(neu: weitere Details, Analysten, Kursreaktion)
GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius
Bei der operativen Marge basierend auf dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) will Sartorius nun 28,5 Prozent und damit ein Prozentpunkt mehr erreichen als bisher geplant. Ein Teil des zusätzlich erwarteten Geschäfts sei auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen, hieß es. Produkte des Unternehmens werden bei der Herstellung von Impfstoffen und antiviralen Medikamenten eingesetzt.
Im ersten Halbjahr war der Auftragseingang von Sartorius den Angaben zufolge wechselkursbereinigt um 27,5 Prozent gestiegen. Der Umsatz legte bereinigt um Währungskursveränderungen um 18 Prozent zu bei einer operativen Ebitda-Marge von 27,8 Prozent. "Aufgrund der Pandemie steht die Prognose weiter unter größerer Unsicherheit als üblich. Zugrunde gelegt wird insbesondere, dass Logistikketten stabil sind und Produktionslinien in Betrieb bleiben", hieß es. Der Konzern will seinen vollständigen Halbjahresbericht wie geplant am 21. Juli veröffentlichen.
JPMorgan-Analyst Richard Vosser lobte die Zahlen und den Ausblick des Managements. Er geht davon aus, dass die viele Analysten ihre Schätzungen anpassen und stuft das Papier trotz der jüngsten Rally weiterhin mit "Overweight" ein. Commerzbank-Analyst Oliver Metzger sieht sich durch die erhöhte Prognose und Eckdaten ebenfalls in seiner Kauf-Empfehlung bestätigt. Er hatte die Aktie im Herbst hochgestuft, als der Kurs noch bei rund 170 Euro gelegen hatte. Sein Kursziel hat er seitdem peu a peu auf zuletzt 327 Euro erhöht. Damit liegt es zwar nun unter dem aktuellen Niveau, allerdings könnten die Gewinnerwartungen des Experten angesichts der jüngsten Geschäftsentwicklung nun steigen.
Die Analysten der Bank of America passten ihr Kursziel indes bereits an den optimistischeren Unternehmensausblick an und schraubten es von 286 auf 371 Euro nach oben. Damit sehen sie noch Luft für die Aktien und bestätigten ihr Kaufvotum.
An der Börse sorgten die erhöhte Prognose und die Eckdaten für die ersten sechs Monate wieder einmal für Freude. Die Aktie setzte ihren jüngsten Höhenflug fort und stieg um bis zu zehn Prozent auf 342,80 Euro - so teuer war sie noch nie. Am späten Vormittag lag sie mit einem Plus von acht Prozent nur knapp unter diesem Niveau. Die Sartorius-Vorzugsaktie gehört seit vielen Jahren zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt. Jüngster Kurstreiber war ausgerechnet die Corona-Pandemie, die das Geschäft der Göttinger ankurbelt.
Alleine in diesem Jahr hat der Kurs um fast 80 Prozent zugelegt. Unter den deutschen Standardwerten können nur die Anteile von Hellofresh
Das Aktienkapital des seit 1990 an der Börse notierten Unternehmens ist zu gleichen Teilen in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt. Von den 37,4 Millionen Stammaktien gehört die Hälfte einer Erbengemeinschaft, auf weitere fünf Prozent hat die Familie direkten Zugriff. Das Aktienpaket der Familie ist derzeit knapp sechs Milliarden Euro wert.
Rund 34 Prozent der Stammaktien gehören dem US-Unternehmen Bio-Rad Laboratories - nur zwei Prozent sind im Streubesitz. Ganz anders sieht es bei den Vorzugsaktien aus - hier werden 91 Prozent im Streubesitz gehandelt, der Rest liegt bei Sartorius selbst. Mit einem Börsenwert von rund 23 Milliarden Euro ist Sartorius inzwischen das drittwertvollste Unternehmen im MDax und würde im Dax im Mittelfeld liegen.
Wegen der Aktionärsstruktur zählt der Konzern allerdings nicht zu den Kandidaten, die im Herbst für den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard
Quelle: dpa-AFX