe der Börsenbetreiber und Finanzdienstleister mehr umgesetzt als erwartet, während die Kosten unter Kontrolle geblieben seien. Zwar hätten die Ergebnisse auch von einmaligen Effekten profitiert, das Zahlenwerk sei aber dennoch solide.
"Das erste Quartal 2022 lag deutlich über unseren Erwartungen", sagte Finanzchef Pottmeyer laut der am Montagabend nach Börsenschluss veröffentlichten Mitteilung. Das außergewöhnliche Wachstum stamme gleichermaßen aus zyklischem Rückenwind, eigener Kraft und Zukäufen. Die mittelfristige Prognose der Deutschen Börse sieht ein jährliches Wachstum von zehn Prozent zwischen 2019 und 2023 vor - sowohl bei den Nettoerlösen als auch beim operativen Ergebnis. Je zur Hälfte soll das Wachstum aus Übernahmen stammen.
Während die Turbulenzen an den Märkten in den vergangenen Wochen das Geschäft des Konzerns begünstigt haben, könnten die Folgen des Kriegs in der Ukraine auch Risiken mit sich bringen. "Gegenwind könnte entstehen, wenn der Krieg zu einer Rezession führt", sagte Pottmeyer. Das sei derzeit aber nicht das wahrscheinlichste Szenario. Zudem könnt es sich negativ auswirken, wenn sich die Situation an den Märkten in der zweiten Jahreshälfte abkühle - ähnlich wie 2020 nach dem Corona-Schock im Frühjahr./jcf/lew/he
Quelle: dpa-AFX