(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten und Aktienkurs.)
HAMBURG (dpa-AFX) - Steigende Mieten in Ballungszentren geben TAG Immobilien
Am Aktienmarkt kam die Halbjahresbilanz gut an. Die Aktie legte am Nachmittag um rund 3,9 Prozent zu. "Operativ setzt sich die positive Dynamik beim Leerstandsabbau im deutschen Portfolio fort", urteilte Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank. Da die Nachfrage nach den Wohnungen von TAG steige, dürfte sich der Portfoliowert weiter solide entwickeln. Nach Einschätzung des Stifel-Research-Experten Tom Carstairs spricht das Halbjahr dafür, dass der Konzern bei den Jahreszielen auf einem guten Weg ist.
Die für Immobilienunternehmen wichtige operative Kenngröße FFO1 soll 2022 auf 188 bis 192 Millionen Euro zulegen. Zwar sollen weiter 75 Prozent des operativen Ergebnisses an die Aktionäre gehen, allerdings passte das Unternehmen wegen der jüngsten Kapitalerhöhung die Prognose für die Dividende je Aktie an. Die Aktionäre sollen nun 81 Cent je Aktie erhalten statt der zuvor geplanten 98 Cent, im Vorjahr hatte Tag Immobilien 93 Cent gezahlt.
Im ersten Halbjahr erhöhte sich die durchschnittliche Miete in den Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um gut 1,6 Prozent auf 5,59 Euro pro Quadratmeter. Auf vergleichbarer Basis und inklusive Leerstandsabbau betrug das Mietwachstum 2,0 Prozent. Der Leerstand ging bis Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2021 leicht auf 5,2 Prozent zurück. Für das laufende Jahr rechnet TAG Immobilien weiter mit einem Abbau des Leerstands.
Das Konzernergebnis sank in den ersten sechs Monaten wegen Transaktionskosten im Zusammenhang mit dem Kauf des polnischen Wohnimmobilienentwicklers Robyg um fast sieben Prozent auf 301,8 Millionen Euro.
Um den Brückenkredit für den Erwerb von Robyg zurückzahlen zu können, will TAG den Verkauf von weiteren Wohnungen vorantreiben. Nach der Veräußerung von 700 Wohnungen im ersten Halbjahr plane TAG Immobilien zusätzliche 2800 Wohnungen in Deutschland zu verkaufen, sagte Finanzchef Martin Thiel in einer Telefonkonferenz. Thiel rechnet mit einem Nettoerlös von insgesamt 300 Millionen Euro. Da der Verkauf von größeren Immobilienportfolios schwieriger sei, verkaufe TAG Pakete von 200 bis 300 Wohneinheiten. Größere Zukäufe in Deutschland und Polen sind in den kommenden Quartalen hingegen nicht geplant, betonte Thiel.
Zudem kündigte Thiel aufgrund von steigenden Baukosten eine Strategieänderung in Polen an. Dort soll nun der Bau zum Verkauf bestimmter Wohnprojekte vorgezogen werden. Damit könnten Mittelzuflüsse aus dem Vorverkauf von Wohnungen generiert und die Baukosten für Mietwohnungen ausgeglichen werden, sagte der Manager. Der Großteil der geplanten Vermietungsprojekte werde in die Folgejahre verschoben. Dadurch reduziere sich der Kapitalbedarf in Polen bis Ende 2023 auf insgesamt 50 bis 75 Millionen Euro.
Die gut 87 300 Immobilien des Hamburger Konzerns in Deutschland liegen in sogenannten B- und C-Standorten und damit in den weiteren Einzugsgebieten der Metropolen und in mittelgroßen Städten. Der größte Teil der Wohnimmobilien liegt in ostdeutschen Städten wie Gera, Leipzig, Chemnitz, Erfurt sowie im Umfeld von Berlin. Zudem ist TAG Immobilien mit dem Zukauf des Projektentwicklers Vantage Development Ende 2019 in den polnischen Markt eingestiegen und baute erst jüngst das Geschäft mit dem Kauf des Wohnungsentwicklers Robyg aus.
In Polen konnte TAG Immobilien die vertraglich gesicherte Pipeline zum Bau von Wohnungen durch den Robyg-Zukauf um fast 25 000 Einheiten erweitern. Diese umfasst den Angaben zufolge damit etwa 36 400 Wohnungen, davon sollen gut 18 200 vermietet und knapp 18 200 verkauft werden./mne/men/jha/
Quelle: dpa-AFX