(Neu: Details zum positiven Ebitda-Sondereffekt im 2. Absatz, Angaben zum Mittelabfluss im 4. Absatz, Aussagen aus Telefonkonferenz im 5. Absatz, Nettoverschuldung im drittletzten Absatz, Analyst im vorletzten Absatz, Kurs im letzten Absatz)
KASSEL (dpa-AFX) - Niedrige Düngerpreise haben die Geschäfte von K+S
Der Umsatz fiel von Juli bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 9 Prozent auf 822 Millionen Euro, wie K+S am Donnerstag in Kassel mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg zwar um fast ein Fünftel auf 96 Millionen Euro, das lag aber an einem positiven Sondereffekt von mehr als 30 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Konzernumbau. Der Umsatz lag damit etwas unter der durchschnittlichen Schätzung von Analysten, das operative Ergebnis auch wegen des Sonderbeitrags darüber.
Für 2020 stellt Lohr inklusive Restrukturierungskosten weiter einen operativen Gewinn von rund 480 Millionen Euro in Aussicht. Dabei setzt er auf eine leichte Erholung der Preise für Kali-Standarddünger im Vergleich zum dritten Jahresviertel sowie auf weitgehend stabile Preise für Spezialdünger. Der Manager strebt zudem weiter einen in etwa ausgeglichenen bereinigten freien Mittelzufluss an. K+S will also kein Geld verbrennen.
Im abgelaufenen dritten Quartal gab es beim bereinigten freien Mittelzufluss allerdings ein Minus von 116 Millionen Euro, womit das Plus im laufenden Jahr auf rund 45 Millionen Euro schmolz. Im Schlussviertel dürfte also erneut Geld abfließen.
Künftig soll dann auch unter schwierigen Rahmenbedingungen an allen Produktionsstandorten ein positiver freier Mittelzuflusserzielt werden. Mit Blick auf das neue Werk Bethune in Kanada sei das nur eine Frage des weiteren Hochfahrend der Produktion, sagte Lohr bei einer Telefonkonferenz. Mit Blick nach Deutschland arbeiteten einige Bergwerke schon cash-positiv, problematisch bleibe die Lage hierbei allerdings vor allem im Werk Werra. Das wirft zwar eigentlich Gewinne ab, allerdings muss K+S dort wegen strenger Umweltauflagen viel Geld in die Beseitigung von Produktionsabwässern stecken.
Zu einer künftig wieder besseren Konzernentwicklung beitragen soll ein umfassender Umbau. So verschafft sich das hoch verschuldete Unternehmen mit dem Anfang Oktober angekündigten Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts rund um die erst 2009 gekaufte Marke Morton Salt finanziell dringend notwendige Luft. Die Industrieholding Stone Canyon legt dafür 3,2 Milliarden US-Dollar auf den Tisch.
Der Deal soll im Sommer 2021 abgeschlossen werden. Der Konzern hat sich mittlerweile gegen Wechselkursschwankungen abgesichert, "so dass wir sicher von einem Zahlungseingang von 2,5 Milliarden Euro ausgehen können", wie Lohr bei der Vorstellung der Quartalszahlen sagte.
Mit dem Fokus auf das Düngergeschäft einher geht eine Verkleinerung der Verwaltung, vor allem in Kassel. Bei der dadurch schon länger geplanten Senkung der Verwaltungskosten um 30 Prozent bis Ende des Jahres sieht sich das Management auf Kurs.
Durch den umfangreichen Umbau sollte die - auch wegen des Baus des Kanada-Werks - zeitweise bedrohlich hohe Verschuldung bis Ende 2021 ursprünglich um deutlich mehr als zwei Milliarden Euro sinken. Nach dem Salz-Deal ist noch mehr möglich. Zum Vergleich: per Ende September lag die Nettoverschuldung mit rund 3,1 Milliarden Euro sogar etwas über dem Vorjahresniveau.
Mit dem Fokus auf das Kaligeschäft steigt aber auch die Abhängigkeit vom oftmals stärker schwankenden Düngermarkt, hatten einige Analysten im Zuge des Verkaufs moniert. Ein eher verlässlicher Gewinnbringer falle weg. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank geht zudem davon aus, dass die im dritten Quartal verbuchten Wertberichtigungen von rund zwei Milliarden Euro zu zwei Drittel auf Bethune zurückgehen und ein Drittel auf die Bergwerke in Deutschland. So haben sich die Kalipreiserwartungen des Konzern zum Zeitpunkt der Bethune-Planung mittlerweile als zu optimistisch erwiesen.
Die K+S-Papiere büßten am Donnerstagvormittag 2,27 Prozent auf 6,10 Euro ein. Damit zählen sie 2020 mit einem Verlust von nun wieder rund 45 Prozent zu den fünf schwächsten Werten im MDax. Abgesehen von wenigen Erholungsphasen stehen die Papiere schon seit mehr als einer Dekade unter Druck. Kurz vor der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 hatten sie mehr als 97 Euro gekostet./mis/ssc/jha/
Quelle: dpa-AFX