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HANNOVER (dpa-AFX) - Vor allem dank eines starken Reifengeschäfts hat sich Continental
Insgesamt gelang es dem Dax
Im laufenden Betrieb jedoch blieb die Autozuliefersparte von April bis Juni unerwartet in den roten Zahlen. Deutlich besser liefen das Reifen- und das Kunststoffgeschäft, im Reifenersatz wie auch in der Erstausrüstung etwa von E-Autos mehrerer großer Fahrzeughersteller. Außerdem hat der Trend zu größeren, lukrativeren SUV-Reifen Bestand.
Dass das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit knapp 711 Millionen Euro und einer Marge von 7,2 Prozent deutlich besser ausfiel als von Analysten zuvor im Schnitt geschätzt, konnte der Aktie aber nicht auf die Beine helfen. Genauso wenig wie der dank der Reifensparte leicht erhöhte Ausblick für die fortgeführten Geschäfte insgesamt. Das Conti-Papier verlor zuletzt 2,1 Prozent auf 111,42 Euro. Anfang Juni war es im Hoch noch fast 133 Euro wert gewesen. In den vergangenen zwölf Monaten steht aber auch bei Conti immer noch ein Kursplus von annähernd einem Drittel.
Die Schwäche in der Autozulieferung könnte die starke Entwicklung der Reifen- und Kunststofftechnik im weiteren Verlauf des Jahres zunichtemachen, sagte JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Die weltweite Autoproduktion bleibe ein Unsicherheitsfaktor. Für George Galliers von Goldman Sachs
Derzeit zieht die Inflation bei vielen Waren und Dienstleistungen an. In der Autobranche kommt das auch bei Vorprodukten zum Tragen - zumal durch die Verknappung der Chips. "Wir merken die gestiegenen Rohstoffpreise nicht nur bei Rohmaterialien für Reifen, sondern auch in den Autozuliefer-Bereichen", so Schäfer. "Die Stahlpreise zum Beispiel sind gestiegen, und auch Halbleiter sind teurer geworden."
Mitte 2020 waren Contis Geschäftszahlen wie bei vielen anderen Firmen der Autoindustrie zunächst abgestützt. Der Nachfrageeinbruch infolge geschlossener Autohäuser und gekappter Produktion schlug auch auf die Zulieferer durch. Anfang dieses Jahres zeigte sich bereits etwas Entspannung.
Es gäbe wohl durchweg Anlass zur Zuversicht - wäre da nicht die globale Versorgungskrise bei Halbleiter-Komponenten. Diese stecken in sämtlichen Elektronik-Anwendungen moderner Autos. Conti-Chef Nikolai Setzer erklärte: "Insgesamt werden der Chipengpass sowie steigende Rohstoffpreise die Autoindustrie im gesamten Jahr 2021 belasten." Und das in einer Zeit, in der große Teile der Kundschaft eigentlich zurück sind und Autobauer versuchen, die Bestellungen abzuarbeiten.
Das Mikrochip-Problem könnte sich noch verschärfen. Die globale Autoproduktion sank vom ersten zum zweiten Quartal um voraussichtlich fast 9 Prozent, besonders in Europa und Nordamerika. Lediglich China konnte sein Niveau in etwa halten. Gleichzeitig werden Kapazitäten bei Chipproduzenten zum Beispiel in Malaysia noch enger. Die vorschnellen Stornierungen der Autobranche im Corona-Tief 2020 wurden zudem noch von Ausfällen durch Wetterextreme und Brände überlagert.
Fürs Gesamtjahr 2021 kalkuliert Conti mit etwas geringeren Zuwächsen der Welt-Autoproduktion, die Schwankungen seien hoch. Noch stimmen die zuletzt gelungenen Steigerungen den Konzern relativ optimistisch. Der Umsatz wuchs im zweiten Jahresviertel um fast die Hälfte auf 9,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten landete nach hohem Vorjahresverlust jetzt bei 711 Millionen Euro.
Im September wird die Antriebstechnik von Continental in die neue, börsennotierte Firma Vitesco abgespalten. Ohne das alte Stammsegment erwartet der Vorstand einen Jahreserlös von 33,5 bis 34,5 Milliarden Euro - das ist am unteren Ende des Korridors eine Milliarde Euro mehr als bisher. Als bereinigte operative Gewinnspanne sollen 6,5 bis 7 Prozent vom Umsatz hängen bleiben, statt bisher 6 bis 7 Prozent. Experten rechneten im Schnitt bereits zuvor mit einem Wert von über 7 Prozent.
Ausschlaggebend für die etwas optimistischeren Aussichten ist die Reifensparte. Trotz erneut erhöhter Schätzungen für den Gegenwind durch höhere Rohmaterialpreise geht Conti hier nun von noch besseren Geschäften im Jahr aus. Die gestiegenen Einkaufspreise habe Conti in vernünftigem Maß an die Kunden weitergeben können, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer.
Zum Ende des ersten Halbjahres konnte Conti seine Nettoschulden deutlich von knapp 6 Milliarden (Mitte 2020) auf rund 3,2 Milliarden Euro drücken. Die Zahl der Beschäftigten nahm konzernweit leicht um 0,6 Prozent auf fast 233 400 zu. Etliche Jobs in der klassischen Mechanik und Hydraulik sowie in Reifenwerken werden jedoch abgebaut - neue Stellen entstehen vor allem bei Software und Sensorik.
Schäfer erklärte, beim Sparprogramm sei man jetzt auf Kurs: "Mit entsprechenden Vereinbarungen an den wichtigsten Standorten sind wir durch." Dies beziehe sich auf rund ein Viertel der insgesamt vom Wandel betroffenen Mitarbeiter. Conti will 30 000 Jobs "verändern"./jap/men/zb
Quelle: dpa-AFX