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05.07.2022 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP 2: Ministerium arbeitet an Lösung für Uniper - Aktie sackt weiter ab

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E.on

BERLIN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper kann in seiner Schieflage durch sinkende Gasflüsse aus Russland auf staatliche Hilfe hoffen. Neben Krediten ist auch ein Einstieg des Bundes nicht ausgeschlossen. Insgesamt könnte es dabei um mehrere Milliarden Euro gehen. Die Anleger konnte dies aber kaum beruhigen. Der Kurs der Aktie rutschte zeitweise auf den tiefsten Stand seit der Abspaltung des Unternehmens von Eon im Herbst 2016. Inzwischen gehört Uniper zum finnischen Konzern Fortum .

Nachdem sich der MDax-Wert zu Tagesbeginn noch an einem Stabilisierungsversuch versucht hatte, gab sein Kurs im Handelsverlauf deutlich nach. Am Nachmittag sank er um bis zu 18 Prozent auf 9,245 Euro und damit unter sein bisheriges Rekordtief von 9,80 Euro. Bis zum Handelsende konnte die Aktie ihre Verluste etwas eindämmen, schloss aber immer noch mit einem Minus von etwas mehr als neun Prozent auf 10,25 Euro. Seit einem Monat hat sich der Kurs damit mehr als halbiert, seit dem Jahreswechsel beläuft sich das Minus auf gut 75 Prozent. Die Marktkapitalisierung fiel unter die Marke von vier Milliarden Euro.

Bereits nach dem Ausverkauf der Aktie am Montagnachmittag habe der Börsenwert des Energieversorgers deutlich unter dem Wert gelegen, den allein das Gas in seinen eigenen Speichern habe, schrieb Analyst Sam Arie von der Schweizer Bank UBS. Dies spreche für eine übertriebene Kurskorrektur. Die Anleger dürften allerdings nicht zurückkommen, bevor es Klarheit über eine mögliche Weitergabe höherer Gaskosten oder einen möglichen staatlichen Rettungsplan gebe, fügte der Experte hinzu.

Dabei wird einem Pressebericht von Dienstagnachmittag zufolge ein Einstieg des Bundes mit einer Aktienbeteiligung von bis zu 25 Prozent diskutiert. Der Bund könnte die Papiere zu einem Nennwert von 1,70 Euro bei Uniper zeichnen, berichtete das "Handelsblatt" mit Verweis auf informierte Personen. Das entspräche gut 150 Millionen Euro.

Ergänzend sei den Insidern zufolge eine stille Beteiligung des Bundes im Gespräch. Diese könnte ein Volumen zwischen drei bis fünf Milliarden Euro haben. Am Montag hatte es bereits seitens der Nachrichtenagentur Bloomberg Berichte um mögliche Hilfsgelder von bis zu neun Milliarden Euro gegeben. Die Agentur berief sich bei dieser Zahl auf eine mit der Sache vertraute Person. Für den Markt stelle sich die Frage, ob Uniper zur "Lufthansa 2.0" werde, kommentierte Lueder Schumacher, Analyst bei der französischen Großbank Societe Generale. Das Paket umfasse wohl einige Maßnahmen, aber der Markt sorge sich vor allem wegen einer wohl stark verwässernden Kapitalerhöhung, so der Experte. Ein Staatseinstieg würde zwar Banken beruhigen, aber das Problem hoher Gaspreise nicht lösen, so Schumacher.

Das Wirtschaftsministerium arbeitet nach Angaben einer Sprecherin "unter Hochdruck" an Lösungen wegen der angespannten Lage bei Uniper. Die Bundesregierung sei in Gesprächen mit dem Unternehmen über Stabilisierungsmaßnahmen, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag. Um angeschlagene Firmen mit Milliarden-Steuergeldern unter die Arme greifen zu können, brachte das Kabinett am Dienstag gesetzliche Änderungen auf den Weg.

Wie aus einer Ampel-Fraktion verlautete, könnten Stützungsmaßnahmen für Unternehmen, etwa durch Kapital oder durch Übernahme von Firmenanteilen durch den Bund, notfalls auch gegen den Willen des Mehrheitseigentümers geschehen.

Mögliche Staatshilfen im Falle eines drohenden russischen Gasembargos dürften für Uniper als größten deutschen Importeur von russischem Gas sehr wichtig sein, erklärte JPMorgan-Analyst Vincent Ayral. Das Unternehmen werde von der Bundesregierung als zu groß angesehen, um ohne eine Kettenreaktion auf den europäischen Energiemärkten zu scheitern. Ihm erscheine das kolportierte Hilfspaket von neun Milliarden Euro hoch - insbesondere im Vergleich zu Unipers aktueller Marktkapitalisierung von inzwischen weniger als vier Milliarden Euro und rund 15 Milliarden Euro zu Beginn des Jahres.

Habecks Sprecherin zufolge laufen innerhalb der Regierung zudem weiter Gespräche über Änderungen des Energiesicherungsgesetzes. Ziel sei es, sich für eine weiter angespannte Lage auf den Energiemärkten zu wappnen und den Instrumentenkasten zu füllen. Die Energiemärkte müssten funktionsfähig bleiben.

Hintergrund ist die Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1. Dadurch geriet auch Uniper als Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas in Turbulenzen und rief nach Staatshilfen. Die Sprecherin Habecks wies darauf hin, Uniper habe einen bestehenden Kreditrahmen über die Staatsbank KfW über 2 Milliarden Euro noch nicht gezogen.

Die Probleme könnten sich jedoch noch verschärfen. Am 11. Juli beginnen jährliche Wartungsarbeiten von Nord Stream 1, die in der Regel zehn Tage dauern. Die große Sorge ist, dass Russland nach der Wartung den Gashahn nicht wieder aufdreht.

Uniper spielt eine zentrale Rolle bei der deutschen Energieversorgung und beliefert viele Stadtwerke. Der Konzern kann aber derzeit Mehrkosten beim Einkauf von Gas nicht an die Kunden weitergeben. Daraus entstehen bei dem Unternehmen signifikante finanzielle Belastungen, das Management musste Ende Juni die Jahresprognose zurückziehen. Als staatliche Maßnahmen hatte erklärt, es seien auch Beteiligungen in Form von Eigenkapital möglich. Das würde bedeuten, dass der Staat vorübergehend bei Uniper einsteigt - wie bei der Lufthansa in der Corona-Krise.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Montag unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass es bei dem Rettungspaket um eine Mischung aus Krediten und dem Kauf von Anteilen an dem Unternehmen gehen soll. Das Finanzministerium und Uniper wollten sich auf Nachfrage von Bloomberg nicht äußern. Um mögliche drastische Preissprünge gleichmäßiger an Gaskunden zu verteilen, arbeitet die Bundesregierung außerdem an einem möglichen Umlagesystem, will aber verhindern, dass dieses Instrument zum Einsatz kommen muss./lew/nas/hoe/stw/zb/stw

Quelle: dpa-AFX

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